Jubiläum bei Möbius Jubiläum bei Möbius: Blumenparadies feiert Geburtstag
Wittenberg/MZ. - Wer in den zwanziger Jahren etwas auf sich hielt und modisch nicht ganz aus dem Rahmen fallen wollte, legte sich einen Kaktus zu. Hermann Möbius wusste das und war dementsprechend gut sortiert, als er am 1. Oktober 1926 am Stadtrand von Wittenberg seinen Gartenbaubetrieb eröffnete.
Zwar sind die stachlig-schönen Exoten auch heute aus dem Sortiment nicht wegzudenken. Doch spielen sie nicht mehr eine so prominente Rolle. Dafür zieht Thomas Möbius, Enkel des Firmengründers, unter anderem Balkon- und Beetpflanzen in beachtlicher Größenordnung. Auf tausenden Quadratmetern Produktions- und Verkaufsfläche wachsen Primeln, Geranien und Petunien, Rosen und Chrysanthemen und "mit den Weihnachtssternen", sagt Möbius, "fangen wir gerade wieder an". Wie viele Pflanzen es insgesamt sind, vermag auch er nur zu schätzen. Irgendwann wurden mal um die 400 Arten und Sorten gezählt.
Am Dienstag feiert Thomas Möbius mit seiner Familie und den Angestellten das 75-jährige Bestehen der Firma, die auf wundersame Weise nicht nur den Zweiten Weltkrieg, sondern auch die DDR überlebte, obschon der lange Arm der sozialistischen Zwangsenteigner in den 70er Jahren auch nach Möbius'' Blumenparadies griff.
Möbius erinnert nur an eine von vielen Folgen: "Ab 1976 konnte nur noch mit Rohbraunkohle geheizt werden. Da fing das Elend an." Es kam auf Lastwagen, insgesamt 3 500 Tonnen pro Jahr, die später auch noch limitiert wurden. Heute ist der Betrieb ein High-Tech-Geschäft, und der 38-jährige Enkel von Hermann Möbius, der Gartenbau studiert hat, beschäftigt sich viel mehr mit Logistik und Computer gesteuerten Anlagen für Be- und Entlüftung, Entfeuchtung, Heizung und Schattierung als mit der Aufzucht kleiner Pflänzchen. "Manchmal", räumt er ein, " vermisse ich die Arbeit im Gewächshaus." Möbius liebt Pflanzen.
Dieses Gespür versucht er nicht nur den gut 18 Mitarbeitern zu vermitteln, sondern gleichermaßen den jungen Leuten, die bei ihm im Zierpflanzenbau und der Floristik ausgebildet werden.
Ein Jugendlicher soll am Montag seine Lehre beginnen. Da wird dann wohl erst mal nur gefeiert.