Fromme Wünsche und flotte Sprüche
Bitterfeld/MZ. - Aber wer denkt, die Super-Idee dort zu finden, ist völlig auf dem Holzweg. Denn gezeigt wird, was früher mal auf den Gabentischen lag. Von Dingen aus dem Computer-Alltag ist da noch keine Spur. Dafür aber werden all die liebenswert einfachen Sachen ausgebreitet - die kleinen Reichtümer einer Puppenmutti zum Beispiel oder eines jungen Eisenbahners, aber auch die von Erwachsenen. Auf gestalteten Schautafeln oder auch nur auf Zetteln flüchtig notiert in wenigen Worten steht manch anrührende die Geschichte, die zu den Geschenken gehören.
Puppenhäuser sind ausgestellt, Kaufmannsläden, Schlitten, filigrane Stickereien, geschnitzte Figuren, geklöppelte Spitze. Neben Postkarten von 1900 finden sich Kassenzettel der HO-Industriewaren Bitterfeld von 1960. Manche Überraschung muss sich der Besucher auch selbst machen. Denn einige sind in Kisten versteckt.
Flotte Sprüche und fromme Wünsche des Schenkers lassen kaum etwas zu wünschen übrig: "Für Vati einen Harten - da braucht die Stimmung nicht lange auf sich warten zu lassen." Das schönste Weihnachtsgeschenk für Kurt Winkler indes war etwas ganz anderes: Er erhielt die 1 000 Neubauwohnung der AWG Buna...
Die meisten Ausstellungsstücke sind Leihgaben. Die haben Leute aus der Gegend für die Zeit der Schau zur Verfügung gestellt. Viele davon haben Schüler ausfindig gemacht. Denn Ausgangspunkt der Ausstellung ist ein Projekt der Klasse 6c am Walther-Rathenau-Gymnasium Bitterfeld gewesen, das Museumspädagogin Judith Winkler mit den Schülern gestaltet hat. "Es ging um Weihnachtsbräuche", erklärt sie, "wir haben uns damit befasst, wie gefeiert wurde, was wichtig ist und warum. Die Schüler haben Leute angesprochen, ob sie noch alte Geschenke als Erinnerung aufbewahren und ob sie die ihnen zur Verfügung stellen. Da kamen schöne Sachen zusammen. Die sind nun im Museum zu sehen." Zum Beispiel welche von Margarethe Heubner oder Elfriede Baldermann.
Aber auch Leihgaben aus einem Museum finden sich in der Bitterfelder Ausstellung. Mitarbeiter des Deutschen Weihnachtsmuseums Rothenburg ob der Tauber haben in den Beständen gestöbert und einige Exemplare nach Bitterfeld geschickt. Die Weihnachtsbriefe zum Beispiel, die um die Jahrhundertwende zum Fest gehörten. "Das sind keine Wunschzettel gewesen", sagt Judith Winkler. "Mit ihnen wurden die Wünsche für ein schönes, besinnliches Fest übermittelt." Und dabei haben sich die Absender richtig Mühe gemacht: Die Weihnachtswunschbriefe sind nicht einfache Briefe - auf ihnen sind Motive gestanzt, die teilweise sogar vergoldet sind.