Müllentsorgung Müllentsorgung: Ab jetzt gibt es für Papier auch Geld
Wittenberg/MZ. - Möglich machen das System die Papierfabrik Eilenburg und eine Lücke im Gesetz. Denn was die Firma Brückner da macht, ist keine Abfallentsorgung sondern Wertstoffhandel. "Wir haben Landkreise und Abfallentsorger gegen uns", weiß Marketing-Leiter Tobias Brückner. Die Kreise finanzieren mit den Altpapier-Erlösen Teile der Entsorgung. Die Entsorger selbst, behauptet Brückner, kassieren da gleich zwei Mal - einmal von den Kommunen und ein zweites Mal bei der Ablieferung in der Fabrik.
Gerade mit letzterem finanziert Brückner sein Rücknahmesystem. Denn die Erlöse aus dem Verkauf des Altpapiers gibt Brückner teilweise an die Kunden wieder - und an seine Zwischenhändler. Um die 26 Annahmestellen in Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt hat die Firma aus Brandis bei Leipzig inzwischen. Die meisten werden von Selbstständigen betrieben, so wie in Wittenberg auch. Veronika Pfeiffer will als Ich-AG die Annahmestelle managen. Brückner stellt Waage und Container, gilt als Ansprechpartner nach außen, Frau Pfeiffer sorgt für Kunden und damit für Papier - und bekommt dafür einen Teil des Verkaufspreises, den sie wiederum teilweise an ihre Kunden weitergibt.
"Ich wollte unbedingt wieder arbeiten", sagt Frau Pfeiffer. Die ehemalige Verkaufsstellen-Leiterin versuchte es erst mit Fleisch- und Wurstwaren, später wollte sie Tagesmutter werden. "Ich wollte schon immer mein eigener Chef sein", meint sie. "Das ist jetzt meine dritte Chance." Eine Chance, die sie mit Hilfe Brückners und ihrer Familie ergreifen will. "Ohne Familie ginge es nicht." Ohne Brückners wohl auch nicht. Denn die kümmern sich um die juristischen Feinheiten, helfen bei der Organisation und geben Tipps, wie man das Geschäft am besten aufzieht.
Und das soll sich nicht nur auf die Rücknahme beschränken. "Unsere Partner sollen sich ein anderes Standbein aufbauen", wünscht sich Brückner. Egal ob zusätzlich Getränkehandel, Kiosk oder Hausmeister-Service. Nur eine Grundbedingung gibt es: Kein Alkoholverkauf am Container. "Wir wollen aus dem Schmuddel-Image raus", sagt Brückner. Also achten er und Geschäftsführerin Kerstin Brückner auf ein ordentliches Umfeld an den Annahmestellen. Denn alles andere könnte Kunden kosten.