MZ im Gespräch MZ im Gespräch: Hoffen auf den Nachmieter
Wittenberg/MZ. - Herr Kirchner, wie haben Sie die Ankündigung des italienischen Konzerns "oviesse" aufgenommen, dass "Multistore" zum 31. Januar schließt?
Kirchner: Das ist sehr bedauerlich für die Bediensteten, aber auch für die Kunden. Problematisch ist, dass "Multistore" der flächenmäßig größte Einzelhändler in der Altstadt ist - und dass dort traditionell ein Kaufhausstandort ist, mit dem sich viele Kunden identifizieren.
Wie wichtig ist "Multistore" für die Innenstadt?
Kirchner: Die Mischung aus Kaufhaus und umliegenden Geschäften hat auch Kunden aus dem näheren Umkreis der Stadt angezogen. Würde das wegfallen, wird es zu Kaufkraftverlusten in der gesamten Innenstadt kommen. Wir gehen aber davon aus, dass ein Nachmieter gefunden wird - möglichst ein Filialist.
Auf einen Filialisten wartet man auf dem Arsenalplatz schon seit Jahren. Verbessern sich dort die Chancen, wenn "Multistore" wegfällt?
Kirchner: Das muss man unabhängig voneinander betrachten. Der Arsenalplatz soll überregionale Bedeutung bekommen, das Kaufhaus hätte eher regionale Bedeutung. Ich gehe davon aus, dass die Betrachtungen zur Wirtschaftlichkeit zum Arsenalplatz auch im nächsten Jahr gleich bleiben.
Könnten sich Kaufhaus und Arsenalplatz bei der Suche nach einem Mieter nicht ins Gehege kommen?
Kirchner: Das kann man nicht völlig ausschließen. Wir sind aber nicht die Verhandlungspartner. Für die Stadt hat derzeit die Nachmietung des Kaufhauses Priorität. Alles andere würde einen Zeitverzug bedeuten, und dabei ändert sich bekanntlich das Kaufverhalten der Kunden.
Was kann die Stadt nun tun, diese Lücke wieder zu schließen?
Kirchner: Der Oberbürgermeister hat sich sofort an die Metro-Gruppe gewandt (zu der Immobilienbesitzer, die "Kaufhalle AG" gehört, Anm. d. Red.) und setzt sich dafür ein, dass möglichst ohne zeitliche Lücke ein Nachmieter gefunden wird. Schon das ist ein deutliches Signal. Wir werden jedenfalls die nötigen Genehmigungen sofort bearbeiten. Das Kaufhaus liegt im Sanierungsgebiet für das es Richtlinien gibt. Diesen Rahmen können wir nicht überschreiten, ausnutzen sollten wir ihn auf alle Fälle.
Ein Gutachter hat festgestellt, dass die Stadt ihre rigide Ansiedlungspolitik für Märkte auf der Grünen Wiese ändern muss, sollte in den nächsten fünf Jahren kein Kaufhaus am Arsenalplatz entstehen. Verschärft der Wegfall von "Multistore" die Situation?
Kirchner: Selbst der schlimmste Fall, dass kein Nachmieter gefunden wird, rechtfertigt nicht, unsere Haltung zur Ansiedlung großer Discounter an den Rändern der Stadt zu überdenken. Aber um es nochmals zu sagen: Wir gehen nicht davon aus, dass der schlimmste Fall eintritt.