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Seit Monaten Notstand Leere Lager, weniger Nachschub? Wolfen trotzt dem landesweiten Abwärtstrend beim Blutspenden

Die Termine des DRK laufen vor Ort weiter gut.

Von Tim Fuhse Aktualisiert: 11.01.2022, 14:26
Beim letzten Termin vor Weihnachten wurde in der Sekundarschule I in Wolfen-Nord Blut gespendet.
Beim letzten Termin vor Weihnachten wurde in der Sekundarschule I in Wolfen-Nord Blut gespendet. (Foto: André Kehrer)

Wolfen/MZ - Leere Lager, spärlicher Nachschub - eigentlich herrscht in Sachsen-Anhalt seit Monaten Notstand. Doch nicht überall ist die Blutspendenbereitschaft während der Corona-Pandemie eingebrochen. In Wolfen laufen die Termine des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) weiter vergleichsweise gut. Mit durchschnittlich rund 48 Spendern pro Veranstaltung konnte der dortige Ortsverein sein gestecktes Ziel im vergangenen Jahr weitestgehend erreichen. Das berichtet Reinhilde Thiel, die sich bei den Wolfenern um diesen Bereich kümmert, auf MZ-Anfrage.

Landesweit weniger Blutspenden

Ansonsten sieht es in der Region ganz anders aus. Auch in Anhalt-Bitterfeld wurde 2021 deutlich weniger Blut gespendet als in den Jahren vor der Corona-Pandemie (die MZ berichtete). Der traditionell starke Dezember blieb nun ebenfalls unter den Erwartungen - trotz Vorweihnachtszeit. „Die Termine laufen nach wie vor sehr schlecht“, sagt Katrin Richly, die den DRK-Blutspendedienst im hiesigen Landkreis sowie im Kreis Wittenberg und in der Stadt Weißenfels leitet. Man lebe derzeit sozusagen weiter von der Hand in den Mund und könne keine Vorräte aufbauen. Zuletzt wurden die Krankenhäuser bereits informiert, dass manche Blutgruppen womöglich nicht mehr sofort in gewünschter Menge geliefert werden können.

Termine des DRK laufen in Wolfen weiter gut

Von der angespannten Lage weiß man natürlich auch in Wolfen. Allerdings nicht aus eigener Erfahrung. „Wir können uns insgesamt nicht so doll beschweren“, sagt Thiel. Bei 17 Terminen von Jahresbeginn bis Weihnachten haben die Wolfener 818 Blutspenden eingesammelt, dazu kam noch eine weitere Veranstaltung vor Silvester. Als Ziel hatte sich der Ortsverein 850 Spenden gesteckt. „Damit haben wir unseren Durchschnitt wieder erreicht“, sagt Thiel. Geholfen habe auch eine Knochenmark-Typisierungsaktion zu Jahresbeginn, hier wurde zusätzlich viel Blut gespendet.

Ganz sorgenfrei ist man beim hiesigen DRK gleichwohl nicht. Auch die Wolfener haben den langfristigen Trend im Blick. Die Blutspendenbereitschaft „geht kontinuierlich ein bisschen zurück“, weiß Thiel. Früher habe man im Jahr über 2.000 Spenden gesammelt. Und auch für 2021 wurde das Ziel wohlweislich von 900 auf 850 Spenden zurückgestuft. Der Schwund hänge in erster Linie mit der Altersstruktur vor Ort zusammen, meint Thiel: „Der Nachwuchs fehlt.“

Auch beim Blutspenden verschärfte Corona-Regeln

Und auch den Einfluss der Corona-Pandemie spürt man in Wolfen. Landkreis-Leiterin Richly sieht einen Hauptgrund für die gesunkene Spendenbereitschaft bei den verschärften Hygienemaßnahmen. Zum Infektionsschutz wurde der gewohnte Imbiss nach der Spende durch ein Essenspaket zum Mitnehmen ersetzt. Damit gehe die Nebenfunktion der Termine als sozialer Treffpunkt ein Stück weit verloren. „Das ist schon wahr“, sagt auch Thiel. In Wolfen kämen vor allem Stammspender zu den Terminen. Und die hätten vor der Pandemie teils noch eine halbe Stunde oder länger zusammengesessen. Das gehe nun nicht mehr. Aber: „Wir versuchen, das beste daraus zu machen“, sagt Thiel. Und bislang haben die Wolfener ja weiter fleißig Blut gespendet.