Kampf gegen Plastikmüll Kampf gegen Plastikmüll in Bitterfeld: Diese Frauen häkeln für den Umweltschutz

Bitterfeld - Tonnenweise Plastetüten im Meer und dazu viele tote Tiere. Es sind grausame Bilder aus dem Fernsehen, die in der Wolfenerin Eva Haun eine einzigartige Idee haben reifen lassen: Häkeln für den Umweltschutz, so könnte man die Aktion mit wenigen Worten beschreiben. Statt Plastiktüten sollen die Leute wieder zum guten alten Netz greifen.
Frauen wollen gegen sinnlose Verschwendung von Rohstoffen vorgehen
Mit ihrer Aktion wollen die Frauen gegen die sinnlose Verschwendung von Rohstoffen vorgehen. Aus der einmaligen Vorstellung vor ihren Handarbeitsmitstreiterinnen ist mittlerweile eine groß angelegte Aktion geworden. Dabei werden nicht nur Einkaufsnetze hergestellt, auch andere handwerkliche Schmuckstücke entstehen.
„Wir treffen uns einmal in der Woche mit anderen Frauen im Bitterfelder Familien- und Quartierbüro in der Burgstraße und häkeln oder stricken Einkaufsnetze, die teilweise verschenkt, aber auch zum Kauf angeboten werden“, erzählt die Wolfenerin. Rund, eckig oder oval - die Formen und Farben variieren von Netz zu Netz. „Das sind alles Unikate“, freut sich Haun.
Einkaufen mit dem Netz ist vor allem umweltschonend
„Wir können mit dieser Aktion zwar nicht die Welt retten, aber wir setzen ein Zeichen“, sagt sie. Und jeder einzelne könne dabei mitmachen. Ein Netz lasse sich leicht in der Jacken- oder Einkaufstasche verstauen, um es dann bei Bedarf zu nutzen. Obst, Gemüse oder andere Waren des täglichen Bedarfs ließen sich darin gut verstauen. Und, so Haun, mit jedem benutzten Netz würde eine Plastiktüte wegfallen und man habe einen kleinen Beitrag zum Umweltschutz geleistet.
In einem sind sich die rund 20 Frauen einig: „Wir kennen das von früher gar nicht anders, da haben wir nur Netze oder Stoffbeutel beim Einkaufen verwendet und wir werden das auch in Zukunft tun.“ Je mehr Menschen man davon überzeugen kann, um so sinnvoller sei das Ergebnis der wöchentlichen Arbeit, die zudem noch sehr viel Spaß bereite.
Die Häkelsachen kommen auch Kindern zu Gute.
Doch nicht nur der Herstellung von Beutel oder Netzen haben sich die Frauen um Eva Haun verschrieben. Sie versorgen mit den gestrickten und gehäkelten Teilen auch Kindereinrichtungen, die Neugeborenenstation des Bitterfelder Klinikums, das Hospiz in Dessau und natürlich die Verwandtschaft und Bekanntschaft. Und, was für die Frauen besonders wichtig ist, sie haben eine Beschäftigung. „Wir treffen uns ja nicht nur zum Arbeiten, sondern tauschen auch Erfahrungen aus, plaudern über Gott und die Welt, reden über Kochrezepte und gucken bei dem Nachbarn die neuesten Strickmodelle ab“, sagt Haun.
Es sei also so etwas wie ein sozialer Treffpunkt, der nun schon vier Jahre lang Bestand hat. Und die Handarbeit ist eine meditative Beschäftigung, das hätten Wissenschaftler herausgefunden, so Haun. Was in Wolfen mit zwei Frauen begann, hat nun in Bitterfeld einen noch größeren Rahmen angenommen. „Wir sind immer so rund 15 bis 20 Teilnehmerinnen, die sich zur Handarbeit treffen“, erklärt die Kursleiterin. Was noch fehlt, das seien ein oder mehrere Männer.
Über Wollspenden freut sich die Gruppe immer
Dabei lobt die Kursleiterin vor allem die Spendenbereitschaft vieler Menschen. „Wenn wir so richtig loslegen, dann wird schon mal die Wolle knapp“, weiß sie. Da sei jede Wollspende, in welcher Größenordnung auch immer, herzlich willkommen. Viele Leute würden von den Eltern oder Großeltern Wolle erben und wüssten nicht, wohin damit. „Für solche Sachen sind wir immer offen“, wirbt Eva Haun für weitere Zuwendungen. (mz)
