Galerie des Martin-Luther-Gymnasiums Galerie des Martin-Luther-Gymnasiums: Baldwin Zettl, Dauerläufer auf der Kupferplatte
Wittenberg/MZ. - Zettl, Jahrgang 43, ist einer jener namhaften Künstler, die noch Präzisionsarbeit schätzen, statt sich, zugegeben effektvoll, in Spontaneität und Zufälligkeiten zu verlieren. Der studierte Grafiker aus dem Thüringischen arbeitet als Kupferstecher. Wo andere mit Farbe klecksen und das Ganze als Ausdruck innerer Befindlichkeiten verkaufen, bevorzugt der Sohn eines Bildhauers Stichel und Kupferplatte, in die er punktgenau und geduldig kleine Preziosen ritzt. Bisweilen wendet er sich freien Themen zu, oft genug sind es allerdings Werke der Weltliteratur und Musik, denen er sich stellt. Seine Illustrationen, etwa zu Richard Wagners "Ring der Nibelungen" oder Theodor Storms "Pole Poppenspäler" sind legendär. 15 Blätter über den Marionettenspieler sind zurzeit auch im Gymnasium zu sehen. Wer die detailgenauen, bisweilen opulenten Stiche betrachtet, muss unweigerlich an Namen wie Dürer oder Merian denken.
Baldwin Zettl ließ es sich nicht nehmen, zur Ausstellungseröffnung persönlich zu erscheinen. Unprätentiös gab er Auskunft über seine Arbeit. Als "Dauerläufer" bezeichnete er sich selbst. Einer, der zufrieden ist, wenn er "vier bis fünf Quadratzentimeter pro Tag schafft". Das Stechen ist zeitraubend - und es erfordert Disziplin. "Man kann nicht warten, bis einen mal die Muse küsst. Jede Linie muss stimmen, sonst kann man die Platte wegschmeißen", lächelt der Mann, der sich auf einem Selbstbildnis inmitten seines Werkzeugs darstellt, die Stirn in Falten gelegt. "Kunst", so Zettl, "ist Fleißarbeit."
Die Kupferstiche sind bis zum 2. November zu sehen.