Räuber und Gendarm Räuber und Gendarm: Neue Paintballanlage in Sandersdorf öffnet mit lautem Knall

Sandersdorf - Auftauchen, Gegner anvisieren, abdrücken und wieder in Deckung gehen. Wer beim Paintball siegen will, braucht viele Eigenschaften: Schnelligkeit, Taktik, Treffsicherheit, Cleverness. Steve Vogts weiß, wovon er spricht.
Der Bitterfelder ist vergangenen Samstag mit seinen Kumpels, die aus Salzfurt oder Greppin kommen, der erste, der die neue Anlage „ABI Paintball“ in Sandersdorf testen darf. Bislang musste die Truppe nach Halle oder Leipzig, um ihre Leidenschaft ausleben zu können. Jetzt haben sie Spielfelder vor der Tür. Und die Stadt Sandersdorf-Brehna einen weiteren Edelstein im Freizeitangebot als selbsternannte Sportstadt.
Kein Wunder, dass die Verwaltung um Bürgermeister Andy Grabner (CDU) ein offenes Ohr hatte, als Peter Kriegler und Michael Jahn mit ihrer Idee ankamen. Das 15.000 Quadratmeter große städtische Gelände im Gewerbegebiet „An der Hermine“ kurz hinter Joco Möbel hat das Betreiberduo nun für fünf Jahre gemietet - mit Verlängerungsoption.
In nur sechs Monaten wurde die große Fläche mit schwerer Maschinerie nutzbar gemacht
Aber wie kamen sie auf die Idee, das unwegsame Gelände umzukrempeln? „Michael hat früher schon solch eine Anlage im Leipziger Raum betrieben. Nun suchten wir ein neues Gelände und fanden das hier passend“, erzählt Kriegler, der eine Garten- und Landschaftsbaufimra in Bitterfeld und Greppin hat. Jahn dagegen leitet eine Laser-Tag-Anlage im Sachsenpark Leipzig.
In nur sechs Monaten haben die Freunde neben ihren Jobs die große Fläche mit schwerer Maschinerie nutzbar gemacht. „Das war Schwerstarbeit“, erzählt Kriegler, dem seine Erfahrungen als Landschaftsgärtner dabei halfen. „Denn Paintball lebt von der einfallsreichen Gestaltung der Spielflächen.“ Während anderswo teils einfach ein paar Holzpaletten zusammengeschraubt und als Deckung ins Gelände geworfen werden, wollen Kriegler und Jahn Themenwelten erschaffen.
Zwei der vorgesehenen, je rund 2.500 Quadratmeter großen eingezäunten Spielfelder sind bereits fertig, die anderen folgen im Frühjahr: Auf dem Industrie-Spielfeld stehen Autowracks, massive Abwasserschächte mit Pumpen im Inneren sowie riesige Kunststoffrohre, durch die man kriechen kann.
„Da haben wir viel Deckung. Das erhöht die Spannung, wenn wir uns an die Gegenspieler heranpirschen.“
Sie bieten den beiden Mannschaften Deckung. Das „Woodland“ mit Holzhäuschen, Büschen und Bäumen dagegen verbreitet etwas Western-Flair. Sogar ein Gefängnis gibt es. „Statt einer Fahne, die es in der Mitte des Spielfeldes zu erobern gilt, könnte man hier das Szenario einer Gefangenenbefreiung durchspielen“, erklärt Kriegler. Dass die Felder trotz aller Gestaltung wild und unübersichtlich daherkommen, liegt in der Natur der Sache.
So lobt denn auch Spieler Steve Vogts gerade die Undurchsichtigkeit des Geländes. „Das sieht gut aus. Da haben wir viel Deckung. Das erhöht die Spannung, wenn wir uns an die Gegenspieler heranpirschen.“ Denn letztlich geht es darum, die Spieler der gegnerischen Mannschaft mit Farbbällen aus den kurzen Gewehren zu treffen - „Markieren“ heißt das offiziell -, ohne selber getroffen zu werden. „Denn wer getroffen wird, ist raus“, erklärt Jahn.
Das Schießen erinnert Kritiker an Waffen, Militär, Krieg
Das Schießen erinnert Kritiker an Waffen, Militär, Krieg. Paintball ist deshalb nicht unumstritten. Doch für die Spieler ist es ein Freizeitspaß, der gerade bei Jüngeren angesagt ist. „Es ist wie ,Räuber und Gendarm’ für Erwachsene“, meint Kriegler. Von „Kampf“ will deshalb auch Nick Seidel nicht sprechen. Der Bitterfelder, der in Leipzig lebt, spielt seit 2000 Paintball. „Das ist Sport, den man mit Freunden betreibt.“ Sogar eine Paintball-Bundesliga gibt es. Es gehe um Auspowern, aber auch um Gemeinschaft und Teamgeist. Zwischen den Spielen, die meist zehn bis maximal 15 Minuten dauern, quatsche man mit den Kumpels, tausche Neuigkeiten aus. „Das macht einfach Spaß.“
Aber tut ein Treffer nicht auch weh? „Manchmal schon etwas. Kommt auf die Entfernung an.“ Aber man dürfe keine Angst haben. Zudem gibt es ja eine Ausrüstung: die Maske als Schutz für das Gesicht, den gewehrähnlichen Paintballmarkierer, den Munitionsbehälter mit 200 Farbbällen und die Druckluftflasche, dank der die Bälle das Fliegen lernen. Das kann man vor Ort mieten. Manche Spieler ziehen auch einen Overall an. „Aber viele kommen einfach in Shirt und Hose. Denn die Bälle bestehen aus Gelatine und Lebensmittelfarbe, sind also auswaschbar“, so Jahn.
Inzwischen entdecken sogar Firmen Paintball als Teambuilding-Aktion. „Auch für Junggesellenabschiede ist es begehrt“, weiß Gerrit Wiecha von der Firma Hellfire Firework aus Krina. „Vor allem, wenn der Bräutigam im Moorhuhnkostüm zur auffälligen Zielscheibe wird.“ Wiecha liefert zur Eröffnung nicht nur bunten Rauch, damit die Spiele atmosphärischer werden, sondern auch ein Tagfeuerwerk mit Böllern. Die krachen wie Kanonenschüsse. Ein lautstarker Startschuss für das neue Freizeitangebot. (mz)

