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Schüler-Theaterprobe Schüler-Theaterprobe: Geschichte mit realem Hintergrund

02.12.2002, 20:54

Gräfenhainichen/MZ. - "Hach, kann ich nicht lieber ,alter Affe‘ sagen?" mault Benjamin, alias Hannes, als er von Sybille Schaffrin, Musikschullehrerin und "Co-Regisseurin" für das Schüler-Theaterstück "Menschen wie Du und ich", darauf hingewiesen wird, dass er "Schmalspurhengst" so genuschelt hat, dass es im Publikum wohl kaum ankommen würde. "Schmalspurhengst kennt doch hier keiner", versucht der Junge eine Änderung im Textbuch herbei zu führen. Allerdings vergeblich: eine Woche vor der Premiere würden solche Änderungen die anderen Mitwirkenden nur verunsichern, meint Frau Schaffrin.

Zudem scheint Benni nicht ganz auf dem Laufenden: Auch Schmalspurhengst haben Marie Luise Siewek, Andy Gladis und Christoph Honig, die Autoren des Stückes, ihren Mitschülern in der Gräfenhainichener Gutenberg-Schule abgelauscht und in ihr kleines Schimpfwörter-Buch aufgenommen.

Bevor sich die drei Gutenberg-Sekundarschüler nämlich an die Geschichte setzten, wurden sie dazu angehalten, den Alltag zu beobachten, Charakterstudien von Schülern und Lehrern sowie auch Recherchen zum Thema Russlanddeutsche zu betreiben.

Denn um die schwierige Integration der Spätaussiedler-Kinder an einer Schule dreht sich die Geschichte, in der sich die Gutenberg-Schüler durchaus wieder finden, wie die Mitwirkenden bestätigen. An der Schule in der Gräfenhainichener Plattenbau-Siedlung lernen einige Aussiedler-Kinder. Das Theaterstück soll letztlich die Auseinandersetzung der Schüler mit dem Thema befördern.

Es ist der zweite Teil der Aufführung aus dem vergangenen Schuljahr. Weil da aber viele Zehntklässler im Ensemble waren, mussten nun neue Akteure gewonnen werden. Von der sechsten bis zur neunten Klasse fanden sich Mitwirkende. "Die Jungen zu bewegen, mitzumachen, das war nicht ganz leicht", erzählt Frau Schaffrin. "Aber sie machen ihre Sache ganz prima."

"Mutig" findet sie es auch, dass sich mit Olga Dering und Oxana Tradschuk zwei Spätaussiedlerinnen, bereit erklärt haben, die Natascha zu spielen. Das Textlernen hat sie viel Mühe gekostet, aber sie haben nicht weniger Spaß am Schauspielern als ihre Mitschüler.

Heike Matysik, Lehrerin an der Gutenberg-Schule, hat die Vorlage "bühnenreif" bearbeitet und ebenfalls mit den Schülern einstudiert. Den musikalischen Part in diesem Gemeinschaftsprojekt von Musikschule und der Gutenberg-Sekundarschule, die auch für Kulissen und Requisiten verantwortlich ist, übernimmt die Conzert-Band der Kreismusikschule unter Leitung von Joachim Brasel.

Premiere ist am Montag um 10 Uhr in der Aula des Paul-Gerhardt-Gymnasiums. Während bei der gestrigen Szenen-Probe die Jungen ihre Rollen schon ganz natürlich rüber brachten, wirkten die Mädchen noch etwas hölzern. So musste Heike Matysik Nancy immer wieder auffordern, resoluter aufzutreten, "schließlich bist du als Lehrerin eine Autoritätsperson!" Hacken-Schuhe soll Nancy zudem bei der Aufführung tragen, damit ihr Gang eleganter wird.