Gegen den Trend Gegen den Trend : In Bitterfeld wird in die Zukunft der Hebammen investiert

Bitterfeld - Im Gesundheitszentrum Bitterfeld/Wolfen werden ab August Hebammen ausgebildet. Die kommunale Einrichtung kooperiert dabei mit dem Universitätsklinikum in Halle. Dort erfolgt dann die theoretische Ausbildung, in Bitterfeld die praktische.
„Mit der Entscheidung für die Ausbildung wollen wir ein Zeichen setzen“, sagt der Bitterfelder Krankenpflegedirektor Jörg Heinrich. „Uns liegt an wohnortnaher Entbindung. Die Möglichkeit der Geburt wollen wir auch künftig Frauen aus Anhalt-Bitterfeld und angrenzenden Kreisen anbieten.“
Zahl der Geburtskliniken in letzten Jahren stetig zurückgegangen
Die Entscheidung des Gesundheitszentrums für die Ausbildung von Hebammen ist eine gegen den Trend. Landesweit ist die Zahl der Geburtskliniken in den letzten Jahren stetig zurückgegangen. Mit der Helios-Klinik in Zerbst hat zum 1. Juli eine weitere Einrichtung in der Region ihren Kreißsaal geschlossen. Die Entscheidung will Heinrich nicht kommentieren. Er bringt vielmehr Argumente für das Bitterfelder Klinikum ins Spiel.
Dort erblickten im letzten Jahr insgesamt 488 Kinder das Licht der Welt. Das waren 41 mehr als im Jahr zuvor. „Wir haben bei den Geburten stabile Zahlen mit leicht steigender Tendenz“, bestätigt der Krankenpflegedirektor. Dass es auch in Bitterfeld Probleme bei den Diensten von Hebammen gab, verhehlt er nicht. Im vergangenen Sommer musste der Kreißsaal krankheits- und schwangerschaftsbedingt für kurze Zeit sogar geschlossen werden. Nun nimmt das Gesundheitszentrum die Geschicke selbst in die Hand, sorgt für Nachwuchs.
Junge Hebamme wird dem Nachwuchs die Berufspraxis vermitteln
„Wir bilden jetzt aus und haben dafür eigens eine junge Hebamme als Praxisanleiterin vorgesehen. Zusammen mit langjährig erfahrenen Kolleginnen wird sie dem Berufsnachwuchs in der Praxis Wissen mit auf den Weg geben. Wir sind überzeugt, dass das Konzept aufgeht“, schildert Heinrich die neuen Aufgabe von Josephine Kaden. Die junge Frau schwärmt für ihren Beruf, den sie an der Uniklinik in Leipzig erlernt hat.
Nach der Zeit in der Messestadt fühlt sich die in Reuden aufgewachsene Hebamme fit für die Arbeit mit dem Berufsnachwuchs. „Leipzig ist nun einmal ein großes Zentrum. Da wurde man wirklich mit allen Facetten des Berufs konfrontiert. Das hat mir Sicherheit gegeben. Ich konnte hier gleich richtig einsteigen“, schildert sie. Seit einem Jahr ist Josephine Kaden in Bitterfeld beschäftigt. Nun folgt mit der Arbeit als Praxisanleiterin der nächste Schritt.
Ausbildung zur Hebamme dauert drei Jahre
„Ich freue mich darauf. Hebamme war seit der 7. Klasse mein Traumberuf. Das will ich auch anderen Leuten vermitteln“, berichtet die junge Frau. Josephine Kaden weiß um die besondere Situation der Geburt. Aber sie bringt auch die Zeit der Vorbereitung und die Betreuung nach der Geburt ins Spiel. „Als Hebamme bist du sehr nah an den Menschen. Da geht es um ein Vertrauensverhältnis. Das finde ich sehr schön an dem Beruf.“
Drei Jahre dauert die Ausbildung. „Wir nehmen gern weitere Bewerbungen an. Voraussetzung ist allerdings mindestens ein erweiterter Realschulabschluss oder das Abitur“, erklärt Krankenpflegedirektor Heinrich. „Ganz klar. Wir stehen zu dem Standort Geburtsklinik in Bitterfeld.“ Die Ausbildung von Hebammen ist das Sahnehäubchen. Es gibt allerdings noch weitere Argumente für die Klinik und die wohnortnahe Geburt. In Bitterfeld wurde zum Beispiel eine ausgebildete Stillberaterin eingestellt. Außerdem bietet das Klinikum jungen Eltern auch professionelle Hilfe bei den sogenannten Schreikindern an. (mz)