Obstbauer Jörg Lebahn Prussendorfer Obstbauer Jörg Lebahn: Ein halber Hektar Kirschen für Marmeladen und Backwerk

Prussendorf - „Rote Kirschen ess’ ich gern, schwarze noch viel lieber ...“ Auch Jörg Lebahn greift gern ins Schwarze. Wenn da noch etwas ist. In diesem Jahr ist die Stimme des Prussendorfer Obstbauern ruhig am Telefon. Das klingelt derzeit im Minutentakt. Das Objekt der Begierde ist rund, rot und sauer. Es eignet sich hervorragend fürs Backhandwerk und für Marmeladen, aber auch zum Naschen ist es da.
„Die Sauerkirschenernte beginnt früher als die Jahre vorher. Das ist Fakt. Rufen Sie nächste Woche an“, wiederholt Lebahn geduldig. Die Kundschaft kommt aus dem gesamten Landkreis Anhalt-Bitterfeld und längst weit darüber hinaus. Schattenmorelle und Karneolkirsche sind - auf einem halben Hektar angebaut - zum Reifen nah - vielleicht am 9. oder 10. Juli pflückbereit.
Die Mitarbeiter und Erntehelfer der Obsthof Ulrich - Dirk und Ingo Schauer GbR - stecken derzeit mitten in den Vorbereitungen. Denn die roten Früchtchen haben auch beflügelte Fans.
Stare im Anflug picken die Kirschen an
Unter dem Motto: Alle Vögel sind schon da, könnte Jörg Lebahn ein Liedchen trällern. Doch dieser Zustand lässt ihn derzeit nicht frohlocken. Die Stare sind schon eine Plage. Die schlagen zu, wenn kein Mensch in Sicht ist. Früchte werden angepickt. „Die können wir nicht mehr an unsere Kunden weitergeben.“
Doch mit Kanonen auf sie zu schießen, damit sei niemandem geholfen. Deshalb bedienten sich die Erntehelfer einer so genannten Holzklatsche. Der Lärm vertreibt die Vögel aber nur für Momente. Kurz darauf stecken sie ihre Schnäbel wieder in die Früchte. Und die traditionelle Variante, Vogelscheuchen? „Ich glaube, darüber lachen die Stare heute nur noch.“
Sorge um die Ernte: „Das Frühjahr fiel praktisch aus“
Zum Lachen war Jörg Lebahn in den ersten Monaten des Jahres noch nicht zumute. Am 16. März machte er noch ein Schneefoto vom Obsthof. Da hatte er schon Sorge um die Ernte. Seit fast 20 Jahren ist er Obstbauer, doch so eine Wetterlage wie 2018 habe er noch nicht erlebt. „Das Frühjahr fiel praktisch aus.“
Eine Herausforderung, die nicht nur ihn forderte, ist die Trockenheit. Die Pumpen laufen auch in Prussendorf den ganzen Tag. Tröpfchenbewässerung ist angesagt. Das Notwendigste werde damit geregelt. Die Folge könnte sein, es gebe kleinere Früchte. Doch Lebahn jammert nicht. Er denkt positiv. „Das Frühjahr war nicht verhagelt. Die Blütezeit brachte 100 Prozent. Die Bienen sorgten für ganze Arbeit.“
Was Lebahn von diesem außergewöhnlichen Jahr gelernt hat? Sich in Geduld zu üben. Den Blick in die Zukunft wirft er nicht gern. „Die Natur ist unberechenbar.“ Aber - wenn sein Blick auf die Apfelplantage fällt - dann lächelt er darüber, was er erblickt. Die Apfelernte kann sich sehen lassen. Die beginnt mit den Augustäpfeln. Das ist gut so, denn die Lager im Obsthof sind fast leer. (mz)
