Musikschule sammelte mit Kniff 11.000 Euro Musikschule Bitterfeld: Blüthner-Flügel wurde restauriert

Bitterfeld - Es geht auch um die Details, findet Cornelia Toaspern. Wie etwa den Schriftzug. „Blüthner Leipzig“ steht in geschwungenen goldenen Lettern an der Vorderseite des Flügels geschrieben. Die Leiterin der Musikschule „Gottfried Kirchhoff“ streicht mit der Hand über das matt-schwarze Klavierholz. „Herrlich“, sagt sie.
Erst vor einer guten Stunde wurde das Instrument geliefert. Nun ist der 114 Jahre alte Pracht-Flügel der Musikschule zurück in Bitterfeld - vollständig restauriert und in neuem Glanz. Am Mittwochnachmittag haben Speziallogistiker der Firma Taske das Klavier in die Ausweichräume der Musikschule in der Burgstraße gebracht. Hinter ihm liegen rund zwei Jahre in der Werkstatt.
Der Blüthner-Flügel ist zurück in Bitterfeld
Äußerlich befindet Toaspern die Arbeiten gleich auf den ersten Blick für gelungen. Nicht unwichtig. „Das Auge hört mit“, sagt die Musikschulleitern. Und auch die Ohren müssen am Mittwoch nicht lange warten. Schon bald nach der Ankunft testet Gesangslehrer Bastian Thomas Kohl die Tasten mit einer Schülerin. Toaspern hört gespannt zu. „Das ist einer, der hervorragenden Klang hat und sich für die Liedbegleitung gut eignet“, sagt sie über den Blüthner-Flügel.
Für das Vorzeige-Instrument der Musikschule endet damit eine lange Zeit im Exil. Vor rund zwei Jahren hatte man den Flügel nach Markkleeberg bei Leipzig geschafft. Dort sollte Klavierbauer Stefan Kratzsch das altehrwürdige Stück auf Vordermann bringen. Im Januar 2019 begannen schließlich die Arbeiten. Der „Blüthner“ wurde ausgeweidet und in Handarbeit restauriert. Spalten im Resonanzboden mussten geflickt, der gerissene Stimmstock neu aufgezogen werden. „Wie es halt so aussieht nach 100 Jahren“, sagte Kratzsch der MZ seinerzeit. „Das ist normaler Verschleiß.“
Musikschule am Ratswall erst 2021 fertig saniert
Nun sind die Mängel ausgebessert - und das Klavier ist zurück an seinem angestammten Platz. Fast zumindest. Der Stellplatz in der Burgstraße ist ein Provisorium. „Jetzt wartet der hier, um in unsere Musikschule einziehen zu dürfen“, sagt Toaspern. Das Hauptgebäude am Ratswall wird schließlich gerade renoviert. Erst 2021 sollen die Arbeiten voraussichtlich abgeschlossen sein.
„Wo der Blüthner dann ins neue Ratswallgebäude kommt, kann ich jetzt noch nicht sagen“, meint die Schulleiterin. Etwas anderes aber ist jetzt schon gewiss. Die Finanzierung der Restaurationsarbeiten am Blüthner-Flügel war ein voller Erfolg. Rund 15.000 Euro hat die Musikschule investiert, um das 114 Jahre alte Instrument zu retten. In seiner Abwesenheit musste zudem ein Ersatzklavier angeschafft werden.
Ein Teil des benötigten Geldes wurde über eine kreative Aktion eingesammelt. Sogenannte Paten konnten die 88 Tasten des Klaviers für je 88 Euro symbolisch kaufen und den Flügel damit sponsern. Etwa die Hälfte der Restaurationskosten wollte die Musikschule so einwerben - am Ende wurde dieses Ziel sogar übertroffen. So groß war die Nachfrage.
Über 11.000 Euro für Flügel gespendet
„Wir haben dann auch Hämmerchen verkauft“, sagt Toaspern. Insgesamt seien über 11.000 Euro zusammengekommen. Dazu komme noch eine großzügige Spende der Köthener Volksbank, die jüngst eingetroffen sei. Den Rest der Kosten stemmt der Förderverein der Musikschule.
Ohne die Geldgeber würde der Flügel nun nicht restauriert in der Burgstraße stehen. Deshalb sollen sie nicht vergessen werden. Die Namen aller Spender sind auf dem Filz verewigt, das die Tasten während Spielpausen schützt. Und damit nicht genug. Die Geldgeber sollen zu den ersten gehören, die das Klavier in wiederhergestellter Klangqualität hören. „Wir machen am 20. März eine Flügelweihe“, sagt Toaspern. „Dazu haben wir alle Tastenpaten eingeladen.“
(mz)
