Grundschule «Friedrich Engels» Piesteritz Grundschule «Friedrich Engels» Piesteritz: Drei Jahrzehnte im Raum 1
Wittenberg/MZ. - Am Sonnabend werden heutige und ehemalige Mitarbeiter des Hauses zuerst im Festakt und anschließend beim Tag der offenen Tür sicher mit ihren Schülern die wechselvolle Geschichte Revue passieren lassen. 34 Jahre davon hat Karin Klautschek miterlebt und mit gestaltet - sie ist die dienstälteste Lehrerin der Einrichtung. Die Pädagogin selbst sieht das freilich ganz unspektakulär.
"Irgendwas mit Kindern", war der Berufswunsch der gebürtigen Sebnitzerin in der 10. Klasse, wie auch andere Mädchen ihres Jahrganges so etwas vorhatten. Allein fünf aus ihrer Klasse seien Kindergärtnerinnen geworden. Ihr Klassenlehrer riet ihr, Unterstufenpädagogin zu werden. 1958 ging sie ans Institut für Lehrerfortbildung Nossen.
Es war eine Zeit, als es in der DDR an Lehrern mangelte, und so wurden die Aspiranten nach zwei Studienjahren quasi aus dem Hörsaal weg in die Schulen geholt. "Ich hatte bis dahin kaum Methodik", erzählt sie. Ihren ersten Einsatz hatte Frau Klautschek in einer Schule in ihrem Heimatkreis Meißen als Deutschlehrerin in einer zweiten Klasse.
"Wenn ich vor den Schülern stand, ging es immer irgendwie. Aber abends bei der Unterrichtsvorbereitung flossen manchmal die Tränen." Ihre Abschlussprüfung legte sie nach einem Jahr Praxis ab.
Durch ihren Mann kam sie im Mai 1969 nach Piesteritz. Auch dort freute man sich offensichtlich über die junge Kollegin. "Ich bin hier gut aufgenommen worden", erinnert sie sich. Noch ehe sie ihren Dienst in der Engels-Schule antrat, wurde sie von zukünftigen Kollegen besucht und auf der Suche nach einem Krippenplatz für ihr Kind unterstützt. Der damalige Direktor Wulf "war wie ein Vater zu mir".
Sie bekam auch gleich ihre eigene Klasse und Raum 1 zugewiesen. Der ist noch heute ihr Klassenraum, "mein zweites Wohnzimmer sozusagen". Neun Klassen hat sie seither von den ersten Schreibversuchen vier Jahre lang begleitet.
"Kindern etwas beibringen zu dürfen" ist für sie noch immer etwas ganz Großes. Und nach vier Jahren froh zu sehen, man hat etwas geschafft. Da sei aber auch jeder Abschied von einer vierten Klasse immer traurig. Und der wird wohl im nächsten Sommer noch schwerer, denn dann sind es nur noch wenige Monate, bis es für Karin Klautschek heißt, Abschied vom Schuldienst zu nehmen.
Auch Schulleiterin Gisela Wehner mag daran noch gar nicht denken. "Sie war eben immer für uns da, verlässlich wie ein Uhrwerk." Und das mit einer "bewundernswerten Ruhe und Ausgeglichenheit, einem besonders liebevollen Verhältnis zu den Kindern". Auch als ältere Kollegin sei Frau Klautschek immer offen für neue Methoden: "Sie probiert alles aus, ehe sie sich ein Urteil bildet."
So prägt sie mit Begeisterung die vielen sportlichen und musisch kreativen Angebote mit, mit denen sich die Friedrich-Engels-Grundschule derzeit als "bewegte Schule" profiliert.