Ja-Dialog im Wolfener Rathaus Ja-Dialog im Wolfener Rathaus: Callcenter-Anbieter will Arbeitsplätze verdoppeln

Wolfen - In langen Reihen ziehen sich die Parzellen durch das helle Großraumbüro. Sechs zur linken Seite, drei zur rechten. Vor den Bildschirmen sitzen dutzende Frauen und Männer, allesamt Kopfhörer mit Mikrofon über den Ohren. Große Fenster ermöglichen einen Blick aus dem Wolfener Rathausgebäude.
„Die Räumlichkeiten sprechen für sich“, sagt Maribel Pietzner. „Ich habe selten ein Callcenter erlebt, das so schön ist.“ Armin Willingmann (SPD) hört der Wolfener Standortleiterin des Kundenservice-Dienstleisters Ja-Dialog interessiert zu. Der Landes-Wirtschaftsminister ist an diesem Montag im Rahmen einer Podiumsdiskussion vor Ort - und die Firma kann gute Nachrichten vermelden.
Anfang des Monats bezieht Ja-Dialog neue Flächen im Rathausgebäude. „Der zweite Teil ist fertiggestellt, so dass wir ihn zum 1. März übernehmen können“, berichtet Pietzner. Das ermögliche dem Unternehmen, sein Personal vor Ort beinahe zu verdoppeln. „Wir werden im Laufe des Jahres noch mal um 100 Mitarbeiter wachsen“, sagt die Standortleiterin. „Das ist unser Ziel.“
Angefangen hatte der Berliner Dienstleister vor rund einem Jahr mit etwa 50 Mitarbeitern
Schon jetzt kümmern sich vor Ort fast 120 Menschen an Telefon und Rechner um den Kundendienst anderer Firmen. „Wir bearbeiten ganz verschiedene Branchen“, sagt Pietzner. Das Unternehmen bekomme Aufträge von Versicherungsagenturen, aus der Touristikbranche und im Bereich Telekommunikation. Auch Onlinehandel betreue man inzwischen.
Angefangen hatte der Berliner Dienstleister in Bitterfeld-Wolfen vor rund einem Jahr mit etwa 50 Mitarbeitern. Mittlerweile hat man sich im Wolfener Rathaus eingelebt. „Die erste Jahreshälfte war schon sehr turbulent“, schildert Pietzner, „die zweite Hälfte dann deutlich strukturierter.“
Besonders herauszuheben sei die gute Zusammenarbeit mit öffentlichen Einrichtungen wie der Arbeitsagentur. Vor Ort habe man schnell Mitarbeiter gefunden. Fachkräftemangel? Fehlanzeige, zumindest für den Kundenservice-Dienstleiter.
Auch weil die Firma in Bitterfeld-Wolfen einen echten Standortvorteil genießt. „Wir befinden uns im Zentrum von Callcenter-Hochburgen“, erläutert Pietzner. Viele Menschen aus der Region hätten bereits in der Branche gearbeitet, seien dafür nach Leipzig, Halle oder Dessau-Roßlau gependelt. „Sie hatten aber ein regionales Interesse, nach Bitterfeld-Wolfen zu kommen“, sagt Pietzner.
„Für Massenprojekte setzen sich Kundenservicecenter durch“
Ähnlich ging es auch der Standortleiterin selbst. Bereits seit vielen Jahren im Kundenservice aktiv, sei der Standort-Start im vergangenen Jahr auch für sie die Chance gewesen, „vor der eigenen Haustür“ zu arbeiten. Pietzner lebt in Muldestausee.
Eine „Einheimische“ also, die den Dienstleister „zu einer ganz tollen Firma in Wolfen gemacht hat“, wie Geschäftsführer Christoph Baumgärtner zu Beginn des Rundgangs durch die Firmenräume sagt. Der Berliner ist überzeugt davon, dass die „Kundenservice-Industrie“ auch in Bitterfeld-Wolfen eine Zukunft hat. Große Unternehmen würden den Kontakt mit Anrufern und Mail-Schreibern vermehrt Dienstleistern wie Ja-Dialog überlassen, statt selbst Personal einzustellen. „Für Massenprojekte setzen sich Kundenservicecenter durch“, sagt Baumgärtner.
Eine gute Perspektive also für die Arbeitsplätze im Wolfener Rathaus. Das dürfte auch der Wirtschaftsminister gerne gehört haben. (mz)