Prozess um Mord an Maria Barth Prozess um Mord an Maria Barth: Im Müll gefundener Teppich stammt vom Tatort
Dessau/MZ. - Das Hoffen und Warten im Prozess um den Mord an Maria Barth geht weiter. Zwar steht seit dem 9. Verhandlungstag vor dem Landgericht Dessau fest, dass der im Dezember vergangenen Jahres auf der Bitterfelder Brifa-Deponie entdeckte Teppich aus der Wohnung in Wolfen-Nord stammt, in der die junge Wolfenerin am Himmelfahrtstag 2001 mit 17 Messerstichen getötet worden war. Doch die Frage, welcher der beiden Angeklagten Ronny H. und Andreas D. ihr Mörder war, ist damit noch lange nicht beantwortet. Dafür sind noch weitere Analysen notwendig.
Untersucht worden war der Teppich von der Rechtsmedizin in Magdeburg. Das entsprechende Gutachten wurde am Mittwoch vorgestellt. Es habe ergeben, "dass es zweifelsfrei der Richtige ist", sagte Oberstaatsanwalt Hermann-Josef Gerhards. Die Form der Auslegware lasse sich der Wohnung von H. zuordnen, in der Maria starb. Auf dem Teppich seien neben Haaren von H.'s damaliger Freundin auch eins von Maria gefunden worden.
Eins haben die Rechtsmediziner bislang allerdings nicht nachweisen können - Blut. Diese Untersuchung soll jetzt nachgeholt werden, notwendig dazu ist laut Gerhards eine spezielle langwierige Analyse-Methode. Gerhards sagte, zunächst habe man sich mit den Haaren befasst, um die Auslegware überhaupt identifizieren zu können.
Von der weitergehenden Analyse erhoffen sich die Ermittler Aufschluss darüber, welcher der Angeklagten lügt. Beide räumen ein, dabei gewesen zu sein, bezichtigen sich aber gegenseitig der Tat. So beschuldigt D. H., die nach Schlägen bewusstlose Maria im Wohnzimmer erstochen zu haben. Gerhards drückte sich vorsichtig aus: "Sollte sich auf dem entsprechenden Teppich-Abschnitt aber kein Blut finden, dann entspricht diese Version wohl nicht so ganz der Wahrheit." H. behauptet im Gegenzug, D. habe die seinerzeit 18-Jährige erstochen, aber erst, als sie bewusstlos in der mit Wasser gefüllten Badewanne lag.
Mit einem Ergebnis rechnet der Oberstaatsanwalt "nicht vor Juni, möglicherweise auch erst nach der Sommerpause." Derweil versucht die 6. große Strafkammer, sich anhand der Aussagen von fast 90 Zeugen aus dem Umfeld der Angeklagten ein genaueres Bild der beiden zu machen. Verhandelt werden soll bis Mitte Oktober.