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Raritäten aus alter Zeit zum Greifen nah

Von Ulf Rostalsky 29.02.2008, 16:56

Bitterfeld/MZ. - Das Archiv im Bitterfelder Rathaus reiht sich damit ein in eine bundesweite Aktion und lädt ein zu den Tagen der offenen Tür. Thema: Heimat und Fremde. "Etwas, was ganz sicher auch in unsere Region passt", wie Frau Engel betonte.

Schon am Freitag hatten die Angestellten jede Menge Informationen und Anschauungsstücke parat, wollten Bitterfelder und Wolfener Geschichte greifbar machen. Auch wenn das Archiv in der Fuhnestadt zur Aktion geschlossen bleiben musste. "Keine Missachtung, vielmehr organisatorischen Problemen geschuldet", hieß es am Freitag. Doch Wolfen findet seinen Platz in Bitterfeld, zum Tag der offenen Tür wird unter anderem die Gründungsurkunde der Stadt gezeigt.

Die ist allerdings vergleichsweise jung zu dem, was Bitterfelder Vergangenheit beschreiben kann. Aus dem Jahr 1391 stammt die Urkunde, die Auskunft darüber gibt, dass die Stadt Land und Recht über einen Hof zugesprochen bekommt. Das seltene Stück ist mittlerweile restauriert, auf eine Frischzellenkur ähnlicher Art warten allerdings noch eine Reihe anderer Zeitzeugen. "Aber es ist alles auch eine Frage des Geldes", weiß die Chefin des Hauses.

Immerhin schlage allein die Restaurierung einer Urkunde mit gut 150 Euro zu Buche, bei einem Copialbuch wie dem aus dem 16. Jahrhundert kämen sogar schnell 2 000 Euro zusammen. Im Falle der Zeitungsbestände sieht es nicht wesentlich anders aus. Diese zu verfilmen und für die Nachwelt zu erhalten, hätte schon in den 90-er Jahren fast 80 000 Mark gekostet. "Geld, das wir auch damals nicht in der Portokasse hatten", erklärt Eva-Maria Engel.

Unabhängig davon gleicht der Blick ins Archiv einer Reise in die Vergangenheit. Da sind Aufrufe zur Unterstützung von Flüchtlingen zu sehen, von den es 1945 allein in Bitterfeld 12 000 gegeben hat. Da flimmern aber auch laufende Bilder über die Leinwand, rufen in Erinnerung, welche Massen von Arbeitern ins Chemiekombinat strömten oder von dort mit Bussen abtransportiert wurden. Nachgelesen werden kann im Erlass zu Ordnung und Gesetz in Bitterfeld aus dem Jahr 159, zu finden sind auch Bauanträge, die Walther Rathenaus Engagement in den chemischen Werken belegen.

"Wir haben wirklich viele Sachen zusammengetragen. Aber das ist längst nicht das Ende der Fahnenstange", hieß es am Freitag im Archiv. Man könne helfen, stehe für Fragen gern zur Verfügung. Das Stadtarchiv hat Montag bis Freitag von 8 bis 12 sowie Montag von 13 bis 16, Dienstag und Donnerstag von 13 bis 18 Uhr geöffnet.

Die Suche nach Zeugnissen mehr oder weniger junger Geschichte muss dann auch keine besonders zeitaufwendige Angelegenheit sein. Nicht nur, dass qualifiziertes Personal zur Seite steht, das seit Jahr und Tag die Geschehnisse in Bitterfeld, Wolfen, Holzweißig und Umgebung dokumentiert. Auch die elektronische Erfassung des Bestandes ist eine Hilfe, auf die niemand mehr verzichten möchte.