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Neues Angebot geplant Rentner in Wolfen vermissen die uniformierten Helfer - Senioren holen die Polizei zu sich

Beamte sprechen mit älteren Menschen über Wege für schnelle Hilfe. Polizei-Sprechstunden aber werden auch künftig keine Chance haben. Stattdessen gibt es ein neues Angebot für Wolfen-Nord.

Von Frank Czerwonn Aktualisiert: 10.02.2023, 18:53
Die frühere Revierstation in Wolfen-Nord ist seit längerem Sitz der Zentralen Verfügungseinheit der Polizeiinspektion Dessau-Roßlau.
Die frühere Revierstation in Wolfen-Nord ist seit längerem Sitz der Zentralen Verfügungseinheit der Polizeiinspektion Dessau-Roßlau. (Foto: Michael Maul)

Wolfen/MZ - Die Senioren haben gerufen – die Polizei ist gekommen. Gemeinsam mit drei Kollegen aus dem Bitterfelder Revierkommissariat war Michael Drews, Leiter zentrale Aufgaben im Polizeirevier Anhalt-Bitterfeld, Gast der Senioren-Gesprächsrunde 75+ im Mehrgerationenhaus in Wolfen-Nord. Denn bei dem vorherigen Treffen hatten ältere Bürger fehlende Ansprechmöglichkeiten der Polizei beklagt. Sie vermissten die uniformierten Helfer.

Sorgen werden ernst genommen

„So etwas nehmen wir sehr ernst“, sagte Drews. Er kennt die Probleme, die die älteren Menschen haben. Zwar sei die frühere Revierstation in Wolfen-Nord noch immer ein Polizeigebäude. Doch werde es von der Zentralen Verfügungseinheit der Polizeiinspektion Dessau-Roßlau genutzt. Diese kommen bei Versammlungen oder Fußballspielen zum Einsatz. „Das ist eine geschlossene Einheit, die zentral eingesetzt wird“, erklärte Drews. „Aber als Ansprechpartner für die Bürger stehen sie eigentlich nicht zur Verfügung.“ Man könne dort also keine Anzeige aufgeben und keinen Unfall melden.

Mehrere Senioren hatten deshalb wieder eine Bürgersprechstunde gefordert. Doch kann diese das Problem lösen? Die Erfahrungen machen wenig Hoffnung. 2019 und 2020, als es noch einmal pro Woche eine Bürgersprechstunde gab, sei diese nur vier Mal für Anzeigen oder Unfallmeldungen genutzt worden.

Polizisten saßen allein in der Sprechstunde

„Solche festen Zeiten haben sich aus unserer Sicht nicht bewährt. Aber sie blockieren Beamte“, erklärte Drews und stieß auf Verständnis. Damit sei Wolfen-Nord übrigens kein Einzelfall. Im Landkreis Anhalt-Bitterfeld gebe es insgesamt zehn Regionalbereiche. „Und in keinem einzigen haben solche feste Sprechstunden der Polizei funktioniert.“ In dieser Zeit könne man die Polizisten sinnvoller einsetzen.

Doch klar sei: Wenn ein Bürger ein Anliegen hat, will er zeitnah Hilfe. Und die bekomme er auch. „Der richtige Weg bei akuten Problemen ist der Notruf 110“, erläuterte Drews. „Oder man ruft das Revierkommissariat Bitterfeld an.“ Das sei rund um die Uhr besetzt. Der Diensthabende könne einschätzen, ob man sofort helfen muss oder ob die Angelegenheit am nächsten Tag bearbeitet werden kann.

Gerhard Große, Chef des diese Treffen organisierenden Seniorenbeirats Wolfen, fand diese Hinweise sehr wichtig. „Offensichtlich scheuen sich viele, die 110 anzurufen.“ Und auch das Revierkommissariat Bitterfeld hätten viele Ältere im Notfall nicht so auf dem Schirm. Es ist unter der Telefonnummer 03493/30 10 erreichbar.

Ein zweiter Themenbereich sind laut Drews Prävention und Ermittlungen, die Zeit haben. „Genau dafür wurden 2014 die Regionalbereichsbeamten ins Leben gerufen.“ In Bitterfeld-Wolfen seien vier im Stadtgebiet im Einsatz. Auf den Wochenmärkten seien sie ebenso anzutreffen wie bei den Montagsdemonstrationen. „Sie führen im Alltag viele kleine Ermittlungen durch. Aber Anzeigen- und Unfallaufnahme sind nicht ihre originäre Aufgabe.“

Regelmäßige Angebote zu Themen

Um aber älteren Bürgern mehr Möglichkeiten zu bieten, mit der Polizei zu reden und sich auch Tipps zu holen, bot Drews für Wolfen-Nord an, beispielsweise regelmäßig an der Seniorenrunde 75+ teilzunehmen. „Dabei könnte man auch spezielle Themen behandeln.“ Bei der AWO in Bitterfeld mache man das regelmäßig. Seniorenbeiratschef Gerhard Große unterstützt diese Idee.

Ein Thema der Runde, so Große, sei auch der Abriss des Jeßnitzer Bahnhofs gewesen. „Damit ist der erste Schritt für einen behindertengerechten Zugang zum Bahnsteig gen Dessau vollzogen.“ Doch müsse die Stadt weiterhin Druck machen, damit die nächsten Schritte in Angriff genommen werden, meinte er in Richtung der ebenfalls anwesenden Bürgermeisterin Heike Kraul.