Heimat-Erinnerungen Heimat-Erinnerungen: Ehemaliger Niemegker organisiert Treffen für verschwundenes Dorf

Jeßnitz - Es ist so etwas wie Heimweh, das nicht nur Herbert Rost überkommt, wenn er an sein Dorf Niemegk denkt. Die Wahrheit ist, dass dieser Ort nicht mehr existiert und er und seine vielen Mitbewohner nie mehr dorthin reisen können. An einen Ort, in dem sie groß geworden sind, wo sie die Schule besucht und eine unbekümmerte Kindheit verbracht haben. Niemegk musste, wie viele andere Orte, dem Braunkohlenabbau für immer weichen.
Der 65-jährige Herbert Rost, der seit 1977 in Jeßnitz wohnt, musste sich zwar mit dem Sachverhalt abfinden, wollte aber die Erinnerungen für sich und viele andere Niemegker wach halten. Und so hat er am 2. September 1995 die erste Zusammenkunft im Gerätehaus der Jeßnitzer Feuerwehr organisiert.
Was damals als reines Treffen der Brandbekämpfer ins Leben gerufen wurde, hat sich mittlerweile zu einem Treffen der ehemaligen Sportler und Einwohner entwickelt. „Auch Nachbarn aus Döbern kommen schon zu unserem Treffen“, beschreibt Rost den guten Zuspruch. „Das war anfangs gar nicht so einfach“, erklärt der gelernte Rohrleitungsmonteur die Suche nach Adressen und Namen der Frauen, die nach der Hochzeit fast alle anders hießen. Im Endeffekt habe es aber geklappt und die Leute seien jedes Mal begeistert. „Sie kommen aus Regionen von den Alpen bis nach Hiddensee.“
Zusammenarbeit mit dem Niemegk im Landkreis Potsdam-Mittelmark
Und noch eins haben Rost und seine Mitstreiter auf die Beine gestellt - eine Zusammenarbeit mit dem Niemegk im Landkreis Potsdam-Mittelmark. „Seit zwei Jahren sind auch die Einwohner des gleichnamigen Ortes mit bei unseren Treffen und wir sind auch schon öfter dorthin gereist“, freut sich der Jeßnitzer über die guten Verbindungen.
Herbert Rost, der nach seiner Lehre bei den Rohrwerken in Muldenstein und Bitterfeld gearbeitet hat, war danach noch Busfahrer und chauffiert jetzt ab und zu mit dem Taxi noch Menschen durch die Gegend. Eins, was bei ihm aber über die Jahre geblieben ist, ist die Mitgliedschaft in der Freiwilligen Feuerwehr. Schon in Niemegk hat der Ex-Niemegker seinen Dienst bei der Feuerwehr geleistet und auch in Jeßnitz stand und steht er immer noch in den Reihen derer, die sich für andere einsetzen. „50 Jahre werden es im nächsten Jahr, in denen ich schon so manches Feuer gelöscht habe“, sagt Rost.
„Niemegk war ein schöner kleiner Ort in ruhiger Lage, in dem man gut leben konnte“, erinnert sich Herbert Rost. Diese Erinnerungen leben nun nur noch in Bildern, Zeitungsausschnitten und einer CD, auf der ein virtueller Rundgang durch das Dorf gezeigt wird. Ein Gedenkstein, an dem auch eine Tafel gleichnamigen Ortes angebracht ist, steht im Bitterfeder Stadtwald in der Nähe der Niemegker Straße. (mz)