Kreismuseum Bitterfeld Kreismuseum Bitterfeld: Schatzsucher Kevin zittert vor Glück
Bitterfeld/MZ. - Der Zauber einer versunkenen Welt faszinierte am Sonntag in den Räumen des Bitterfelder Kreismuseum. Dort nämlich hatten sich Schatzsucher der besonderen Art aus ganz Deutschland zusammengefunden, um miteinander zu fachsimpeln. Und natürlich zeigten sie auch jene wunderschönen Dinge, die sie in der Tiefe der Erde gefunden und ausgegraben haben: Bereits zum 8. Mal fand die Bitterfelder Mineralien- und Fossilen-Tauschbörse im Kreismuseum statt.
Alle Sammler, die kamen, waren schon mehrfach hier. Und auch am Sonntag genossen sie das nahezu familiäre Flair. "Unsere Börse", meint Museumsdirektor Uwe Holz, "ist eine der kleineren, eine recht volkstümliche. Aber sie eröffnet jedes Jahr den Reigen in Sachsen-Anhalt. Und wir haben einen festen Stamm, der immer wiederkommt." Doch bleiben die Sammler nicht unter sich. Denn auch der Laie fühlt sich in dieser Börse gut aufgehoben. Kann er doch mit Fragen löchern, darf er doch staunen über die fremdartig klingenden Namen der versteinerten Fossilien, über die 60 Millionen Jahre alten Seeigel oder die noch älteren Haifischzähne und das versteinerte Holz.
Herbert Seiler zum Beispiel ist von Oldenburg her angereist. Und zeigt einen 180 Millionen Jahre alten Ammoniten, den er auf einer bei Straßenbauarbeiten aufgeschütteten Halde fand. "Wenn man so etwas findet", sagt er, "dann fühlt man reines Glück tief im Herzen." Und so ist es ihm auch gegangen, als er jene seltenen hedamorphen - entrollten - Ammoniten fand. Haben die üblichen eine Schneckenform, so winden sich diese wie bräunliche Schlangen im Gestein.
Guido Lupp aus Leipzig ist gleich mit Ehefrau Inge und Sohn Kevin angereist, alle überzeugte Schatzsucher. Während die Eltern reine Fossiliensammler sind, zieht es den Elfjährigen zu den Mineralien. Und auch die Überzeugung, dass Fossilien mal wirklich gelebt haben und Mineralien nur totes Gestein sind, wie der Vater sagt, kann Kevin nicht überzeugen. Obwohl er auch mitfiebert, wenn die Familie auf die Suche nach Haifischzähnen oder Wirbel im Tagebau Espenhain geht. Sind sie komplett erhalten oder nicht? Und dann der Moment, wo fast das Herz aussetzt, wenn das Prunkstück aus grauer Vorzeit in den Händen gehalten wird. "Dann zitterte ich richtig vor Glück", sagt Kevin. "Unsere Kinder", meint Inge Lupp, "sind nicht im Sandkasten groß geworden, sondern im Tagebau." Für Kevin das Normalste auf der Welt.
Doch auch Maria Letz aus Wittenberg weiß um die schöne Sucht, das Fieber der Suche und das Glück des Findens. Im Schluff aus Ton und Lehm fand sie, zusammen mit ihren Mann, in Halle-Seeben jene Gips-Rosetten, von denen die größte nahezu einen halben Meter misst und viele ausgeprägte Kristalle zeigt. Doch: Bis zu 1,80 Meter Tiefe muss da schon mal gegraben werden. Und auch die Kiesgrube in Löbnitz sei ein Ort der Schätze: Dort gebe es noch fossiles Holz, das jetzt glatt ist wie Stein, Seeigel, Schwämme und Korallen.
Doch erinnerte ein Stand auch an die Produktion synthetischer Edelsteine in Bitterfeld. Margarete Heubner, Mitglied im Förderverein des Kreismuseums, hatte Spinelle - Edelsteinrohlinge - ausgebreitet, die nun turmalinfarben, rosa, saphier- oder aquamarienblau oder farblos schimmerten. Für sie selbst ist der Edelste von allen der Rauchtopas. Und auch sie erzählte den Gästen gern über jenen Betrieb, der nahezu 70 Jahre lang existierte, und von dem im Edelsteinmuseum Bitterfeld zu erfahren ist.