Heimatsuche für Zeitzeugen Heimatsuche für Zeitzeugen: Bitterfelds Bergleute müssen mit schwerem Gerät umziehen

Schlaitz - Bohrgeräte, Eimerketten und dazu in einem nachempfundenen Entwässerungsschacht eine Streckenvortriebsmaschine: Neben der Schachtbaude am Muldestausee informiert technisches Gerät über die Geschichte des Bergbaus. Noch. Denn über dem Revier rund um die Ausflugsstätte sind dunkle Wolken aufgezogen.
„Wir brauchen einen neuen Standort für unsere Zeitzeugen“, sagt Hans-Jürgen Biermann. Er ist Vorsitzender des Traditionsvereins Bitterfelder Bergleute, der das Gerät dort aufgestellt hat, wo zwischen 1954 und 1975 im Tagebau Muldenstein - dem heutigen Stausee - Kohle gefördert worden war. Nur warum müssen die Schwergewichte weichen?
Michael Ruprecht ist Betreiber der Schachtbaude. Ihm gehört das Gebäude samt großzügigem Außengelände. „Kann sein, dass das bald nicht mehr so ist“, erklärt er auf Nachfrage und bestätigt, was mehr oder weniger offen unter Bergleuten und in der Gemeinde Muldestausee diskutiert wird. Die Rede ist von einem Interessenten an Gaststätte und Außengelände. Nur plant der offensichtlich ohne die Zeitzeugen.
Wo kann die neue Heimat der Zeitzeugen sein und wer soll sie pflegen
Das setzt die Bergleute unter Zugzwang. „Einfach verschrotten ist nicht. Das alles ist Geschichte“, betont Biermann. Und was für welche. Der Verein hat Technik zusammengetragen, die nötig war, um Entwässerungsschächte aufzufahren. Die sollte helfen, das Kohleflöz trockenzulegen. Denn Wasser, heißt es immer wieder, ist einer der größten Feinde des Bergmanns. Die Kumpel im Bitterfelder Revier haben sich mächtig ins Zeug gelegt und einmal sogar 941 Meter Entwässerungsschacht in einem Monat angelegt. Das war Weltrekord.
Aber das zählt momentan offenbar nicht. Das Gerät muss weg. Nur wo kann die neue Heimat der Zeitzeugen sein und wer soll sie pflegen? Zumal die Bergleute selbst in die Jahre kommen und an Kraft verlieren. „Wir wollten alles an die Gemeinde Muldestausee geben“, erzählt Hans-Jürgen Biermann. „Wir können das nicht machen“, erklärt Bürgermeister Ferid Giebler (parteilos). Die Angelegenheit habe man lange in allen kommunalen Gremien diskutiert. Beim Nein geht es nicht nur ums Geld für den Unterhalt der Gegenstände. „Wir können als Kommune gar nicht am Eigentum Fremder arbeiten. Erst recht nicht, wenn alles auf einem fremden Grundstück geschieht“, so der Bürgermeister.
Alternative könnte ein Areal am Pegelturm werden
Aktuell deutet vieles auf einen Umzug der Geräte innerhalb der Gemeinde Muldestausee hin. Und zwar von der Schachtbaude auf ein 700 Quadratmeter großes Areal hinter dem Parkplatz am Pegelturm. Das Gelände gehört dem Zweckverband Goitzsche, dessen Geschäftsführer Klaus Hamerla bereits erste Vorschläge zur Gestaltung öffentlich macht. „Alles wird mit Bäumen eingefasst. Es wird außerdem eine Dokumentation geben.“
Wann das Vorhaben umgesetzt werden soll, ist offen. Fest steht, dass die Bitterfelder Bergleute die Idee befürworten. „Wir werden alles auch aufbereiten und erklären. Die Leute sollen ja wissen, was sie sehen“, sagt Hans-Jürgen Biermann. Die Variante Parkplatz am Pegelturm ist für ihn deutlich mehr als eine Notlösung. „Die Technik kommt dann an die Goitzsche. Dorthin, wo sie auch im Einsatz war.
Ein Exponat wird an eine andere Stelle wechseln
Ein Exponat wird an eine andere Stelle wechseln. Die Streckenvortriebsmaschine soll die Ausstellungsfläche neben der Biermannschen Villa komplettieren.
Dort haben Bergleute einen Schacht angelegt und eine E-Lok für den Untertageeinsatz aufgestellt. „Die Vortriebsmaschine macht alles komplett“, ist Hans-Jürgen Biermann überzeugt. (mz)

