1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Bitterfeld-Wolfen
  6. >
  7. Jörg Mantzsch widmet sich in seinem neuesten Buch der Zeit Raguhns als Frontstadt im Frühjahr 1945

Ein Ende mit Schrecken Jörg Mantzsch widmet sich in seinem neuesten Buch der Zeit Raguhns als Frontstadt im Frühjahr 1945

Von Ulf Rostalsky 26.09.2021, 12:00
Raguhn an der Mulde
Raguhn an der Mulde (Foto: imago stock&people)

Raguhn/MZ - Einschusslöcher an Häuserfassaden und steinernen Wegweisern. Grabsteine auf Einzel- und Sammelgräbern: 76 Jahre nach Kriegsende sind die Spuren der Kampfhandlungen im April 1945 in Raguhn noch immer präsent. Aber was genau geschah damals, als Raguhn Frontstadt war? Jörg Mantzsch, in der Muldestadt geborener Autor hat sich der Frage angenommen.

„Raguhn als Frontstadt im Frühjahr 1945“ ist ein weiteres Buch in der Reihe „Raguhner Geschichte(n)“. Eines, das ohne Zweifel ein Ende mit Schrecken und vielfachem, sinnlosen Tod beschreibt. Mantzsch sagt ganz deutlich, dass sein neuestes Werk „natürlich keine vollständige Wiedergabe all dessen ist, was sich 1945 abgespielt hat“. Er versteht das Buch vielmehr als Zusammenfassung von teils über Jahrzehnte recherchierten Fakten über das Kriegsende. Und er sagt: „Das macht das Buch schon einzigartig.“

Er lässt Einwohner zu Wort kommen, die von angstvollen Stunden in Kellerräumen und von zahlreichen Verwundeten berichten

Mantzsch schaut durch die lokale Brille. Er lässt Einwohner zu Wort kommen, die von angstvollen Stunden in Kellerräumen und von zahlreichen Verwundeten berichten. Er greift aber auch Namen auf, die zumindest Raguhnern oder gelegentlichen Besuchern des Friedhofs der Muldestadt bekannt sein sollten. Auf Grabsteinen sind sie verewigt. Gefallen. Oder nicht?

Jörg Mantzsch
Jörg Mantzsch
Fotos: Mantzsch

Mantzsch hat hinterfragt. Er schreibt vom Fanatismus eines jungen Leutnants aus Breslau, der Deutschland an der Mulde verteidigen und seinem Führer zum Endsieg verhelfen wollte. Er erinnert aber auch daran, dass just dieser junge Mann seinem Leben ein Ende setzte und sich so aus der Verantwortung stahl. Anders als weitere Soldaten, die von einrückenden Amerikanern standrechtlich zum Tode verurteilt worden waren, weil sie GIs erschossen hatten.

Das Buch kann in der Raguhner Stadtbibliothek erworben werden

Geschichte reiht sich an Geschichte. Raguhner erzählen sie. Das ist Jörg Mantzsch wichtig. Dennoch belässt er es nicht dabei. „Wir können nicht nur Raguhn sehen. Wir müssen das ganze Geschehen auch einordnen, das große Ganze betrachten“, sagt er. Und stellt zu Beginn des Buches dar, wie Deutschland die Welt in einen nie dagewesenen Krieg stürzte und von diesem Jahre später selbst eingeholt worden war.

Das Buch kann in der Raguhner Stadtbibliothek erworben werden. Der Erlös geht an den Heimatverein der Muldestadt.

Das neue Buch ist fertig.
Das neue Buch ist fertig.
(Foto: Mantzsch)