Spielabbruch in der Kreisoberliga Rassistische Äußerungen in Roitzsch? Gölzaus Fußballer verlassen nach Anfeindungen den Platz

Roitzsch/MZ - Burkhard Breschs Stimme klang auch am Montagabend noch angeschlagen. Es war der Vortag, der das Vereinsoberhaupt des SV Gölzau nicht losließ. „Ich habe in meinem Leben schon viel mitgemacht“, sagte er, „aber so etwas habe ich noch nie erlebt.“ Am Sonntagnachmittag war Bresch mit den Fußballern seines Vereins zum Auswärtsspiel beim SV Roitzsch gereist. Ein ganz normaler Kreisoberligakick eigentlich. Letztlich sollte er aber nur etwas mehr als eine Stunde gehen - dann verließen die Gäste geschlossen das Feld, weil Angreifer Cheick Mamadou Camara über einen längeren Zeitraum rassistisch beleidigt worden sei.
Ab der 15. Minute sei es immer wieder zu rassistischen Beleidigungen gekommen
Was war geschehen? Bresch, der in der Nähe der Gölzauer Trainerbank als Zuschauer Platz genommen hatte, erklärte, dass das Spiel eigentlich normal angefangen habe. Gölzau und Roitzsch haben zwar schon einige Male gegeneinander gespielt, eine besondere Rivalität herrscht zwischen beiden Clubs aber nicht. Ab der 15. Minute sei es von Seiten der Roitzscher Zuschauer jedoch immer wieder zu rassistischen Beleidigungen gegenüber Camara gekommen. „Unser Trainer hat deshalb den Linienrichter darauf hingewiesen“, so Burkhard Bresch, „es hat sich aber nichts getan.“
In der Halbzeit sei dann Gölzaus Trainer, Nico Czichy, bei Schiedsrichter Jan Fronske gewesen, um die Situation zu besprechen. Doch es habe sich im zweiten Abschnitt nichts geändert, sagte Bresch. Auch nicht, nachdem die Gölzauer bereits erklärt hatten, das Feld verlassen zu wollen, sollte nichts passieren. Roitzschs Zuschauer hätten den 23 Jahre jungen Camara, der in der ersten Hälfte noch das zwischenzeitliche 2:2 erzielte, weiterhin rassistisch beleidigt. „Ich war sprachlos“, so Präsident Burkhard Bresch. Nach etwas mehr als einer gespielten Stunde hat Gölzau dann beim Zwischenstand von 4:2 für Roitzsch geschlossen das Feld verlassen.
Spieler aus Roitzsch hätten noch versucht, auf Zuschauer einzuwirken
Pierre Gebhardt, Angreifer der Hausherren, bestätigte die Anschuldigungen indirekt. Es seien Äußerungen gefallen, erklärte er auf MZ-Anfrage, und bestätigte auch, dass sogar die Spieler aus Roitzsch versucht hätten, auf die Zuschauer einzureden. Erfolglos. Die Partie wurde abgebrochen. „Die Spieler aus Roitzsch können nichts dafür“, so Bresch. Die Gölzauer nahmen vielmehr Schiedsrichter Fronske und seine Assistenten in die Pflicht. Fronske habe auch erst auf Druck der Gäste einen rassistischen Vorfall auf dem Spielbogen vermerkt, sagte Bresch. Damit geht der Fall nun direkt an das Landessportgericht.
Ralf Saalbach, der Präsident des Kreisfachverbandes Fußball Anhalt-Bitterfeld, hat am Montagmorgen von dem Zwischenfall erfahren. „Wir müssen jetzt erst einmal aufarbeiten, was passiert ist“, sagte er. Fakt sei aber: „Das wirft kein gutes Licht auf den Fußball in unserem Kreis. Und wenn sich das so zugetragen hat, darf man das auch nicht unter den Tisch kehren. Harte Worte gehören zum Fußball mal dazu, jedoch nicht so etwas.“