Neustart in Gossa Neustart in Gossa: Von der Großstadt zurück in die Heimat

Gossa - Ives Weißwange hat Nägel mit Köpfen gemacht. Mit Frau und zwei Kindern zieht er von Essen nach Gossa. Aus dem Ruhrgebiet aufs flache Land - so kehrt er zu seinen Wurzeln zurück. „Ich bin ein echter Rückkehrer“, sagt der 40-Jährige, der bis zu seinem elften Lebensjahr in Zschornewitz wohnte.
Ausreise in den Westen im Sommer 1989
Der Sommer 1989 hat auch Weißwanges Leben verändert. Mit den Eltern ging es im August in den Westen. „Sie hatten den Ausreiseantrag gestellt. Wir sind dann schnell ausgereist worden“, blickt der junge Mann zurück.
Er machte seinen Weg. Ging in Essen zur Schule, machte die Lehre, hatte Arbeit, gründete seine Familie. Das eigene Haus war Dreh- und Angelpunkt. Nichts deutete auf Abschied hin. Zumal seine Eltern längst im Westen verwurzelt sind und bleiben wollen.
Wechsel von Großstadt aufs Land rückte in der Vergangenheit öfter in den Fokus
Weißwange spricht vom Zufall, wenn er an seine Rückkehr denkt. Zwar hatte er immer schon damit geliebäugelt, ein Zuhause mit ausreichend Freiraum zu ergattern. Auch der Wechsel von der Großstadt aufs Land rückte immer wieder mal in den Fokus. „Gefunkt“ hat es aber plötzlich und ausgerechnet dort, wo die Wurzeln der Familie liegen.
„Wir waren im Sommer 2017 in Möhlau im Urlaub. Haben den Ort meiner Großeltern neu kennengelernt. Da kam der Gedanke, dass man hier genauso leben könnte, wie wir das wollten.“
Langwierige Immobiliensuche trug am Ende Früchte
Aus Schwärmerei wurde Realität. Weißwanges suchten nach Immobilien. Sie besichtigten, verwarfen, suchten neu. Nicht alles passte. Bis ein Grundstück in Gossas Dorfmitte gefunden war.
Das hatte alles, was man wollte: Mit ausreichend Wohnraum war es für die gerade ums zweite Kind angewachsene Familie wie gemacht. Dazu ein großes Grundstück mit Garten.
Im neuen Zuhause wird selbst mit angepackt
„Hier kannst du die Kinder laufen lassen und musst nicht immer Sorge haben, dass was passiert. Das ist nicht Großstadt.“ Weißwange schwärmt vom neuen Zuhause, das in den nächsten Monaten saniert werden soll. „Wir wollen unsere Vorstellungen umsetzen.“ Dass die Bauphase zeit- und kraftraubend wird, weißt er. „Das packen wir schon.“
Er ist einer von der Sorte, die anpackt und das Schicksal selbst organisiert. „Da wird immer viel von Rückkehrertagen und Kontaktanbahnung geredet. Ich habe alles in Eigenregie gemacht.“
Weißwange will sein Leben nicht mit dem jener vergleichen, die arbeitsbedingt in den Westen wechselten und jetzt eine neue Chance in den nach Fachkräften suchenden Unternehmen erhalten könnten. „Ich habe mir die Arbeit mitgebracht“, erklärt er mit einem Augenzwinkern.
Wiedereinstieg beim ehemaligen Arbeitgeber
Jahrelang war er für einen Anlagenhersteller im In- und Ausland unterwegs. Jetzt steigt er wieder bei ihm ein. „Verrückt. Mein Arbeitgeber sitzt im Westen, ich mache die Arbeit im Osten.“ Weißwange hofft auf einen positiven Nebeneffekt. Die Wege vom Wohn- zum Einsatzort sind deutlich kürzer. „Ich bin fast immer abends wieder zu Hause, habe etwas von der Familie und die von mir.“
Jede freie Minute wird in die Haussanierung gesteckt
In den nächsten Monaten wird jede freie Minute ins Haus in Gossa gesteckt. Vorteil: In Möhlau haben Weißwanges noch das Haus der Großeltern.
Dort kommt die Familie während der Bauarbeiten unter. Die Zeit läuft. Wirklich zum Rückkehrer geworden ist sie erst, wenn sie dauerhaft in Gossa wohnt.
(mz)