Reitsport Reitsport: Prussendorfer Pferd startet in London
Prussendorf/MZ. - Wahrscheinlich hat Uwe Klugmann die Olympischen Spiele noch nie mit so viel Spannung erwartet wie dieses Jahr. Das hat seinen Grund. Und der heißt Monte Bellini. Der Hengst aus dem Landgestüt Prussendorf wird in London beim Springreiten starten. Und bei Klugmann hat das edle Tier sich sozusagen seine ersten Sporen verdient. Denn bei ihm hat es seine Grundausbildung gekriegt. Weil Monte Bellini bei einer Körung in Münster den Prussendorfern auffiel und eine gute Figur machte, hat das Gestüt den damals 2,5-Jährigen gekauft. Mit welchem Glück im Gepäck sie da heim kamen, das wusste kein Mensch.
Uwe Klugmann ist kein Pferdeflüsterer, aber er ist einer, der sein Handwerk versteht. Und die Pferde. "Bei Monte, da habe ich schon gespürt, dass das ein ganz besonderes Pferd ist. Das will springen, das will richtig und das gibt sich Mühe", sagt er und nickt zur Bekräftigung. Das habe er schon relativ früh herausgefunden, dass das seine Disziplin ist.
Drei Jahre lang waren sie ein fast perfektes Paar - der Ausbilder und das Tier. Beinahe jeden Tag. Bis Monte, wie Klugmann den Hengst liebevoll nennt, sechs Jahre alt war. Dann hieß es Abschied. Der hoffnungsvolle Hengst, der nach wie vor Eigentum des Landes Sachsen-Anhalt ist, brauchte andere Reiter, um weiterzukommen. Klugmann sagt, das sei wie beim Fußball: "Die einen spielen in der Verbands-, die anderen in der Bundesliga. Und Bundesliga spiele ich nicht." Aber Monte Bellini eben. Heute steht der Hengst im Stall von Springreiter Ludger Beerbaum in Westfalen, wo er von Philipp Weishaupt geritten wird. Und mit Sicherheit braucht er sich dort nicht vor Größen im Stall wie dem Super-Pferd Totilas zu verstecken.
Der Abschied damals, erzählt Uwe Klugmann, der sei ihm schon schwer gefallen. Nicht nur, weil Monte Bellini ein sehr sportlicher, begabter Hengst ist sondern dazu auch noch ein sehr sanftmütiger. "Ein richtiges Kinderpferd." Aber der Alltag geht weiter und ein Pferdewart in Prussendorf ist auch nicht nur für ein Pferd zuständig. "Da wären wir wohl schnell pleite", meint Landstallmeister Siegmund Hinsche, der Chef des Hauses, mit einem Lachen. Auch er ist stolz darauf, was aus Monte Bellini, der heute zehn Jahre alt und also auf dem Leistungshöhepunkt ist, geworden ist. "Das ist wie der erste Sechser im Lotto", meint er. "Es ist unwahrscheinlich, dass du noch einen zweiten landest." Hinsche hebt die Schultern. "Für uns ist es ein Aushängeschild. Monte Bellini ist auch einer unserer Zuchthengste." Für die Zeit, die Hinsche als Deckgeschäft bezeichnet, kommt das schöne Tier nach Prussendorf. Und: Es erkennt seinen vertrauten Trainer, Kumpel, Freund Uwe Klugmann. "Der wiehert und dann legt er seinen Kopf auf meine Schulter", verrät der und lässt sich durchaus anmerken, dass das für ihn etwas ganz Besonderes, Wunderschönes ist. Sie haben viel erreicht zusammen. Klugmann hat Monte Bellini für das Bundes-Championat qualifiziert. Als Fünf- und als Sechsjähriger hat der den Titel geholt. "Das hat noch nie ein Pferd geschafft", so Klugmann. Nicht mal Montes Vater Montender - immerhin Europameister.
Jetzt drückt ganz Prussendorf die Daumen. Auch Katrin Helbig, die Frau in Hinsches Sekretariat. Sie durfte dem jungen Hengst, der 2005 im Hof von Prussendorf ankam, den Namen geben.