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Grube Johannes  Grube Johannes: Silbersee ist in 20 Jahren verschwunden

Von Christine Färber 18.01.2018, 13:51
Heute für viele noch unvorstellbar: In spätestens 20 Jahren wird es dieses Achtung-Zeichen am Silbersee nicht mehr geben.
Heute für viele noch unvorstellbar: In spätestens 20 Jahren wird es dieses Achtung-Zeichen am Silbersee nicht mehr geben. André Kehrer

Wolfen - In spätestens 20 Jahren ist er verschwunden. Weg. Und nichts wird mehr an den Silbersee erinnern. Die Altlast wird über ein spezielles Verfahren mit einem Gemisch aus dem Schlamm des Sees und grober Schlacke quasi zugeschüttet.

Nach zwei gelungenen langfristigen Versuchen - und die zudem ohne Geruchsbelästigung - steht nun fest: „Die richtige Methode ist gefunden“, erklärt Harald Rötschke, Geschäftsführer der Mitteldeutschen Sanierungs- und Entsorgungsgesellschaft (MDSE).

Grube Johannes: Genehmigungsbehörde muss grünes Licht geben

Wenn die Genehmigungsbehörde grünes Licht gibt, geht es richtig los. Seit 1992 übrigens werden verschiedene Verfahren zur Sicherung der Grube untersucht.

Ginge es allein nach Rötschke, brauchten nicht noch 20 Jahre ins Land zu gehen, bis sich anstelle des 25 Hektar großen Schlammteichs ein grünes Areal für die Erholung ausbreitet.

Angst vor Unfällen in der Grube

150 000 Tonnen Schlacke sollen pro Jahr zum Verfüllen der einstigen Grube Johannes, der späteren Deponie der Filmfabrik, eingebaut werden. Aus technischer Sicht könnten es locker mehr sein. Doch das Material steht nicht in rauen Mengen zur Verfügung.

Rötschke ist froh, sagt er, dass die Sache in absehbarer Zeit endgültig vom Tisch ist. „Für mich ist die Deponie immer ein Problem. Sie ist zwar eingezäunt, aber da ist stets die Angst, es könnte doch mal jemand in die Pampe fallen“, sagt er.

Grube muss ständig überwacht werden

„Wir müssen die Grube ständig überwachen.“ Obwohl, wie er sagt, der Silbersee „von der Belastung her das kleinste Problem ist“, das die MDSE hat. So richtig giftig ist hier nichts.

Die Verfüllung der Deponie passiert mit Hilfe von Schlacke, die bei der Verbrennung von Hausmüll entsteht. Die wird speziell aufbereitet, denn sie muss hohen Anforderungen hinsichtlich der Umweltnormen gerecht werden, also komplett schadstofffrei sein. Das Material wird mit dem Schlamm vermischt und etappenweise im Teich eingebaut.

Grube Johannes: Schlacke-Test im Jahr 2008

Konnten die Experten zwei Jahre nach dem ersten Schlacke-Test, der 2008 im Versuchsteich im Silbersee stattfand, konstatieren: Versuch gelungen, haben sie im vergangenen Jahr einen zweiten im Nordbereich des Sees gestartet.

Im knapp 200 Meter langen sogenannten Schlauch, wo bislang die grünen, jetzt völlig verwitterten Säcke zur Eindämmung der Geruchsbelästigung lagerten, befindet sich nun fester Boden.

Grube Johannes: Großversuch wurde Ende 2017 abgeschlossen

Dieser Großversuch, der, wie Rötschke sagt, „unter den extrem wachsamen Augen der Gutachter von Landesverwaltungsamt und Landesanstalt für Altlastenfreistellung vonstatten ging“, ist Ende 2017 abgeschlossen worden.

Partner war das Verkehrswegebau-Unternehmen Strabag, das die Schlacken aufarbeitete. 74 000 Tonnen davon machen jetzt den Nordschlauch fest und die Böschung sicher. „Es hat wunderbar funktioniert. Diese Technologie hat sich als die beste erwiesen.“

See ist bis zu 16 Meter tief

Nicht zuletzt deshalb, weil der Boden sofort standfest ist. Weil keinerlei Emissionen entstehen. Und auch, weil diese Maßnahme auf keinen Fall das Grundwasser im Abstrom beeinträchtigt.

Allerdings, sagt der MDSE-Chef, werde es umso schwieriger, je weiter man auf den 16 Meter tiefen See hinauskommt. Diese Tiefe will erstmal ausgeglichen sein. Dabei werden rund 110 000 Kubikmeter Wasser verdrängt. „Das spielt auf der Gesamtfläche aber keine Rolle“, sagt er.

Die Kostenrechnung kann die MDSE noch nicht aufmachen. Der letzte Großversuch habe - nicht eingerechnet die extreme gutachterliche Begleitung - weniger als 300 000 Euro gekostet. Für die MDSE eine recht überschaubare Größe. Der Chef drückt es so aus: „Die Kosten liegen weit unter denen aller Versuche, die je gemacht wurden.“ (mz)