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Kaufland in Wolfen Kaufland in Wolfen: Neubau wurde gestoppt

Von Detmar Oppenkowski 10.07.2016, 08:00
Eigentlich wollte Kaufland Wolfen-Nord verlassen. Nun soll vorerst an dem Standort festgehalten werden.
Eigentlich wollte Kaufland Wolfen-Nord verlassen. Nun soll vorerst an dem Standort festgehalten werden. André Kehrer

Wolfen - Die Absage kommt aus heiterem Himmel: Die Einzelhandelskette Kaufland wird doch keinen neuen Markt in Wolfen-Krondorf errichten. Darüber hat das Unternehmen die Stadtverwaltung Bitterfeld-Wolfen jetzt in einem zweiseitigen Brief informiert.

Nicht vorhersehbare Schwierigkeiten

In dem Schreiben, das der MZ vorliegt, werden unter anderem „diverse nicht vorhersehbare Schwierigkeiten insbesondere mit dem Baugrund“ als Motiv für den Rückzieher benannt. Zu diesem Ergebnis seien mehrere Gutachten gekommen.

Aufgrund dieser „geänderten Rahmenbedingungen“ müsse man von der Standortverlagerung Abstand nehmen. „Die wirtschaftliche Grundlage ist durch die grundstücksbezogenen Maßnahmen, die getroffen werden müssen, um einen Markt zu realisieren, nicht mehr gegeben“, schreibt Kaufland.

Kosten drohten aus dem Ruder zu laufen

Übersetzt heißt das: Weil die Kosten für den Neubau eines Kaufland-Marktes am Krondorfer Kreisel wegen des vorgefundenen Baugrunds aus dem Ruder zu laufen drohen, zieht man nun die Reißleine.

Ursprünglich wollte das Unternehmen zehn Millionen Euro für den Bau des neuen Marktes auf dem Gelände an der Verbindungsstraße investieren und ihn Ende 2017, Anfang 2018 eröffnen.

Wegen der „katastrophalen Bodenverhältnisse“, die eine Expansionsbeauftragte des Unternehmens schon im Frühjahr als Problem benannte, wäre aber der finanzielle Aufwand „um einen einstelligen Millionenbetrag“ gestiegen. Diese Kostenexplosion führt dazu, dass der Umzug der Kaufland-Filiale von Wolfen-Nord nach Wolfen-Krondorf aktuell vom Tisch ist.

Was passiert mit dem alten Markt?

Doch was heißt das für den jetzigen Standort? Schließlich hatte Kaufland einst argumentiert, dass die 1994 im hinteren Bereich des Ortsteils eröffnete Filiale „nicht mehr den aktuellen Anforderungen an eine zeitgemäße Einkaufsstätte“ entspreche.

Zudem hieß es bis vor kurzem: Da die Kosten für eine Sanierung des alten Gebäudes zu hoch sind und die sinkende Einwohnerzahl in Wolfen-Nord keine dauerhafte wirtschaftliche Entwicklung verspricht, müsse man umziehen und die Immobilie abreißen.

Davon ist aktuell keine Rede mehr. Der alte Markt soll nach Aussagen einer Pressesprecherin „vorerst bestehen bleiben“. Und: „Wir prüfen mögliche Alternativen zur weiteren Standortentwicklung in Wolfen.“ Zu welchem Ergebnis die Einzelhandelskette kommen wird, ist derzeit allerdings völlig offen.

400 Garagen bleiben bestehen

Mehr Klarheit dürfte es nach jetzigem Stand für die Pächter der 400 Garagen am Krondorfer Kreisel geben. Für die Umsetzung des Bauvorhabens hätten ihre geschützten Unterstellplätze weichen müssen. Nun heißt es: „Kaufland wird vom Erwerb der Garagen und Grundstücke absehen, somit bleiben diese weiterhin im Eigentum von Bitterfeld-Wolfen.“

Wie die Stadt die aktuellen Entwicklungen bewertet, will die Rathausspitze zwar erst Mitte der nächsten Woche verraten. Festzustehen scheint aber bereits jetzt, dass die Kommune nach der Kaufland-Absage auf dem stadteigenen Gelände in Krondorf sitzen bleibt. Damit entgehen Bitterfeld-Wolfen 700 000 Euro, die das Unternehmen für die 20.000 Quadratmeter große Fläche bezahlen sollte.

Andere Perspektive?

Während die Verwaltung bislang noch schweigt, sagt der Wolfener Ortsbürgermeister André Krillwitz (Pro Wolfen) auf MZ-Nachfrage: „Ich sehe die Entscheidung mit einem weinenden und einem lachenden Auge.“

Einerseits sei es bedauerlich, dass der neue Markt nicht in Krondorf gebaut wird. Andererseits bestehe durch den Erhalt des alten Standorts in Wolfen-Nord eine Möglichkeit, dass der hintere Wohnkomplex - der in den vergangenen Jahren immer weiter ausgedünnt wurde - doch eine Perspektive hat. (mz)

Wegen des schlechten Baugrunds kann die Einzelhandelskette nicht in Krondorf bauen. Die Garagen bleiben damit weiterhin im Eigentum der Stadt.
Wegen des schlechten Baugrunds kann die Einzelhandelskette nicht in Krondorf bauen. Die Garagen bleiben damit weiterhin im Eigentum der Stadt.
André Kehrer