Mit Fantasie und Mut einen Traum erfüllt
Altjeßnitz/MZ. - Und wie es sich manchmal so fügt, wird es nun die 23-jährige Sandra Kloppe sein, die zu Beginn der neuen Saison im Irrgarten ihr Café am Gutspark eröffnen will. "Ich hatte schon lange den Traum, etwas in Altjeßnitz zu machen", sagt die gelernte Einzelhandelskauffrau, die im Ort groß geworden ist.
Das neue Café entsteht, nur wenige Schritte von ihrem Kindergarten entfernt, im alten Gutshaus. "Es gehörte zum Schloss, hier haben früher die Bediensteten gewohnt", weiß sie. Die seit einigen Jahren leer stehende Wohnung wird derzeit nach Plänen des Jeßnitzer Architekturbüros Grünewald zum Café umgebaut. Sandra Kloppe hat jedes Detail vor Augen - welche Teile der alten Mauern und der Balken zu sehen sein werden, wo der Eingang und der Kamin hinkommen, wieweit die Überdachung in Richtung Parkplatz reichen wird. Alte Fotos mit dem alten Taubenhaus auf dem Hof und andere Bilder sollen nach ihren Vorstellungen besonderes Flair in die Gasträume bringen.
In der Gemeinde scheint man ihr zuzutrauen, dass sie mit ihrem Vorhaben erfolgreich sein wird, immerhin - sie hat einen Mietvertrag über zehn Jahre bekommen.
Vielleicht hat dabei eine Rolle gespielt hat, dass sie zu den Altjeßnitzer Kindern gehörte, die den Irrgarten nicht nur als Spielplatz, sondern auch als Geschäftsfeld für sich entdeckt hatten. "Weil manche Besucher bis zum Abend nicht aus der Irre herausgefunden haben, brauchten sie Hilfe", berichtet Sandra Kloppe. Für eine Mark seien sie dann gern bereit gewesen, die Irrläufer auf den richtigen Weg zu führen.
Die pfiffigen Altjeßnitzer Kinder hatten aber noch andere Geschäftsideen. "Wir haben an der Straße nach Jeßnitz Kirschen gepflückt und vor dem Irrgarten verkauft", verrät die junge Unternehmerin, die bei ihren Eltern wohnt.
Nach den drei Lehrjahren in Bobbau war sie das erste Mal längere Zeit von zu Hause weg. In den zehn Monaten, in denen sie innerhalb des Junior-Aufstiegsprogramms ihrer Handelskette in Niedersachsen ausgebildet wurde, sei sie erwachsen geworden, stellt sie fest. Nach dieser Ausbildung wurde ihr die Leitung der Obst- und Gemüseabteilung eines großen Verbrauchermarktes anvertraut - bis ihr Anfang 2007 "aus heiterem Himmel" und nach den Kriterien "jung, unverheiratet, kinderlos" betriebsbedingt gekündigt wurde. Der Schreck saß tief, doch als der überwunden war, erinnerte sie sich an ihren Traum von der Selbstständigkeit. Und an das, was sie gelernt hatte: Warenbestellung und Lebensmittelpräsentation, Buchhaltung, Rechnungswesen, Personalplanung.
Im Oktober 2007 zeigte sich eine neue Chance in Altjeßnitz. Sie übernahm den Kiosk am Parkplatz, verkaufte bis zum Ende der Saison Würstchen und Getränke, Ansichtskarten und Eintritts-Chips für den Irrgarten. Es war eine Art Probelauf für das größere Vorhaben, für das sie von Anfang an viel Unterstützung bekommen hat - von ihren Eltern und Bürgermeisterin Gudrun Dietsch ebenso wie von ihrem Freundeskreis.
Diese Bindungen möchte sie nicht missen, auch deswegen ist sie während ihrer Zusatz-Ausbildung mit ihrem kleinen Ford an jedem dritten Wochenende nach Altjeßnitz gefahren, deswegen ist sie in ihren Heimatort zurückgekehrt. Ende März soll es soweit sein, dass die Altjeßnitzer und ihre Gäste beim Sonntagsspaziergang im Café am Gutspark einkehren können.