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Premiere in Bitterfeld Premiere in Bitterfeld: Erster Rollstuhltanztag in Sachsen-Anhalt

Von Ulf Rostalsky 24.08.2015, 09:41
Grazie, Ausstrahlung und Lächeln - beim Showtanz des RTC Bitterfeld sind viele Aspekte gefragt.
Grazie, Ausstrahlung und Lächeln - beim Showtanz des RTC Bitterfeld sind viele Aspekte gefragt. Thomas Ruttke Lizenz

Bitterfeld - Tanzen geht immer. Tanzen macht die Seele frei. Die Botschaft senden die Mitglieder des Rollstuhltanzclubs Bitterfeld (RTC) in die Welt. Sie wollen Menschen mit und ohne Handicap erreichen. „Sehen, staunen und mitmachen“ ist Programm und zum Motto des ersten Rollstuhltanztages in Sachsen-Anhalt geworden. Der ging am Sonnabend in Bitterfeld über die Bühne.

Es wird trainiert, gefeiert, geklönt

„Wir wollen uns präsentieren und Leute neugierig machen“, sagt RTC-Vorsitzende Diana Baunach-Hildner. Sie ist Fußgängerin. Rollstuhltänzer sprechen eine deutliche Sprache. Sie sind nicht anders als Mitglieder in anderen Vereinen. Es wird trainiert, gefeiert, geklönt. „Wir sind offen für jedermann und keinesfalls nur für Rollstuhlfahrer“, sagt die Vorsitzende und rührt die Werbetrommel für den seit 15 Jahren bestehenden Club. Natürlich gehe es zunächst darum, Rollstuhlfahrer zu erreichen. „Wir wollen sie animieren, bei uns mitzumachen.“ Diana Baunach-Hildner und Mitstreiter wollen aber noch mehr. Sie leben für den Tanz und das Miteinander. Fußgänger und Rollstuhlfahrer gemeinsam auf dem Parkett: Das ist ihre Vision. Deshalb haben sie den Rollstuhltanztag öffentlich gehalten. „Jeder kann zuschauen.“

Noch kamen wenige Neugierige zum Schauen und Staunen. „Andere Veranstaltungen sind natürlich viel größer als unsere“, weiß Falko Söllner. Der junge Mann war bei großen Rollstuhltanztreffen in Berlin oder Ludwigsburg dabei. „Das ist der Hammer, was da los ist.“ Bitterfeld ist noch weit entfernt vom Massenspektakel. Ob es das jemals werden soll, ist offen. Es geht nicht um Masse. „Wir wollen beweisen, dass wir auch Tanztage auf die Beine stellen und gute Gastgeber sein können“, erklärt Baunach-Hildner. Immerhin kamen Teilnehmer aus Berlin, Sachsen und Brandenburg.

Im Saal der Kat Dance & Event GmbH haben sie beste Voraussetzungen für Workshops und Tanz. Barrierefrei geht es voran. Der Moment ist ein besonderer und muss eingefroren werden - wie Andreas Bourani singt. Die Bitterfelder zeigen ihre neue Choreografie. Die Anspannung ist nicht zu übersehen. Lächeln! Rollstuhltänzer haben ähnliche Probleme wie andere Tänzer. Erst die Mimik macht den Tanz perfekt.

Die Bitterfelder schwimmen sich frei. Es wird lauter, schneller, wilder. Gefühle dürfen ausgelebt werden. Westcoast-Swing ist in. Die Laune stimmt, auch wenn die Workshops schlauchen. „Aber dafür sind wir ja hier. Wir suchen ständig nach Ideen für neue Choreografien.“ Karin Dähn ist Rollstuhltänzerin aus Leidenschaft. Sie startet bei Wettbewerben für den TSV Berlin-Wittenau und geht hart mit sich ins Gericht. „Ich fuchtele zu viel mit den Armen.“ Tanz ist Gefühl. Klingt einfach, braucht aber Übung. Christine Tiedke nimmt die Tänzer mit auf die Reise. Die Tanzlehrerin animiert: „Trau Dich. Du hast zwei Arme.“ Die bewegen sich im Rhythmus. Die Trainingseinheit schlaucht, öffnet aber Augen. Ideen von außen sind gefragt. „Deshalb haben wir den Rollstuhltanztag ja auf den Weg gebracht“, erinnert Baunach-Hildner. (mz)

Im Workshop „Westcoastswing“ inspiriert Christiene Tiedge (stehend in Schwarz) die Teilnehmer.
Im Workshop „Westcoastswing“ inspiriert Christiene Tiedge (stehend in Schwarz) die Teilnehmer.
Thomas Ruttke Lizenz