Polder Rösa Polder Rösa: Hochwasserschutz für Region Bitterfeld-Wolfen wird verbessert

Rösa - Die Dimensionen sind gewaltig: Bis zum Jahr 2020 wird mit dem Polder Rösa ein Areal so groß wie 730 Fußballfelder zum Hochwasserrückhaltebecken ausgebaut. Dabei handelt es sich genau genommen um eine riesige Badewanne, die 20 Milliarden Liter Wasser aufnehmen kann. Sie soll die Scheitel kommender Jahrhundertfluten - also Hochwasser, die im Durchschnitt nur alle 100 Jahre (HQ 100) vorkommen - um bis zu 40 Zentimeter kappen.
„Das bringt eine spürbare Entlastung für die Anrainer im Unterlauf der Mulde“, sagt der sachsen-anhaltische Landesvater Reiner Haseloff (CDU) beim offiziellen Spatenstich für eines der größten Hochwasserschutzprojekte des Landes, das geschätzte 25 Millionen Euro kostet. Uwe Schulze (CDU) nutzt die Gelegenheit, um die Zusammenarbeit mit den sächsischen Nachbarn zu würdigen. „Die Flüsse machen bekanntlich an Verwaltungsgrenzen nicht halt“, meint der Landrat von Anhalt-Bitterfeld. Und: „Die Oblieger schützen die Unterlieger. Jede Maßnahme ist wichtig, denn manchmal ist ein Hochwasserzentimeter, der abgesenkt werden kann, entscheidend.“
Parallel zum Polder Rösa wird eine adäquate Schutzanlage in Löbnitz (Sachsen) gebaut. Dieser gesteuerte Polder soll den Scheitel eines rechnerisch alle 25 Jahre wiederkehrenden Hochwassers kappen (HQ 25) und zwischen 15 bis 17 Millionen Kubikmeter Wasser aufnehmen. Als Fertigstellungstermin gibt die Landestalsperrenverwaltung des Freistaates das Jahr 2018 an. Die Kosten sollen sich auf 45 Millionen Euro belaufen.
Und so spielt die kleine Ortschaft Rösa in der Hochwasserschutzkonzeption des Landes eine ganz große Rolle. „Uns ist klar, dass nicht wir in erster Linie von dem Polder profitieren“, sagt Ortsbürgermeisterin Kathrin Hopfe. Viele und lange Gespräche habe es bedurft, um die Ängste der Einwohner abzubauen. „Uns ist aber auch bewusst, dass der Polder zur Entlastung der flussabwärts liegenden Orte existenziell notwendig ist.“
Diesen Gedanken greift Burkhard Henning auf. „Durch die mit der Anlage verbundenen Rückhaltemöglichkeiten können die Scheiteldurchflüsse im stromab liegenden Gewässerabschnitt der Mulde bis zur Einmündung in die Elbe reduziert werden“, sagt der Direktor des Landesbetriebs für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft (LHW). Von Pouch und Friedersdorf über Raguhn und Jeßnitz bis hin nach Dessau bekomme man das zu spüren.
Rösa und Brösa befinden sich im Randbereich der Aue
Bevor es allerdings soweit ist und die Badewanne gefüllt werden kann, müssen der LHW samt bauausführenden Firmen erst einmal loslegen. Denn der zukünftige, noch zu errichtende Polderdeich hat eine Länge von mehr als sechs Kilometern und folgt im Wesentlichen dem Trassenverlauf der bestehenden Deiche entlang der Mulde.
„Die Ortslagen Rösa und Brösa befinden sich im Randbereich der Aue“, so Henning. „Zum Schutz der tief liegenden Bereiche, die beim Einstau des Polders überflutet werden würden, ist die Errichtung von Hochwasserschutzanlagen vorgesehen.“ Und so werden in Rösa 1,2 Kilometer und in Brösa 300 Meter neu gebaut.
Ist das geschafft, dann ist man für extreme Hochwasser gerüstet. Doch was passiert eigentlich im Ernstfall? „Der Polder kommt nur zum Einsatz, wenn das Wasser die Mengen einer Jahrhundert-Flut übersteigt“, erklärt der stellvertretende LHW-Direktor Hans-Werner Uhlmann. „Für die seltenen Einsatzfälle wurde die Entscheidung getroffen, die Anlage mit einer baufachlich vorbereiteten Sprengöffnung zu versehen.“ Das heißt: Sollte das Muldewasser einen bestimmten Pegel überschreiten, wird ein Loch in einem festgelegten und mit Spundwänden gesicherten Bereich, dem Einlaufbauwerk, gesprengt, so dass der Polder volllaufen kann. Es dauere dann 24 Stunden, bis die riesige Badewanne vollgelaufen sei.
Aber wie bekommt man sie dann wieder leer? „Nach dem Absinken der hochwasserführenden Mulde kann der Polderinhalt über das Auslaufbauwerk gesteuert abgeführt werden.“ 128 Stunden, also fünf Tage, - so haben es die Experten berechnet - dauere es dann, bis die Wanne wieder leer ist. „Wir werden zwar nie einen 100-prozentigen Schutz bekommen“, sagt Ministerpräsident Haseloff zum Abschluss, „aber der Polder Rösa trägt dazu bei, dass wir etwas ruhiger kommenden Extremsituationen entgegensehen können.“ (mz)
