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Häuser in der Leipziger Straße in Wolfen Häuser in der Leipziger Straße in Wolfen: Eigentümer sollen sich um Ruinen kümmern

Von Lisa Garn 28.05.2015, 07:17
Verfallene Häuser in der Leipziger Straße: Rechts ist das Areal an der Thalheimer Straße zu sehen, links die Ruine schräg gegenüber.
Verfallene Häuser in der Leipziger Straße: Rechts ist das Areal an der Thalheimer Straße zu sehen, links die Ruine schräg gegenüber. Thomas Ruttke Lizenz

Wolfen - Die Augen von Wolfen, bleiben sie tot? Die beiden Ruinen in der Leipziger Straße - an der Kreuzung zur Thalheimer Straße und schräg gegenüber - sind den Einwohnern seit Jahren ein Dorn im Auge. Stehen sie doch an exponierter Stelle an der Hauptverkehrsstraße. Und seit Ewigkeiten geschieht dort - nichts. Dem Ortsbürgermeister und Stadtrat André Krillwitz (Pro Wolfen) reicht es nun: Zwei Beschlussanträge hat er eingebracht, damit die Stadt Bitterfeld-Wolfen die Eigentümer unter Druck setzt. „Diese Ruinen verschandeln das Stadtbild schon viel zu lange und müssen verschwinden“, so Krillwitz. So soll die Stadt ein Modernisierungs- und Instandsetzungsgebot für die Ruine an der Thalheimer Straße erlassen. Dabei kann eine Kommune durchsetzen, dass bauliche Missstände beseitigt werden. Für das Grundstück gegenüber in der Leipziger Straße will Krillwitz ein Rückbau- und Entsiegelungsgebot erreichen.

Stadtrat entscheidet im Juni

Die Beschlussanträge sind in mehreren Gremien auf Zustimmung gestoßen. Am 10. Juni soll der Stadtrat entscheiden. „Alle Pläne - auch einen Kauf hatte die Stadt mal für eines der Grundstücke erwogen - haben sich bisher in Luft aufgelöst“, so Krillwitz. „Jetzt besteht die Chance, dass endlich etwas passiert. Sonst wird Wolfen diese Schandflecken nie los.“

Und plötzlich wird auch der Besitzer des Rohbaus an der Thalheimer Straße aktiv. Auf Nachfrage erklärt Henryk Frühauf aus Dessau-Roßlau, seit 2005 Eigentümer, dass er dort Gewerbe und Büros ansiedeln wolle. In Frage kämen Arztpraxen sowie Dienstleister in Branchen wie Pflege, Versicherung und Steuerbüros. „Über Jahre wollte ich verkaufen, musste aber feststellen, dass das nicht funktioniert. Es gab zwar Verhandlungen, aber am Ende bekamen es die Interessenten nicht gestemmt“, so Frühauf. Jetzt ändere er die Strategie. Das habe aber nichts mit einem drohenden Instandsetzungsgebot zu tun. Er wolle langfristig Mieter binden sowie die Räume auf Wunsch bauen und gestalten. Dabei hatte Frühauf noch 2013 erklärt, dass er eine Vermietung für schwierig hält.

Kompliziert ist die Lage auch beim zweiten Ruinen-Grundstück schräg gegenüber. In der Leipziger Straße/Ecke Waldstraße wurde bereits teilweise abgerissen. Der Besitzer (Name ist der MZ bekannt) gibt sich wortkarg. Er habe sein Grundstück verpachtet. Der Pächter habe ein Vorkaufsrecht, kaufe aber nicht. Wie lange der Vertrag noch läuft, ließ er offen. Schließlich bricht er das Gespräch am Telefon ab - und ist seitdem nicht mehr erreichbar. Nach MZ-Informationen soll der Pächter aus Wolfen stammen. Er ist im Übrigen derjenige, der Mitte der 90er Jahre beide Häuser gekauft hatte. Mit seiner Insolvenz wurden sie Anfang des Jahrtausends zwangsversteigert.

Glorreiche Zeiten längst vorbei

Die beiden Grundstücke haben eine bewegte Geschichte hinter sich. An der Thalheimer Straße befand sich bis zur Wende ein Jugendmode-Geschäft. Nachdem der Wolfener es gekauft hatte, wurde es abgerissen und ein Rohbau entstand. Geplant waren Bürodienstleistungen und Wohnungen. Doch es ging nicht voran. Für das Haus hatte die Stadt Ende der 90er Jahre bereits ein Instandsetzungsgebot erlassen. Das Ganze landete am Verwaltungsgericht. Dann gab es einen Eigentümerwechsel und damit war das Verfahren abgeschlossen. Vor ein paar Jahren - da war Frühauf bereits neuer Eigentümer nach der Zwangsversteigerung - brannte es im Rohbau. 2013 erwog die Stadt einen Kauf.

Gegenüber an der Leipziger Straße stand einmal ein großer Gebäudekomplex, in dem unter anderem ein Kinosaal und die Gaststätte Klinkig untergebracht waren. Nach dem Verkauf Mitte der 90er Jahre wurden kleinere Sanierungsarbeiten umgesetzt. 2005 hat der Landkreis in einer Ersatzvornahme den Komplex teilweise abgerissen.

Stadt gibt sich wortkarg

Die Stadt Bitterfeld-Wolfen geht auf konkrete Anfragen gar nicht erst ein und antwortet allgemeingültig. „Ruinen sind ein Problem in zahlreichen Städten“, heißt es. „Doch an erster Stelle ist es Aufgabe des Eigentümers, tätig zu werden. Denn befinden sich Ruinen in privater Hand, ist die Gesetzeslage kompliziert. Dann sind Handlungsmöglichkeiten der Kommune stark eingeschränkt. Ein Hausbesitzer kann nicht gezwungen werden, eine Ruine zu beseitigen oder ein Gebäude zu verschönern.“ Die Stadt könne aber im Rahmen einer Gefahrenabwehr handeln. (mz)