Polychem Polychem Bitterfeld: Ab 2017 soll die Produktion wieder starten

Bitterfeld - Fotos von der Polychem-Baustelle macht Heike Troitzsch immer von oben. Von der Brücke des Tanklagers aus. Wegen des Überblicks. So liegt der Betriebsleiterin das komplette Baufeld vor den Füßen.
Und wenn sie hier steht, hat sie nicht nur einen super Überblick, hier geht ihr schon auch ein bisschen das Herz auf, verrät sie. Denn: Es schreitet voran mit dem Neubau. Und wie!
Neustart 2017
Schon 2017 will Klebstoff- und Spezialchemikalienhersteller Polychem nach dem verheerenden Brand, der auf den Tag genau vor einem Jahr das Produktionsgebäude und sämtliche Anlagen vernichtete, wieder durchstarten.
Die erste Produktionslinie soll im ersten Quartal in Betrieb gehen. Und dass das so kommen wird, daran lässt Geschäftsführer Jörg Dietrich keinen Zweifel. Zeit ist Geld. Polychem ist nach eigenen Worten Marktführer auf dem Gebiet der Spezialklebstoffe. Da also, wo kein klassischer Klebstoff hilft - in der Autoindustrie zum Beispiel. Und diese Position will sich das Unternehmen nicht streitig machen lassen.
Rückkehr mit doppelter Kapazität
„Wir wollen so schnell wie möglich auf den Markt zurück“, sagt der Chef. Letztlich sogar mit doppelter Kapazität. Bei Lichte betrachtet: Auf dem Markt sind sie ja geblieben - mit ihren Hauptprodukten.
„Da können wir die Kunden eins zu eins bedienen“, so Dietrich. Denn hergestellt werden die Produkte jetzt in Lohnarbeit bei befreundeten Lohnfertigern. Aber so richtig ihren Umsatz macht die mittelständische Firma mit den Spezialprodukten. Die liegen erstmal auf Eis. Deren Rezeptur ist geheim. Und wer lässt sich schon freiwillig in die Karten gucken?
Doch die Welt dreht sich weiter. Und damit Forschung und Entwicklung nicht abreißen, hat Polychem Quartier genommen im Technologie- und Gründerzentrum (TGZ). Hier arbeitet das komplette Labor. „Darüber sind wir super froh“, sagt Dietrich.
Eine „mittlere zweistellige Millionensumme“
Ende November wird am alten Standort die neue Produktionshalle stehen. Und während die Bauleute noch arbeiten, erklärt Dietrich, werden schon die Hauptaggregate installiert.
Eine „mittlere zweistellige Millionensumme“ investiert Polychem in den Wiederaufbau. Der Architekt habe sich in seinem Projekt angelehnt an das ursprüngliche Gebäude, das mit Greppiner Steinen verklinkert war. Allerdings: Die neue Fassade muss ohne die auskommen. „Unbezahlbar“, sagt Dietrich und hebt die Schultern. Auch der größte Teil vom Tanklager übrigens wird neu.
Eine aufwändige Bauweise
Zur Zeit arbeiten die Baufirmen an der Bodenplatte. Die ruht auf sage und schreibe 96 Betonpfählen, die zehn Meter tief in die Erde reichen. Zu dieser aufwändigen Bauweise habe man sich entschlossen, um nicht großflächig metertief in kontaminierten Boden graben zu müssen, erklärt Betriebsleiterin Troitzsch.
Lachend lüftet sie ihren Helm. „Ich kenne mich jetzt aus“, meint sie und zeigt auf die Pfähle, die, wo noch kein Stahlgeflecht drübergespannt ist, aus dem Boden ragen.
Eine Katastrophe, die im Gedächtnis bleibt
Dietrich und Troitzsch, die den grauenvollen Tag der Katastrophe minutiös im Gedächtnis haben, sind nach allem, was mit dem Abriss der Ruinen und dessen behördlicher Genehmigung zu tun hatte, nun also im Bau-Stress.
Der, meint Dietrich fast fröhlich, sei allemal besser. Das sei Zukunft. Die 50 Mitarbeiter, die jetzt „nach einer echten Welle von Hilfsbereitschaft“ von anderen Firmen beschäftigt werden, können im Laufe des nächsten Jahres an ihre neuen alten Arbeitsplätze zurückkehren. (mz)

