Kreiswerke Anhalt-Bitterfeld Kreiswerke Anhalt-Bitterfeld: Wie ausgediente Weihnachtsbäume ein zweites Leben bekommen

wolfen - Aus dem grünen Gesellen der Weihnachtszeit machen die Kreiswerke Anhalt-Bitterfeld Muttererde. Konnte der Tannenbaum im Dezember nicht hübsch genug aussehen, kann er im Januar nicht schnell genug verschwinden. Doch: Zum Wegwerfen ist der Baum zu schade. Schließlich lässt er sich noch sinnvoll verwenden.
Abholung durch die Kreiswerke
Soll er nicht beim öffentlichen Verbrennen zum Bestandteil eines kleinen Festes werden, wird er von den Kreiswerken Anhalt-Bitterfeld abgeholt. Und kompostiert. Rund 500 fallen so in der ersten Januarhälfte pro Woche an. Das, sagt Hans-Jürgen Stahl, Leiter des Betriebshofes Wolfen der Kreiswerke Anhalt-Bitterfeld, ist zuverlässig jedes Jahr so. Seine Leute wissen Bescheid. Steht ein Tannenbaum neben der Biotonne, heißt das: bitte entsorgen.
Der Baum wandert auf die Deponie für Bioabfälle in Bitterfeld. Dort wird er zerschreddert und weiterverarbeitet. Während aus einigen Rindenmulch wird, wird aus anderen Erde. Beides können schließlich die Kleingärtner - in Säcken abgepackt - kaufen.
Der Wandel vom Baum zur Erde geht nicht von heute auf morgen. Bis zu sechs Wochen, erklärt Stahl, dauert der Prozess, der bei einer Temperatur von 70 Grad abläuft. „So heizt sich eine Miete durch den Gärprozess selbst auf“, sagt er. „Da kann man sich die Hände verbrennen.“ Und tatsächlich: Es dampft auf dem Lagerplatz der Anlage aus rund 20 Mieten. Raben- und Möwen haben längst entdeckt, dass sie hier schnell und bequem an gutes Futter kommen. Mit jeder Bewegung der Anliefer-Autos fliegen die Schwärme träge in die Luft. Offenbar wissen die Vögel längst, dass sich um sie hier niemand schert. Auch die gewaltige gelbe Maschine, die täglich durch die Reihen der Mieten fährt und die von innen nach außen wendet, beeindruckt sie kaum noch.
Mülltrennung führt zu besserer Qualität
Durch das Wenden, erläutert Stahl, wird das Produkt von Mal zu Mal feiner. Am Ende bleiben von dem angelieferten groben Bio-Müll mehrfach gesiebte Haufen schwarzer Muttererde übrig. Rund 80 Tonnen Bioabfall zum Kompostieren liefern die Entsorgungsfahrzeuge Tag für Tag an. Doch was heißt hier Bio-Abfall? Einiges, was in den frisch angelegten Mieten zwischen Kartoffelschalen und vergammelten Gurken, zwischen Orangen und Kohlköpfen liegt, hat mit Bio wenig zu tun: Plastiktüten und anderer Restmüll. Dinge, die da raus müssen. „Wenn die Leute wirklich in den Biomüll werfen würden, was da reingehört, hätten wir am Ende noch bessere Qualität“, sagt Stahl.
Die Deponie am Stadtrand von Bitterfeld wird seit über 50 Jahren betrieben. Wer es nicht weiß, dass der alte Deponie-Körper seit Jahren mehrfach abgedeckt und nach allen Richtungen versiegelt ist, sucht vergeblich nach einem Müllhaufen. 30 Meter tief war das Loch, in das einst der Hausmüll der Region entsorgt wurde, im Umfang rund 500 Meter. Rekultiviert ist ein grüner Berg übrig geblieben, an dessen Fuß hier und da ein kleines weißes Häuschen steht. „In der Deponie gärt es noch, so dass Gas entsteht. Das fangen wir auf und geben es ins öffentliche Netz“, erläutert der Experte. „Allerdings wird es weniger, je mehr Zeit ins Land geht. Die Gasgewinnung ist für uns auch nebensächlich.“
Die Hausmüll-Deponie wird längst nicht mehr gebraucht. Seit Jahren werden hier Bauschutt und Biomüll angenommen. Heute wird der Müll getrennt, recycled, anders verarbeitet. Und aus Bio-Müll wird zum allergrößten Teil wieder Bio. (mz)
