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Schüleraustausch in Bitterfeld Schüleraustausch in Bitterfeld: Die Welt der anderen

Von Sylvia Czajka 15.01.2015, 13:42
Gut gelaunt: Die Mädchen aus dem ägyptischen Alexandria sind alle bei deutschen Mitschülern untergebracht.
Gut gelaunt: Die Mädchen aus dem ägyptischen Alexandria sind alle bei deutschen Mitschülern untergebracht. André Kehrer Lizenz

Bitterfeld - Von einer Welt der Mädchen könne wohl mit Fug und Recht gesprochen werden, treten Besucher über die Schwelle der Deutschen Schule der Borromäerinnen in Alexandria, Ägypten. Mädchen, wohin das Auge blickt. Etwa 700 an der Zahl. 21 von ihnen haben die Millionenmetropole am Mittelmeer verlassen, um nach Bitterfeld zu reisen.

Bitterfeld? Für Sara El Soda und ihre Mitschülerinnen ist es kein unbekannter Ort auf der Weltkarte - eher vertraut wie die deutsche Sprache. Kennengelernt haben sie die etwa 40 000 Einwohner zählende Stadt in Sachsen-Anhalt durch Gabi Hubert, ihre Lehrerin in Alexandria. Die wohnt eigentlich in Friedersdorf und unterrichtet am Walther-Rathenau-Gymnasium Bitterfeld. Doch seit 2013 ist alles ein wenig anders. Gabi Hubert hat die Kontinente gewechselt und die Schule. Ab und zu kehrt sie wieder zurück - in den Ferien oder wie derzeit zum Schüleraustausch.

Schlafen, essen und leben in der Familie

Eine Woche lang werden die Besucherinnen aus Alexandria Gäste des Europagymnasiums sein. „Bei uns ist nicht nur Europa zu Besuch, sondern die Welt“, sagt Schulleiter Eckhard Appenrodt. Kein Hotel sei vonnöten, um den Mädchen ein Zuhause auf Zeit zu bieten, sie werden von ihren deutschen Klassenkameraden umsorgt: schlafen, essen, leben in der Familie. Bei Cariem El Wakils Familie aus Bitterfeld wohnt derzeit Sandra Bogdadi aus Alexandria. Sie fühlt sich wohl. Zumal bei Carim auch Arabisch gesprochen wird. Im Alter von fünf Jahren kam er aus Ägypten nach Deutschland. Seitdem ist er ein Teil davon. Bitterfeld ist zu seinem Zuhause geworden. Das zeigt Carim nun nicht ohne Stolz Sandra.

Die Deutsche Schule der Borromäerinnen in Alexandria ist eine deutsch-ägyptische Begegnungsschule. Sie wird fast ausschließlich von ägyptischen Mädchen besucht, die muslimischen (95 Prozent) Glaubens sind.

Die Mädchen können hier bereits den Kindergarten besuchen, aber auch ihr Abitur abschließen. Schulträger sind die Barmherzigen Schwestern vom heiligen Karl Borromäus mit Sitz im Kloster Grafschaft (Hochsauerland).

Was sie sieht, gefällt ihr. Zum Beispiel beim Landeanflug in Berlin: „Hier ist alles grün, bei uns gelb.“ Oder: „Hier haben Mädchen Jungs als Banknachbarn - bei uns nicht.“ Oder: „Hier ist es still im Vergleich zu Alexandria.“ Es werden noch mehr Eindrücke dazukommen bis zum Abflug am kommenden Wochenende, sind sich die jungen Damen sicher und Lehrerin Gabi Hubert nickt. Aus eigener Erfahrung weiß sie, dass noch viele folgen werden.

„Ich habe mich gut eingelebt“

Den Karneval der Sinne erlebte sie selbst im August 2013 in Afrika - als für die Friedersdorferin ein neuer Lebensabschnitt begann. „Ich wollte einfach noch mal eine neue Herausforderung im Leben“, erzählt sie. „Ich habe mich gut eingelebt.“ Und wohl noch ein wenig mehr. „Alexandria ist mittlerweile mein zweites Zuhause geworden.“ Was sie dort fasziniert? „Die Menschen, die Herzlichkeit, die Hilfsbereitschaft. Vielleicht auch Freunde fürs Leben gewonnen zu haben.“

Wie ihre ägyptische Kollegin Gihan Hashem, die mit nach Bitterfeld reiste. An der Deutschen Schule der Borromäerinnen unterrichten etwa 60 Lehrer. In der privaten Bildungseinrichtung können die Mädchen komplett ihre Kindheit und Jugend verbringen.

Mädchen unter Mädchen zu sein, klappt das? „Eigentlich gut. Wir kennen es ja nicht anders“, erzählen sie. Vor allem: „Uns muss nichts peinlich sein.“ Das könne aber passieren, wenn Jungs in der Nähe sind, erklären sie und lachen. (mz)

Gabi Hubert und ihre ägyptische Kollegin Gihan Hashem
Gabi Hubert und ihre ägyptische Kollegin Gihan Hashem
André Kehrer Lizenz