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Rätsel um Stimmen Rätsel um Stimmen: AfD gewinnt Wahl um Vizechef im Stadtrat Bitterfeld-Wolfen

Von Frank Czerwonn 06.03.2020, 08:52
OB Armin Schenk gratuliert Henning Dornack (l.)
OB Armin Schenk gratuliert Henning Dornack (l.) Schmidt

Wolfen - Nicht nur im Erfurter Landtag, auch im Stadtrat von Bitterfeld-Wolfen hat sich Mittwoch ein Wahlkrimi abgespielt. Doch brauchten die Stadträte nur zwei geheime Runden, um einen neuen ersten Stellvertreter des Stadtratsvorsitzenden Dagmar Zoschke (Die Linke) zu wählen.

Das war nötig geworden, weil Annett Westphal (CDU) das Amt aufgab. Am Ende gewann AfD-Kandidat Henning Dornack mit 17 Stimmen. Er bekam aus mindestens zwei anderen Fraktionen Stimmen. Sein Konkurrent Jens Tetzlaff von der Gemeinsamen Fraktion erhielt 15 Stimmen. An seiner Niederlage dürfte auch die Spaltung der CDU-Fraktion im Juli 2019 einen Anteil haben.

Dornack ist Kriminalhauptmeister in der Polizeirevierstation Bitterfeld und seit 2019 Stadtratsmitglied. Dort gehört der 58-Jährige dem Haupt- und Finanzausschuss sowie dem Bauausschuss an. Dornack wurde in Bitterfeld geboren und ist in der Stadt verwurzelt. Er ist verheiratet. „Ich möchte mein Amt sehr sachlich, zielführend und neutral ausüben“, sagt er der MZ. Auch als Landesbeamter müsse er ja Neutralität üben.

Sein Sieg dürfte für Diskussionen sorgen. Denn nach dem ersten Wahlgang hatte Tetzlaff noch zwei Stimmen Vorsprung. Doch 16 Stimmen reichten nicht für die nötige Mehrheit der 35 Stimmberechtigten. Fünf Stimmen waren ungültig.

Im zweiten Wahlgang genügte die einfache Mehrheit. Hier verlor Tetzlaff jedoch eine Stimme. Dornack steigerte sich auf 17. Damit ist klar, das er neben den acht AfD-Stimmen neun aus anderen Fraktionen bekommen hat. Viele gehen davon aus, dass die sechs anwesenden Mitglieder von Pro Wolfen für ihn votierten. Woher kommen die restlichen drei Stimmen?

Gerätselt wird über das Stimmverhalten der vier CDU-Stadträte. Tetzlaff war ihr Fraktionschef, bevor er mit vier anderen zur Gemeinsamen Fraktion wechselte. Das hatte für viel böses Blut gesorgt. Zumal inzwischen Tetzlaff auch den heutigen Fraktionschef Peter Schenk als CDU-Stadtvorsitzenden abgelöst hat.

Da es nur drei ungültige Stimmen in Runde zwei gab, muss mindestens einer der vier für Tetzlaff oder Dornack gestimmt haben. Bitter für die Gemeinsame Fraktion und Tetzlaff: In ihren Reihen fehlten Mittwoch drei Stadträte. Mit deren Stimmen hätte Tetzlaff Runde eins gewonnen. (mz)