Mit Zauberstab Traum erfüllt Mit Zauberstab Traum erfüllt: Ein Weltreisender im Bann der Magie
Oranienbaum/MZ. - Wie viel Frauen hat er schon zersägt? Eberhard Baur weiß es nicht mehr. Manchmal war es auch seine Frau. Und doch kann er davon nicht ablassen. Der Oranienbaumer nennt es "Magie", die ihn fesselt. Und das Zersägen von Frauen gehört eben dazu.
Zehn Jahre war er alt, als ihn Abend für Abend sein erstes Zauberbuch die Nachtruhe nahm. Und ein kleiner Junge aus der Deutschen Demokratischen Republik den Traum vom weltberühmten Magier träumte. Von fernen Ländern, einem großen Zauberstab aus dem Tauben flattern und von Taschengeld, das sich vermehrt. Träume, die wahr werden sollten. In 47 magischen Jahren erfüllte er sich seine Wünsche. Doch schnell musste er feststellen, mit dem Zauberspruch "Abrakadabra" war es nicht getan. "Es ist harte Arbeit", sagt er. Eine Arbeit, die er liebt - die ihn selbst verzaubert und oft nicht in den Schlaf kommen ließ - weil der Kopf noch durch die Welt der Illusionen reiste. "Das ist heute noch so", erzählt der Mann, der als Zauberer Weltruf erlangte.
1972 bekam er seinen Berufsausweis verliehen und legte im Steintor-Varieté in Halle seine Prüfung als Zauberer ab. Damals, als von Harry Potter noch niemand ahnte, versetzte Eberhard Baur bereits die Menschen in Staunen. Er wurde zum magischen Weltenbummler.
Die beste Lehrzeit für den heutigen Meister der Illusionen war, so erzählt er, "seine Armeezeit". "Ich habe mit Hypnose angefangen", erinnert sich Baur. Als einstiger Soldat der Nationalen Volksarmee half er bei lebenswichtigen Sorgen des Alltags wie zum Beispiel: Ich werde immer rot, wenn ich ein Mädchen sehe. Und er sorgte dafür, dass der stärkste Raucher des Regiments keine Zigarette mehr inhalierte. "Tja, so war das." Magie sei 60 Prozent Psychologie, gibt der Oranienbaumer Einblicke in die Welt des Wundersamen. Nur durch die Kombination von Ausdauer und Talent sei im Leben vieles erreichbar. Und das treffe nicht nur in seinem Metier zu.
In den Ruhestand will Eberhard Baur noch lange nicht. Der Mann, der sich unter den Zauberern des 20. Jahrhunderts einen Namen gemacht. Der Mann, der Ehren in aller Welt verliehen bekam (unter anderem den Grand-Prix in Oslo und Prag gewann), Staatsoberhäupter verzauberte, kann nicht "stillstehen". "Zauberer ist kein Halbtagsjob", sagt er.
"In meinem Beruf muss man immer auf dem Laufenden sein." Ständig an neuen Tricks arbeiten. Ein Leben lang neugierig sein. Sich nicht darauf verlassen, dass die Wunder von selbst passieren.
So habe er es immer gehalten. Auch nach der Wende. Jetzt ist der einstige Reisende (mehr als 50 Länder lernte er auf seinen Tourneen kennen) ruhiger geworden. "Eigentlich hab'' ich alles gesehen", denkt er nach. "Das Geld, was wir damals für unsere Auftritte einspielten, ging in Richtung Wandlitz", musste er letztendlich erfahren. Da konnten selbst ein Magier und "der drei Mal schwarze Kater" nichts tun.
In ein tiefes Loch sei Baur nach 1989 nicht gefallen. Denn die Zauberer sind längst nicht aus der Mode gekommen.
"Teuflisch gut" präsentierte sich der Oranienbaumer in Auerbachs Keller in der Messestadt Leipzig. 475 Jahre feucht fröhlichen Ausschank im Gewölbe galt es zu feiern. Gemeinsam mit Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD). Eberhard Baur war dabei. Er ließ das Fass aus Eichenholz - Faust selbst soll sich einst auf jenes Behältnis mit weinhaltigem Inhalt geschwungen haben - auf seine Weise verschwinden, erzählt er. Doch das Wie, ist dem 57-Jährigen nicht zu entlocken. Es ist des Zauberers Geheimnis. "Gut behütet", lächelt Baur schelmisch.
Von mehr als 1 000 Tricks erzählt der Magier, der sich immer wieder über staunende Augenpaare freut, wenn er los legt. Oft vergisst er dabei auf die Uhr zu schauen. Manchmal verzaubert er seine Fans die ganze Nacht. Sein erstes Zauberbuch hat der Oranienbaumer immer noch. Hunderte sind hinzu gekommen.
Dann ist da noch etwas: Die Erfüllung seiner Wünsche. Und während er darüber plaudert, wird aus einem Zehn-Mark-Schein ein Hunderter. Ein schönes Taschengeld für den Jungen von einst.