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Lustige Geschichten von fast 2 000 kleinen Snobs

Von ANDREAS HÜBNER 27.09.2010, 17:26

MÜHLBECK/MZ. - Gezeichnet hat er eigentlich schon immer. "Wahrscheinlich schon von Anfang an - so wie ich den Stift halten konnte", sinniert er. Manuel Thiele ist Karikaturist und veröffentlicht seit dem 2. Juni 2005 jeden Tag in der Mitteldeutschen Zeitung unter dem Titel "Der kleine Snob" seine Cartoons.

"Ich habe insgesamt 1 848 kleine Snobs gezeichnet", sagt er. Diese können derzeit im Café "Kaffeesatz" in Mühlbeck bewundert werden.

Schnell kamen auch die Besucher der Geburtstagsfeier anlässlich des 13-jährigen Bestehens des Buchdorfes ins Schmunzeln, denn die Themen, die Thiele abhandelt, sind breit gefächert. Mit den Witzen sei das nicht ganz so einfach, begründet er die angestrebte Vielseitigkeit. So versuche er auch, aktuelle Themen in seine Arbeiten einzubringen. "Geschmäcker sind sehr verschieden - besonders was Humor betrifft", statuiert der Künstler, und er muss es wissen. Denn schließlich versuchte er schon als Schüler, seine Banknachbarn immer wieder zum Lachen zu bringen. "Wenn mir mal langweilig war", zwinkert er, "habe ich schon in der Schule immer wieder rumgekritzelt und Witze gezeichnet."

In Gaditz (Landkreis Wittenberg) aufgewachsen, besuchte er die damalige Polytechnische Oberschule in Kemberg. 1993 machte er das Abitur auf dem Wittenberger Melanchthon-Gymnasium. Dort veröffentlichte er erstmals auch seine Comics und Bildergeschichten. "Da habe ich immer mal für die Schülerzeitung gezeichnet", sagt er. Und schmunzelnd fügt er hinzu: "Die hatte auch einen tollen Namen: ,Auspuff'." Anfangs waren einige seiner Arbeiten auch im unverkennbaren Epper-Stil gehalten. "Arthur Epperlein, bekannt als Epper, war schon irgendwie ein Vorbild."

An der Hochschule Anhalt in Dessau studierte der heute 35-Jährige Design und ist seit September 2002 Diplom-Designer. Manuel Thiele lebt gemeinsam mit seiner langjährigen Lebenspartnerin Corinna immer noch in seinem Elternhaus in Gaditz. Das 15 000 Quadratmeter große Grundstück bietet optimale Voraussetzung für seine Passion.

In verschiedenen Teichen züchtet er Kois. Momentan tummeln sich in den kleinen Gewässern des Hobbyzüchters über hundert Fische. Außerdem pflanzt er vorwiegend seltene Sträucher und Bäume an. "Oft aus Asien oder Amerika", erklärt er. So finde man in seinem Garten die sehr seltene Sibold-Magnolie oder den etwas bekannteren Chinesischen Mammutbaum. Sein Interesse für Kois aber war es, was dem seit 2003 als freiberuflichen Grafiker, Cartoonist und Autor tätigen Thiele erste regelmäßige Einnahmen verschaffte. Noch während des Studiums im Frühjahr 2002 begann er, Cartoons für den Koi-Kurier (größte deutschsprachige Koi-Zeitschrift) zu zeichnen. Später lieferte er auch den einen oder anderen Textbeitrag und seit 2005 gehört er zum freien Redaktionsteam.

Im selben Jahr veröffentlichte er im bede-Verlag unter dem Titel "Fische sind auch nur Menschen" ein Buch mit Aquarien-Cartoons. "Sehr spezifisch", kommentiert der Karikaturist. Doch sein größter Erfolg ist natürlich die tägliche Veröffentlichung des kleinen Snobs in der MZ. Seine ersten professionellen künstlerischen Gehversuche hatte er im Alter von 20 Jahren für die Wittenberger Lokalredaktion gemacht. "Das waren hauptsächlich Cartoons für die Jugendseiten", sagt er. Später kamen Aufträge von weiteren MZ-Lokalredaktionen und schließlich auch von verschiedenen Zeitschriften, allen voran der Koi-Kurier, dazu. Dass er sich seine Arbeitszeit selbst einteilen kann, gefalle ihm am meisten an seiner Tätigkeit, stellt er fest. So habe er immer ein kleines Büchlein am Mann, sammle einfach nur Witze und zeichne auch mal Tage lang gar nicht. Dann aber setze er sich wieder intensiv an den Schreibtisch. "Da wird dann auch schon mal eine Nacht durchgearbeitet", so Thiele.

Durchschnittlich benötige er - von der Vorzeichnung bis zum fertigen Produkt - zwei Sunden für einen kleinen Snob. Sicher ist er manchmal schneller und freilich sitze er ab und zu auch bedeutend länger an einem Cartoon. "Bis zu fünf Stunden. Das kommt vor." Im Übrigen kann er über den gerade eigens fertig gestellten Beitrag in der Regel nicht lachen. "Das dauert drei bis vier Wochen", bis er schmunzeln kann, über seine kleinen Snobs.