Nachwuchs Im Horst auf der Jeßnitzer Muldeinsel recken drei kleine Weißstörche ihre Schnäbel in die Luft
Im Jeßnitzer Horst auf der Muldeinsel sind drei kleine Nachkommen zu erkennen. Die Elterntiere kümmern sich abwechselnd um die Versorgung.

Jeßnitz - Das Turteln und Werben hat Erfolg gezeigt. Im Horst auf der Jeßnitzer Muldeinsel recken drei kleine Weißstörche ihre Schnäbel in die Luft und wollen von den Eltern gefüttert werden. Wann genau die Tiere auf die Welt kamen, kann man nicht sagen. Fest steht allerdings, dass sie normalerweise nach einer Brutzeit von etwa 30 Tagen mit einem Gewicht von bis zu 150 Gramm aus dem Ei schlüpfen. Nach weiteren 50 bis 100 Tagen sind die Jungstörche dann flügge.
„Ich habe den Horst mit den Tieren jeden Tag im Blick“, sagt Stefan Krause, der von seiner Praxis aus die Störche fast zum Anfassen nah hat. Kurz nachdem die Storchendame angekommen war, hätten die beiden mit der Paarung begonnen. Und dann sei am Verhalten der Tiere zu erkennen gewesen, dass sie sich im Nest um etwas kümmern. Zuerst seien es zwei, jetzt recken schon drei kleine Tiere ihre Hälse in die Luft und warten auf Futter. Die Elternvögel haben also in der nächsten Zeit allerhand zu tun.
Erfahrungsaustausch unter den Spezialisten des Naturschutzbundes fehlt pandemiebedingt
„Wenn das so schnell geht, ist es bestimmt die Störchin mit der Kennung HM 149 DEH, die schon im Vorjahr in Jeßnitz gebrütet hat“, meint Storchenspezialist Manfred Richter vom Naturschutzbund Deutschland (Nabu). Ein weiterer Beweis für die bekannte Storchendame könnte nach Informationen von Stefan Krause, bei dem die Störche quasi vor dem Fenster leben, eine „9“ sein, die er als letzte Zahl am Ring erkennen konnte. „Ich werde demnächst noch genauer hinsehen“, verspricht Krause.
Das wünscht sich Richter auch von anderen Tierfreunden, da aufgrund der pandemiegebundenen Einschränkungen die Fachgruppentagungen nicht stattfindenden konnten. Somit fehle auch der Erfahrungsaustausch unter den Spezialisten des Naturschutzbundes. „Ich weiß, dass wohl alle Hoste besetzt sind, wieviel Eier gelegt wurden kann ich jedoch noch nicht sagen“, meint Richter. Man müsse noch 14 Tage warten.
In Jeßnitz reicht die Storchentradition bis ins Jahr 1921 zurück
Bei den Störchen könne man davon ausgehen, dass etwa zwei bis drei Tage nach der Befruchtung Eier im Nest abgelegt werden. „Zwei bis drei Monate später sind sie dann flügge, bleiben aber noch bei den Eltern“, weiß Richter.
In Jeßnitz reicht die Storchentradition bis ins Jahr 1921 zurück. Auf einem Notgeldschein war ein Storch auf dem Kloster Salegast abgebildet. Danach war eine ganze Zeit Ruhe. Erst im Jahr 1979 versuchten sich Störche wieder in Jeßnitz anzusiedeln.
Die potenzielle Lebenserwartung von Störchen beträgt über zwanzig Jahre
Der Statistik zufolge haben sie von 1979 bis 2020 insgesamt 35 Mal erfolgreich gebrütet. In dieser Zeit flogen 96 Jungstörche aus. Sechs Jahre war allerdings kein Bruterfolg zu verzeichnen. Dieser Durchschnitt von 2,3 Jungen pro Jahr sei eine gute Zahl, meint Nabu-Mann Manfred Richter. Dennoch könne man mit jedem Bruterfolg zufrieden sein.
Die potenzielle Lebenserwartung von Störchen beträgt über zwanzig Jahre. Ein beringter Weißstorch wurde nachweislich 33 Jahre alt. In Gefangenschaft können Störche noch älter werden. Der Rekord liegt hier bei 48 Jahren. Und noch eine imposante Zahl zeigt das Zugverhalten der Weißstörche. Vertreter nordeuropäischer Populationen legen jährlich 20.000 Kilometer zurück, um die afrikanischen Winterquartiere zu erreichen und wieder in die Brutgebiete zurückzukehren. (mz)