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Restauration in Brehna  Restauration in Brehna : Ein Schatz wird entstaubt

Von Christine Färber 01.07.2016, 16:21
Bei der Sanierung des Altars wird alles genau begutachtet, beraten und dokumentiert.
Bei der Sanierung des Altars wird alles genau begutachtet, beraten und dokumentiert. André Kehrer

Brehna - Das, was Restauratorin Andrea Himpel und ihre Mitarbeiterin Linda Haselbach gegenwärtig unter ihren Händen haben, ist etwas recht Wertvolles. Weil es selten ist, sagt die Expertin. In der Stadt- und Klosterkirche Brehna ist so ein Schatz - der barocke Altar. „Mit dem gotischen Altarschrein ist quasi ein katholisches Teil in einen evangelischen Altar integriert worden. Das ist von der Kunstgeschichte her etwas, was man nicht häufig sieht“, erklärt sie.

Farben beginnen zu strahlen

Diesen Altar, der fast zehn Meter hoch ist, säubern die beiden Frauen derzeit. Dazu braucht es eine Unmenge von Watte, das beste Material für solche Zwecke, wie die Restauratorin erklärt. Beim Säubern wird zugleich hier und da abblätternde oder lose Farbe wieder befestigt. Und schon der erste Blick verrät: Der Effekt ist enorm. Die Farben beginnen wieder zu strahlen, das Gold zu glänzen. Und selbst der verbräunte Schellack kann nun wieder die Illusion nähren, er sei mehr als bloß Lack. Bis August sollen die Arbeiten beendet sein, sagt Bernd Löchel, Vorsitzender des Gemeindekirchenrates und Mitglied des Fördervereins.

Die Kanzel folgt

Der Staub von Jahrzehnten liegt auf dem Altar und seinen Figuren, denn seit der letzten Sanierung im Jahr 1934 hat keiner mehr Hand an das Kunstwerk gelegt. Und mit jeder Arbeit seit Gründung des Fördervereins in der Kirche - sei es das Entrümpeln des Dachbodens, die Arbeit an Dach und Dachstuhl, das Abhacken und Erneuern des Innenputzes, die De- und Montage der riesigen Decke und anderes mehr - allzeit rieselte der Staub herab.

Ist der Altar fertig, sagt Löchel, schließt sich die Arbeit an der Kanzel an. Die hatte notgedrungen das selbe Schicksal erlitten.

Viel erreicht

Bei der Säuberung der Objekte wollen es die Brehnaer belassen. Über die kleinen Restaurierungssünden der 30er Jahre wollen sie großzügig hinwegsehen. „Wir müssen uns entscheiden zwischen dem, was real geht und dem, was man machen könnte“, sagt Löchel. „Man kann de luxe - aber das kostet auch de luxe, das Vier- bis Fünffache.“

Doch mit dem Geld, das Förderverein, Kirchengemeinde, Kirchenkreis, Amt für Landwirtschaft, Flurneuordnung und Forsten, Landkreis, Sponsoren und andere geben, muss man sorgsam umgehen. „Ich denke, wir können stolz sein auf das, was wir hier schon geschafft haben“, meint Löchel und berichtet vom Treffen der goldenen Konfirmanden neulich.

Die Stadt- und Klosterkirche Brehna wird im Jahr des Reformationsjubiläums 2017 eine Rolle spielen. Durch Luthers Frau, Katharina von Bora, die zur Erziehung und Bildung im Augustiner-Chor-frauenstift Brehna weilte, ist die Verbindung hergestellt.

Die Nonne setzte sich später nach dem Studium von reformatorischen Schriften kritisch mit dem Klosterleben auseinander und floh schließlich zusammen mit anderen Ordensschwestern aus dem Kloster min Nimbschen. Im Jahr 1525 heirateten Martin Luther und Katharina von Bora in Wittenberg. Das Ehepaar hatte sechs Kinder.

Einige von ihnen waren vor 50 Jahren das letzte Mal in dieser Kirche. „Sie waren beeindruckt.“ Und das mit Recht. Seit 1997, als das Pfarrhaus saniert wurde und dann das Gotteshaus ins öffentliche Bewusstsein rückte, ist sehr viel erreicht worden. Nimmt man die Kosten, die jetzt für die Sanierung von Altar und Kanzel anfallen, hinzu, kommt man locker auf eine Summe von einer Million Euro, die in Erhalt und Sanierung des Bauwerkes und der Orgel und andere Sachen geflossen sind. Allein die Orgel wieder herzustellen, meint Löchel, habe einen sechsstelligen Betrag gekostet.

Der Holzwurm ist drin

Noch aber können die Brehnaer nicht die Hände in den Schoß legen. Die beiden Beichtstühle zum Beispiel, an denen sich der Holzwurm ganz schön abgearbeitet hat, müssen saniert werden, ebenso die Patronats- und die Bürgermeisterloge. Auch das Verputzen des Gebäudes wird fortgesetzt.

(mz)

In der Brehnaer Stadtkirche wird der Altar saniert.
In der Brehnaer Stadtkirche wird der Altar saniert.
Andrè Kehrer
Auch an der Kanzel blättert die Farbe von den Malereien ab.
Auch an der Kanzel blättert die Farbe von den Malereien ab.
Andrè Kehrer