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Bis auf die Balken frei Nichts mit Dornröschenschlaf - Bauarbeiten im Zörbiger Schloss sorgen für Überraschungen

Von Andrea Dittmar 15.08.2021, 12:00
Die Dämmplatten aus DDR-Zeiten müssen ab: Sven Leisner vom Bauunternehmen Liersch macht das von Hand.
Die Dämmplatten aus DDR-Zeiten müssen ab: Sven Leisner vom Bauunternehmen Liersch macht das von Hand. (Foto: Andrea Dittmar)

Zörbig/MZ - Löcher in den Wänden, Löcher im Fußboden und dazu noch ein Schwamm: Ein erster Blick in die Baustelle des Schlosses Zörbig kann erschrecken. Die Räume, die künftig dem Kulturquadrat Heimat sein sollen, sind gerade nur zugänglich für alle, die an den Bauarbeiten beteiligt sind.

Seit Oktober 2020 ist das Heimatmuseum geschlossen. Die Räume werden komplett verändert, der Vierklang aus Museum, Stadtarchiv, Bürgerräumen und Bibliothek soll ab 2023 hier unter dem Dach des Kulturquadrats gemeinsam sitzen. Dafür werden jetzt die Grundsteine gelegt - oder erst einmal abgetragen. „Wir befinden uns noch im Abbau“, sagt Rainer Müller beim Rundgang auf der Baustelle. Unangenehm war die unerwartete Entdeckung, dass ein Hausschwamm massive Holzschäden hinterlassen hatte. Dieser sei allerdings nur begrenzt vorhanden und mittlerweile nicht mehr aktiv, so dass er nicht weiter wüten konnte.

Zuletzt wurden das Schloss Zörbig in den 1960er Jahren saniert

Weitere Schäden weisen darauf hin, dass das Zörbiger Schloss mal ohne Dach dastand. „Wann genau das war, können wir aber nicht genau sagen“, erklärt Kerstin Janzen. Sie ist die Architektin für den Umbau und arbeitet bei „AHOLA“ in Halle. Mit Altbausanierung komme sie dabei oft in Berührung, auch denkmalgeschützte Gebäude bearbeiten die Architekten. „Wir sind nicht von so massiven Schäden ausgegangen. Vieles wurde auch schon mehr schlecht als recht saniert“, so die Fachfrau. 1961 hatte es den letzten Umbau gegeben, das Gebäude diente als Amtsgericht. Es handele sich, wie Kerstin Janzen sagt, um „Stückelwerk“.

Andere Räume lassen ihre alte Funktion noch erahnen.
Andere Räume lassen ihre alte Funktion noch erahnen.
(Foto: Dittmar)

Beim Massivbau sei es bereits zu Verzögerungen gekommen. Auch auf die Rechnung wird sich das wohl ausweiten. „Wir können aber noch nicht abschätzen, ob die anfallenden Mehrkosten an anderer Stelle aufgefangen werden“, so Müller. Die Stadt hatte für den Umbau im Haushalt am Jahresanfang 712.000 Euro veranschlagt. Mehr als die Hälfte davon sind Fördergelder.

Gewerke planen weiter - So müssen 45 Zentimeter Höhendifferenz ausgeglichen werden

Mittlerweile sind die Türen versetzt, der Zimmerer kann an die Arbeit gehen. Von einer Seite des Museums bis zur anderen müssen aber 45 Zentimeter Höhendifferenz im Fußboden ausgeglichen werden. Die alten, rotbraunen Balken des früheren Bodens werden nicht wieder zum Einsatz kommen. Auch der Elektriker macht bereits Pläne, um an die Arbeit zu gehen.

Die Bausubstanz ist angegriffen.
Die Bausubstanz ist angegriffen.
(Foto: Dittmar)

Die Räumlichkeiten sollen, wenn die Bauarbeiten beendet sind, einen ganz neuen Anstrich bekommen. Statt zur Seitentür werden Gäste durch das große Eingangsportal ins Schloss treten, ein neues Museumskonzept, das die Besonderheiten von Zörbig, wie die industrielle Blütezeit im 19. Jahrhundert, aber auch Geschichte aus den Ortsteilen thematisiert, ist bereits ausgearbeitet. Dafür sollen auch neue Vitrinen angeschafft werden, um den schicken Stücken Platz zu geben. Nur noch 40 Prozent des Bestands sollen dann gezeigt werden.