Neues Stadtwappen Neues Stadtwappen: Raguhn-Jeßnitz präsentiert sich mit Schild und Siegel

Raguhn - Am 1. Januar 2010 wurde aus acht Kommunen die Stadt Raguhn-Jeßnitz. Fast zehn Jahre später gibt es ein neues, Identität stiftendes und verbindendes Element. Die Stadt hat ein Wappen und darf es seit der offiziellen Genehmigung durch den Landkreis Anhalt-Bitterfeld auch führen.
Während der Raguhn-Jeßnitzer Bürgermeister Bernd Marbach (parteilos) die Einigung auf das Wappen im jüngsten Stadtrat als eines der großen Ergebnisse der Beratungen mit den Ortschaften und deren Bürgermeister beschreibt, steht Jörg Mantzsch zu seinen Gefühlen. „Natürlich freue ich mich darüber“, sagt der Heraldiker, der bisher mehr als 600 kommunale Wappen auf den Weg gebracht hat.
Das Raguhn-Jeßnitzer ist für ihn ein Sonderfall. Mantzsch ist gebürtiger Raguhner, brennt für die Geschichte seiner Heimatstadt und hat als Wahl-Magdeburger immer Kontakt zur Muldestadt gehalten. Das neue Wappen hat er Raguhn-Jeßnitz kostenfrei zur Verfügung gestellt. Erarbeitung, Prüfung, Genehmigung inklusive. Er will ein Zeichen für Raguhn-Jeßnitz setzen und die Stadt am Ende auch wachrütteln.
Jörg Mantzsch wünscht sich die Restaurierung des Denkmals an der Kirche St. Georg in Raguhn
Denn eine Forderung hat er. „Die Stadt soll sich dafür einsetzen, dass das Denkmal der Gefallenen des Ersten Weltkrieges an der Kirche St. Georg in Raguhn restauriert, zumindest aber in einen ansehnlichen Zustand versetzt wird.“ Mantzsch geht es ums Prinzip.
Um das ehrende Gedenken an die Söhne der Stadt. Und natürlich auch um familiäre Belange. Der Name eines seiner Vorfahren ist ebenfalls in Stein gemeißelt. Ein Unding, dass das Denkmal 100 Jahre nach Ende des Krieges kaum mehr als ein Schattendasein führt, findet Mantzsch. Es drohe, über kurz oder lang zu verfallen.
Die Stadtverwaltung hat die Forderung des Heraldikers vernommen. Der spricht von der mündlichen Zusage des Bürgermeisters Bernd Marbach, das Denkmal zu ertüchtigen. Die Raguhn-Jeßnitzer Hauptamtsleiterin Constance Mädchen-Vötig ist vorsichtiger. Man könne sicher nicht das Wappen nehmen und nichts tun. „Aber wir werden in Abstimmung mit Ortschafts- und Stadträten nach geeigneten Möglichkeiten suchen müssen.“ Die Aussicht auf ein aufpoliertes, zumindest aber gesichertes Denkmal stimmt Jörg Mantzsch zufrieden.
Alle Ortsteile von Raguhn-Jeßnitz sollen sich im neuen Stadtwappen wiederfinden
Er ist überzeugt vom Gelingen der Aktion und erklärt viel lieber das neue Wappen und den schweren Weg bis zur endgültigen Version. Raguhn und Jeßnitz hatten seit jeher Wappen, die auch nach dem Zusammenschluss zumindest für die Ortschaften Bestand haben. Auch die anderen Orte hatten sich mittlerweile für Wappen entschieden. „Klar, dass sich jeder wiederfinden möchte. Nur wie?“
Der Fachmann bemüht das Lateinische. „Pars pro toto“. Soll heißen: Jeder steuert etwas bei und wird Teil des Ganzen. Auf dem viergeteilten Schild finden sich der Raguhner Wappenbär und die Symbolik für Jeßnitz als ehemalige Tuchmacherstadt wieder. Dazu kommen ein Scharpflug als Bezug zur Landwirtschaft und ein Eichenblatt, das die Nähe zur Natur verdeutlichen soll.
„Alles ist korrekt, entspricht den Normen und ist genehmigt“
Aber warum schaut der Bär im Raguhn-Jeßnitzer Wappen in eine andere Richtung als beim Raguhner? „Kein Versehen. Das ist den Regeln der Heraldik geschuldet. Er muss in das Wappen blicken“, erklärt Mantzsch, der auch die prägenden Raguhn-Jeßnitzer Farben festgelegt hat. Rot und Weiß dominieren auf den Flaggen.
Zufrieden? Mantzsch ist da ganz Fachmann. „Alles ist korrekt, entspricht den Normen und ist genehmigt.“ Zwischen den Zeilen schwingen jedoch Emotionen mit. Er hofft auf die Ertüchtigung des Denkmals und freut sich, dass ein langer Prozess ein gutes Ende genommen hat. Über das Wappen wurde an der Mulde bereits im Jahr 2016 nachgedacht. Damals sollten Einwohner ihre Gedanken für das Symbol zu Papier bringen. (mz)
