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Bei traumhauftem Wetter Kanuclub Jeßnitz startet mit „Frühjahrsputz“ in die neue Saison

Am Bootshaus des Sportvereins an der Mulde herrscht wieder Leben. Der Arbeitseinsatz ist auch die erste Bewährungsprobe für das neue Präsidium.

Von Silke Ungefroren 29.03.2022, 16:57
 Leonie Bär (r.) und Charline Stolzke beim Ausbessern eines  Bootes. Auch Oscar Stieler und Fabio Lorenz (hinten, v. r.) sind an diesem Tag dabei.
Leonie Bär (r.) und Charline Stolzke beim Ausbessern eines Bootes. Auch Oscar Stieler und Fabio Lorenz (hinten, v. r.) sind an diesem Tag dabei. (Foto: André Kehrer)

Jeßnitz/MZ - Das Wetter ist traumhaft, das Gelände am Jeßnitzer Bootshaus wirkt wie ein Feriendorf. In der unmittelbar vor dem Objekt fließenden Mulde spiegelt sich die Sonne. Doch der Schein trügt. Jene, die an diesem Sonnabendvormittag hier zugange sind, können den Anblick gerade nicht genießen. Denn sie sind fleißig am Arbeiten - und doch froh darüber, endlich wieder in dieser Konstellation hier wirken zu können.

Viele Arbeiten stehen an

Beim Jeßnitzer Kanuclub ist der erste Arbeitseinsatz gestartet - nicht nur in diesem Jahr, sondern aufgrund der auferlegten Corona-Pause ist es quasi die erste größere Zusammenkunft seit langem. Laub wird geharkt und entsorgt, an den Booten Hand angelegt, in den Hallen wird aufgeräumt und sortiert, unnötige Dinge werden entrümpelt.

„Frühjahrsputz“, fasst es Frank Stieler zusammen. Er ist der neue Präsident des Vereins, das Präsidium wurde erst im vorigen Monat gewählt. Stieler ist Nachfolger des langjährigen Chefs Klaus Gieseler. Sein neuer Stellvertreter Maik Unger tritt in die Fußstapfen von Uwe Fromme und Schatzmeister Stefan Romme hat das Amt von Franz Müller angetreten.

„Die nächste Generation rückt also jetzt an“, begründet Stieler die Staffelstab-Übergabe. Was aber nicht heißt, dass die „Ehemaligen“ nicht weiter mit von der Partie sind. Auch der langjährige Chef Gieseler wirbelt mit seinen 78 Jahren in Arbeitskluft über das Gelände ...

Im Februar wurde das  neue Präsidium gewählt: Präsident Frank Stieler, sein Stellvertreter Maik Unger und Schatzmeister Stefan Romme (v. r.).
Im Februar wurde das neue Präsidium gewählt: Präsident Frank Stieler, sein Stellvertreter Maik Unger und Schatzmeister Stefan Romme (v. r.).
(Foto: Kehrer)

Über 100 Mitglieder zählt der traditionsreiche Verein heute immer noch

Über 100 Mitglieder zählt der traditionsreiche Verein heute immer noch - trotz der Pandemie, die einiges auch hier verändert hat. Und um die 50 davon sind aktiv - sprich fahren auf dem Wasser, ob im Kajak oder im Canadier. „Das Training haben wir in den Zeiten, wo wir uns gar nicht treffen konnten, vor allem mit den Jüngsten online absolviert“, sagt Stieler. Was gar nicht so einfach war. Und „nebenbei“ wurden die Mitglieder animiert, sich fit zu halten - mit Laufen oder anderen Betätigungen in der Freizeit, wie Trainer Dirk Männicke erzählt. Der ist auch stets um Nachwuchs bemüht, weil es derzeit an den Altersgruppen ab 16 Jahre bis Anfang 20 ein bisschen hapert.

Dafür wird auch die Arbeitsgemeinschaft „Kanurennsport“ an der Jeßnitzer Schule genutzt. Einmal pro Woche geht es da in der Turnhalle heiß her - und wer möchte, kann die Praxis dann am Bootshaus testen und erleben.

Ein Dach für die etwas  älteren Boote, die  im Freien aufbewahrt werden, soll entstehen: Franz Müller (r.) und Tobias Halang hoffen, dass es klappt.
Ein Dach für die etwas älteren Boote, die im Freien aufbewahrt werden, soll entstehen: Franz Müller (r.) und Tobias Halang hoffen, dass es klappt.
(Foto: Kehrer)

Natürlich soll es jetzt auch wieder mit dem Wettkampfgeschehen bergauf gehen. Und da will der Verein irgendwann auch an die Erfolge vergangener Jahre anknüpfen- schließlich ist der Aufenthaltsraum voll mit errungenen Pokalen und Urkunden. In dem nach der Wende aus der BSG Chemie Jeßnitz ausgegliederten Verein haben immerhin auch solche bekannten Athleten wie Weltmeisterin Yvonne Schurig und der Olympiasieger von 2004 Christian Gille ihre ersten Paddelschläge vollführt.

Und nicht zu vergessen Thomas Konietzko, der seit vorigem Jahr Präsident des Internationalen Kanuverbandes ist. Er ist nach wie vor natürlich auch Mitglied bei den Jeßnitzern, für die er sich als Chef der Firma Toko in Wolfen ebenfalls als Sponsor sehr engagiert.

Annabell und Nick schleifen die alte Farbe  vom Motorboot der Trainer ab.
Annabell und Nick schleifen die alte Farbe vom Motorboot der Trainer ab.
(Foto: Kehrer)

Im vorigen Jahr hatte der Verein sein 100-jähriges Bestehen

Mit dem Athletik-Test vor kurzem in der Sandersdorfer Sporthalle, den die Sportliche Leiterin des Vereins, Sabrina Wenke, mit rund 220 Beteiligten auch aus anderen Vereinen organisiert hatte, wurde gewissermaßen der Auftakt gegeben für weitere sportliche Höhepunkte in diesem Jahr. Die Teilnahme an Regatten ist geplant, bei den Landesmeisterschaften soll wieder um Medaillen gekämpft werden. Für den 7. Mai ist die Durchführung des Sprintpokals mit mehreren Vereinen ins Auge gefasst. Und in den Osterferien soll es ein Trainingslager in Wusterwitz in Brandenburg geben, für das schon jetzt die Vorbereitungen im Gange sind. Um die 30 Jeßnitzer sollen daran teilnehmen.

Trainer Dirk Männicke (r.) und Fabio Lorenz sind in der Halle zugange.
Trainer Dirk Männicke (r.) und Fabio Lorenz sind in der Halle zugange.
(Foto: Kehrer)

Derweil schleifen die neunjährige Annabell und der zwei Jahre ältere Nick die alte Farbe vom Motorboot der Trainer, mit denen jene die Sportler auf dem Wasser begleiten, ab. Auch sonst wird weiter gewerkelt auf dem Bootshaus-Gelände. Und alle freuen sich schon jetzt auf das Osterfeuer, das einmal mehr den Zusammenhalt im Verein stärken soll.

Ein Ersatz für die Jubiläumsfeier wird das sicher nicht sein, denn im vorigen Jahr hatte der Verein sein 100-jähriges Bestehen - gegründet am 10. Mai 1921 als Ruder-Club. Die Feierlichkeiten sind ebenso Corona zum Opfer gefallen. „Doch vielleicht können wir in diesem Jahr wenigstens wieder unser Bootshausfest feiern“, hofft Präsident Stieler.