Kein Frauenhaus im Mittelalter
Wolfen/MZ. - Birgit Wessel sieht das als einen speziellen Bildungsbeitrag des Kommunikationszentrums. "Ich sehe das als eine Aufarbeitung von Frauengeschichte. Sonst kommen die Gestalter der Geschichte ja nur als Männer daher." Die Ausstellung berührt, weil die Scheiterhaufen hier standen - in der unmittelbaren Region. Zugleich ist die interessante Dokumentation, die zuvor in Havelberg und danach in Halle gezeigt wird, die "andere Sicht auf die Walpurgisnacht". Das Ereignis, das heute kommerziell gut vermarktet wird, hat längst seine ernste Seite eingebüßt. "Das, was einige Frauen im Mittelalter wirklich erlebt haben, ist weg", so Birgit Wessel. Und sie fügt auch die damals gängige Ansicht hinzu, die auf Unwissenheit, Angst und Verdummung basierte: "Ein Frauenhaus hätte nichts gebracht, weil niemand - also auch Frauen - nicht den Gedanken hatte, eine Hexe schützen zu müssen."
Doch manchmal mussten auch Männer dran glauben. So berichtet eine Geschichte davon, wie zwei bereits verbrannte Frauen aus Derenburg im Harz wieder an ihre Opferstätte zurückkehrten und um das Feuer tanzten. Dann, so der Bericht, hätten sie den Mann der einen "so grob aus der Tür seines Hauses gestoßen, dass dieser sich vor den Augen seiner Nachbarn zu Tode stürzte". Tage später wurde der Mann der anderen mit dem Schwert "wegen Unzucht im Ehebruch mit der Schwester seiner auf dem Scheiterhaufen verbrannten Frau hingerichtet".