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Lesespaß In Zscherndorf gibt es jetzt eine Mini-Bibliothek in einer Telefonzelle

Romane müssen nicht immer gekauft werden. Auch Tauschen ist angesagt - in einem umfunktionierten Telefonhäuschen in Zscherndorf.

Von Andrea Dittmar 11.12.2021, 12:00
Erik Römbach, Petra Bergholz und Michael Aermes beim Estrich verlegen.
Erik Römbach, Petra Bergholz und Michael Aermes beim Estrich verlegen. (Foto: Aermes)

Zscherndorf/MZ - Echte Leseratten und Bücherwürmer, egal welchen Alters, sind immer auf der Suche nach neuer Lektüre. Aus der Buchhandlung, Bibliothek - oder, wie seit Neuestem in Zscherndorf, einer umfunktionierten Telefonzelle. Diese steht an der Grundschule, nicht weit entfernt vom Lindenplatz.

Die Idee für diesen öffentlichen Büchertauschplatz kam in einer Ortschaftsratssitzung auf, so Ortsbürgermeister Michael Aermes (Unabhängiges Bündnis). Da war bereits Corona-Zeit - Feste fielen aus, die Vereine konnten weniger veranstalten, dadurch waren noch Brauchtumsmittel verfügbar. „Aber irgendwas müssen wir für die Bürger vor Ort machen.“ Ortschaftsrat Eric Römbach hatte die Idee schließlich vorgebracht. Pate stand der Wörlitzer Park: Auch dort gibt es eine Möglichkeit, Bücher zu tauschen.

Eine ausgediente, gelbe Telefonzelle war schnell aufgetan

Gesagt, getan: Eine ausgediente, gelbe Telefonzelle war schnell aufgetan. Diese wurde auf dem Schulgelände gelagert und nach und nach hergerichtet, zum Beispiel mit schwarz-weißer Folie beklebt. „Bücherzelle“ steht nun senkrecht darauf, und in den Fenstern sind ebenfalls Bücher zu erkennen, wenn auch nur aufgemalt. Innen sind Holzregale eingebaut, die Zimmerer Martin Möbius gebaut und gestrichen hat.

Das Holz ist wetterfest und kann einiges an Büchern halten. Zuletzt wurde im Dezember noch Estrich verlegt, ein Betonsockel sorgt für festen Stand. Dabei haben die Mitglieder des Ortschaftsrats handwerkliches Können gezeigt: ob beim Aufstellen oder Pinseln, vor der Arbeit scheute sich keiner. Mehrere Arbeitseinsätze waren derweil nötig.

Viel Platz für Lesestoff bietet die neue Bücherzelle.
Viel Platz für Lesestoff bietet die neue Bücherzelle.
(Fotos: Aermes)

Die Bücherzelle soll das Ortszentrum am Lindenplatz, wo auch der Brunnen und einige Bänke zu finden sind, weiter beleben. Buch aussuchen, hinsetzen und schmökern - so stellt sich Aermes das vor. „Ein Buch zu lesen ist immer gut genutzte Zeit“, so der Ortsbürgermeister.

Alle vier bis sechs Wochen wollen die Mitglieder des Ortschaftsrates nach dem Rechten sehen

Im unteren Regal soll extra Platz sein für Kinderbücher. Ansonsten darf alles, was Seiten, Buchdeckel und -rücken aufweisen kann, in die Regale wandern. Und das wurde bereits sehr gut angenommen, hat Ortsbürgermeister Michael Aermes beobachtet hat. Die Regale stehen schon ordentlich voll, hier darf nach Lust und Laune gestöbert werden - und wer weiß, was sich für neue Lieblingsbücher finden?

Nur eine Bitte hat Aermes: „CDs gehören hier nicht rein.“ Alle vier bis sechs Wochen wollen die Mitglieder des Ortschaftsrates nach dem Rechten sehen und Ordnung schaffen. Gleichzeitig hoffen sie, dass auch die Nutzer acht geben auf die neue Bücherzelle.

Der Ortsbürgermeister freut sich über die Bereicherung für den Ort - weitere Bücherkisten, sagt er, stehen in der Delitzscher Straße und in der Lessingstraße. Diese werden von Privatleuten unterhalten. „Das belebt unseren Ort.“