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"Gebäude 6" "Gebäude 6": Kino in Wolfen soll wieder anlaufen

Von christine krüger 12.12.2013, 14:09

Wolfen/MZ - Das nennt man wohl eine Überraschung, womöglich gar eine böse: Nachdem am Dienstagabend der Bürgerverein Wolfen Altstadt Süd und die Künstlergemeinschaft „Gebäude 6“ im Industrie- und Filmmuseum (Ifm) frohgelaunt und voller Tatendrang ihre Vorstellungen dargelegt hatten, wie sie gemeinsam das inzwischen neu privatisierte Wolfener Kino wiederbeleben wollen, vermeldete Matthias Krieg vom Campusverein Bitterfeld-Wolfen: „Wir haben genau das gleiche Konzept auf dem Radar wie sie.“

Zwei Vereine mit demselben Ziel

Der Campusverein, gegründet mit dem Ziel, im Auftrag des Immobilien-Eigentümers Wohnungs- und Baugesellschaft Wolfen den Westflügel des Rathauses mit Leben zu erfüllen, ist allerdings schon einen gewaltigen Schritt weiter als Bürgerverein und Künstlergemeinschaft. Das ist kein Wunder, hat er doch mehr oder weniger kräftige Rückenstärkung. „Der Hörsaal ist fertig, die Kino-Vorführanlage ist fertig, die Abnahme ist schon erfolgt“, so Krieg. Und damit hatte er ein bis dato offenbar gut gehütetes Geheimnis gelüftet. Die Verblüffung war perfekt - und zwar bei allen, die ins Ifm gekommen waren. Selbst Ortsbürgermeister Jens Tetzlaff (CDU) war platt.

Ein Kampf mit ungleichen Schwertern - so wurde geraunt im Publikum, aber auch versöhnliche Worte von einem Beirat wurden ausgesprochen. Als erster fing sich Klaus Krüger vom Bürgerverein und versuchte zu retten, was zu retten scheint. „Es wird Anfang des kommenden Jahres Gesprächsrunden geben mit den Leuten, die am Markt sind und denen, die sich einbringen wollen.“ Schließlich: Letztlich geht es um das Publikum, um „die ohnehin wenigen Kunden“.

Kino mit Klubatmosphäre

Jetzt ist guter Rat teuer - fragt sich nur, für wen. Wahrscheinlich für die, die ohne Geld aber mit Freunden, Spendern und viel Enthusiasmus in diesem Jahr gestartet sind. Im Frühjahr haben die Jugendlichen von der Künstlergemeinschaft „Gebäude 6“ die erste Veranstaltungsreihe im Wolfener Kino gewagt. Zuvor war das Gebäude, das gut zwei Jahre leer stand, von ihnen in ihrer Freizeit wieder nutzbar gemacht worden. Über vier Wochen fanden verschiedene Veranstaltungen unter der Überschrift „Projektionsfläche Filmtheater“ statt. Und die hatten eine große Resonanz gefunden. Auch das von der Akademie der Künste Berlin an das Wolfener Kino geknüpfte Projekt mit Schülern hinterließ erfreuliche Spuren. Das alles zeige, sagt Hannes Nieleck, dass das Kino in Wolfen eine Zukunft hat. Und die wollen die Jugendlichen mit dem Bürgerverein zusammen gestalten. An Vorstellungen fehlt es nicht. Eine Nische im Reigen der Veranstaltungsangebote in der Stadt wollen sie ausfüllen. Sie denken an die regelmäßige Aufführung von Studiofilmen, an Lesungen, Ausstellungen, kleineren Musikveranstaltungen und ein bisschen Gastronomie - alles in Klubatmosphäre.

"Bewährungsprobe" für Wolfener

Bei den Leuten im Publikum, deren Herzen ganz offensichtlich für das Kino Wolfen schlagen, fielen die Ideen auf fruchtbaren Boden. Einige hatten sich schon Gedanken gemacht. „Einen Spagat in alle Himmelsrichtungen“ forderte ein Bürger: „Man muss sehr viel machen können, flexibel sein - inhaltlich wie baulich. Nur von Wolfenern kann das Gebäude nicht leben.“ Und ein anderer sagte: „Eine Überlebenschance hat das Projekt nur, wenn es von den Wolfenern angenommen und von ihnen selbst gemacht wird. Das ist das Wir-Gefühl, mit dem man sich von der Dienstleistungsmentalität abhebt.“

Und der Museumsleiter Uwe Holz sieht die plötzlich neue Situation, mit der Bürgerverein und Künstlergemeinschaft konfrontiert sind, so: „Das ist für mich die Nagelprobe, ob die Menschen, die hier leben, die Erfüllung ihrer Bedürfnisse selbst in die Hand nehmen oder ob einer kommt, der das unter eher kommerziellem Aspekt sieht. Zu den regionalen Produkten gehören eben nicht nur die Kartoffeln.“

2014 wollen Bürgerverein und Künstlergemeinschaft das Gebäude sichern, ein Energiekonzept erarbeiten, die Sanierung beginnen.

2015 sollen Foyer und Seitenflügel saniert und die Fassade verschönert werden. Als Problem sehen die Macher noch die Sanierung des Kinosaales und des Obergeschosses. Das soll 2016 in Angriff genommen werden. Ab 2018 können dann in einem sanierten Haus regelmäßig Veranstaltungen stattfinden.

Der Campusverein Bitterfeld-Wolfen ist im April vergangenen Jahres gegründet worden. Eine Aufgabe des Vereins ist es, im auftrag des Eigentümers den Westflügel des Rathauses der Stadt Bitterfeld-Wolfen mit Leben zu erfüllen. Eigentümer ist die kommunale Wohnungs- und Baugesellschaft Wolfen. Der Verein ist dabei, jetzt ein Filmkunstkino im Rathaus zu etablieren. Zum Projekt soll ein Kino-Restaurant mit Anspruch gehören.