Pegel des Silbersees sinkt wieder Pegel des Silbersees in Bitterfeld-Wolfen sinkt wieder: Anwohner melden Risse an ihren Häusern

Greppin - Entwarnung am Silbersee: Nachdem der Wasseraustritt aus einer nahe gelegenen geborstenen Fernwasserleitung gestoppt wurde, sinkt nun der Wasserspiegel in der Grube Johannes wieder. Der Fernwasserversorger Elbaue-Ostharz pumpt das überschüssige Wasser derzeit ab, nach MZ-Informationen tut er das vorerst bis Mitte Mai.
Derzeit steht der Pegel des Sees bei 80,66 Metern über Normalnull, berichtet Ronald Basmer vom Altlastensanierer und Deponiebetreiber Mitteldeutsche Sanierungs- und Entsorgungsgesellschaft mbH (MDSE). „Wir sind wieder zehn Zentimeter vom Höchstwert entfernt.“ Normalerweise liege der See auf einem Level unter der 80-Meter-Marke.
Je höher der Pegel des Silbersees liegt, desto gefährdeter ist die Standsicherheit entlang der Böschungen des gefluteten Tagebaurestlochs. „Ab einer Höhe von 81 Metern wäre es kritisch geworden“, erläutert Basmer. „Dann hätten wir auch die Ostböschung sperren müssen und dann auch die Bundesstraße (B184).“ Dazu kam es nicht.
Greppiner Heimatverein sammelt Beschwerden von Anwohnern, die Risse an ihren Häusern festgestellt haben
Sind dennoch bereits erste Schäden durch die Leitungshavarie aufgetreten? Der Greppiner Heimatverein sammelt derzeit Beschwerden von Anwohnern, die neue Risse an ihren Häusern festgestellt haben wollen. Vorstandsmitglied Joachim Sabiniarz wird die Berichte schließlich gebündelt an den Landkreis schicken. „Wir wollen keine Panik schüren, aber es muss sich mal jemand offiziell dazu äußern.“ Das sei auch vergangenen Woche bei einer Bürgerversammlung noch nicht geschehen.
Sabiniarz hat in den vergangenen Tagen viele Fotos mit Rissen angeschaut. Teils verliefen die Schäden vom Hausdach bis zum Boden. Er will die Bilder nicht beurteilen, sagt aber: „Die Meldungen kommen vorwiegend aus der Dimitroffstraße.“ Dort beginnt das Ufer des Sees nur rund 100 Meter hinter den Häusern.
Wachtendorf ist in den 30er Jahren entstanden, auf einer Kippe, die laut Sabiniarz erst zehn Jahre zuvor aufgeschüttet worden war. Das Erdreich ist dort unbekannt. „Wir wissen nicht, wie die Kippe aufgebaut wurde“, muss auch Ronald Basmer vom Silbersee-Erben MDSE zugeben. Die Gesellschaft hält sich aber zurück, einen Zusammenhang zwischen den Rissen in den Häusern und dem Silbersee-Hochwasser zu erkennen.
Behörden Druck gemacht haben, um den Pegel des gefluteten Tagebaulochs wieder herunterzubekommen
Fakt ist, dass die Behörden Druck gemacht haben, um den Pegel des gefluteten Tagebaulochs wieder herunterzubekommen. Das Provisorium des Elbaue-Ostharz-Fernwasserversorgers ist rund zwei Wochen früher in Betrieb genommen worden als zunächst vorgesehen. Dadurch konnte die leckende Leitung schneller abschaltet werden. Die MDSE sieht momentan keine Standsicherheitsprobleme bei Wachtendorf. Wöchentlich nehme ein Experte die Böschungen in Augenschein. Seine Erkenntnis: keine Gefahr.
Die Pumpe in Seenähe rattert unentwegt. Sie lässt den Pegel um einen Zentimeter pro Tag sinken. Sie erleichtert das Gebiet um stündlich bis zu 180 Kubikmeter Wasser, erklärt der Fernwasserversorger. Schneller geht nicht. Ansonsten könnten Probleme bei der Standsicherheit auftreten.
„Jetzt können wir in Ruhe warten, bis das überschüssige Wasser wieder abgepumpt ist“, ist Basmer entspannt. „Über die Dauer und den Umfang (des Pumpens, d. Red.) wird in den nächsten Tagen mit dem Umweltamt des Landkreises Anhalt-Bitterfeld und der MDSE beraten“, ergänzt Matthias Standfuß, Vertriebsleiter beim Fernwasserversorger.
Noch bis zum kommenden Wochenende wird dem Trinkwasser sicherheitshalber Chlor beigemischt
Die neue provisorische Wasserleitung funktioniere einwandfrei. Noch bis zum kommenden Wochenende habe der Versorger „sicherheitshalber eine Nachdesinfektion des Trinkwassers vorgenommen“. Das heißt: Es hat eine geringe Menge Chlor beigemischt, die sich langsam abschwächt. Das geschah im erlaubten Rahmen der geltenden Trinkwasserverordnung, versichert Standfuß. „Die Leute haben ordentliches Trinkwasser.“
Seit wann die Hauptleitung des Wasserversorgers defekt war, ist unklar. Die MDSE hat laut eigenen Angaben bereits im Oktober Vernässungen am Silbersee festgestellt, die Elbaue-Ostharz-GmbH habe das Leck jedoch erst Ende Januar entdeckt. Durch die Havarie strömten Millionen Liter Wasser ungewollt in den Silbersee und ließen ihn anschwellen. Mittlerweile hat der Versorger das Problem mit einer provisorischen Leitung vorerst gelöst. (mz)
