Havarie an Leitung Havarie an Leitung: Pegel im Silbersee um mindestens einen halben Meter gestiegen

Wolfen - Die Ausmaße haben eine kaum vorstellbare Größenordnung: Nachdem eine parallel zur B 183 verlaufende Hauptleitung der Fernwasserversorgung (FWV) Elbaue-Ostharz GmbH geborsten ist, sind allein im Februar mehr als 100 Millionen Liter Trinkwasser in den Bereich zwischen den Gruben Johannes und Hermine geflossen.
Pro Stunde treten weiterhin 150 Kubikmeter Wasser aus
Und: Der Zustrom hält weiter an. Weil das Unternehmen das Leck im mittlerweile unter Wasser liegenden Rohr „nur behelfsmäßige reparieren“ konnte, treten weiterhin 150 Kubikmeter Wasser aus - pro Stunde. An einem einzigen Tag werden somit 3,6 Millionen Liter Trinkwasser in den Silbersee gespült.
Die für das Areal zuständige Mitteldeutsche Sanierungs- und Entsorgungsgesellschaft (MDSE) schätzt, dass das Gewässer daher einen Zentimeter pro Tag gestiegen ist. Das Problem: Keiner kann so genau sagen, seit wann die Wassermengen austreten.
Wasserstand des Silbersees ist um mindestens einen halben Meter gestiegen
Einerseits hat die MDSE zwar im Oktober vergangenen Jahres bereits Vernässungen im genannten Bereich festgestellt, andererseits will die FWV nach eigenen Aussagen erst in der dritten Januarwoche - also knapp vier Monate später - festgestellt haben, dass es zu enormen Verlusten in der Hauptversorgungsleitung kommt.
Das bedeutet: Der Wasserstand des Silbersees ist nach konservativen Schätzungen der MDSE mindestens um einen halben Meter gestiegen. „Trotz der mittlerweile eingesetzten Pumpen hält der Anstieg mit 0,5 Zentimeter pro Tag weiter an“, sagt der technische MDSE-Geschäftsführer Harald Rötschke.
Da aktuell eine oberirdische Trinkwasserleitung verlegt wird, kann der Hahn nicht abgedreht werden
Aber warum dreht die FWV den Hahn nicht einfach ab? „Das geht nicht, denn an der Leitung hängen der Chemiepark, Bitterfeld-Süd und Sandersdorf“, sagt FWV-Pressesprecherin Jana Arnold und meint, dass aktuell eine oberirdische Trinkwasserleitung verlegt werde.
Allerdings soll das 1 700 Meter lange Provisorium erst im April fertig werden. Danach wird die alte und defekte Leitung vom Netz genommen. „Die Arbeiten ziehen sich so lange hin, weil in dem überfluteten Gelände zunächst ein stabiler Damm mit hunderten Tonnen Schotter errichtet werden muss, damit die 60 Zentimeter starke Rohrleitung verlegt werden kann“, so Arnold.
Gesamtkosten der Maßnahme werden auf etwa eine Million Euro geschätzt
Allein für diese Maßnahme rechnet der Wasserversorger mit Gesamtkosten von einer Million Euro. Geschätzte vier Jahre soll die Interimsleitung in Betrieb bleiben. Die Zeit will die FWV nutzen, um die „komplette Verlegung der Fernwasserleitung auf einer neuen, weniger durch die Tagebaurestlöcher Johannes und Hermine beeinflusste Trasse“ fertigzustellen.
Geschätzte Kosten: weitere drei Millionen Euro. Unklar ist noch, was die MDSE für die ungeplante Flutung des Silbersees, die die Standsicherheit der Böschungen gefährdet, in Rechnung stellt. Fest steht: „Ich möchte, dass der ursprüngliche Zustand wieder hergestellt wird“, so Rötschke von der MDSE, der die genauen Kosten derzeit noch nicht kennt. (mz)
