Friedhof in Bitterfeld Friedhof in Bitterfeld: Ein Garten für die Sternenkinder

Bitterfeld - Endlich haben sie einen Platz gefunden. Die kleinen Menschenkinder, die zu früh geboren wurden und tot auf die Welt kamen. Oder die nur kurze Zeit die Kraft zum Leben hatten. Sternenkinder nennt man sie liebevoll, wenn sie bis zur 26. Schwangerschaftswoche geboren werden und unter 500 Gramm wiegen.
Bis vor vor kurzem wurden die toten Körper dieser kleinen Wesen entsorgt. Einfach so. Mit dem Klinikmüll. Dagegen haben sich engagierte Menschen gewehrt. Und auch der Verein Sternenkinder Anhalt-Bitterfeld hat es jetzt mit viel Kraft und Anstrengung geschafft: Auf dem Bitterfelder Friedhof findet diesen Sonnabend die erste Verabschiedung solcher Babys statt. Nach einer Gedenkfeier in der Trauerhalle werden die Urnen im „Garten der Sternenkinder“ beigesetzt.
„Lange hat es gedauert, aber vorher waren wir finanziell dazu nicht in der Lage“, sagt Uwe Marczok, der Vorsitzende des 2011 gegründeten Vereins. Zwar wurde die Grabfläche schon ein Jahr danach von der Stadt erworben, doch allein die Kosten für diesen Kauf musste der junge Verein erst einmal stemmen. Nur mit den Mitgliedsbeiträgen war das nicht zu schaffen. „Wenn wir das Bestattungshaus Antea nicht als Hauptsponsor gewonnen hätten, wäre das kaum zu bewältigen gewesen.“
In diesem April konnten Marczok und seine Mitstreiter dann dank weiterer Spenden auch endlich Hand anlegen. Haben die Grabfläche bereinigt, einen Stern aus Holz eingebracht, Rindenmulch aufgefüllt. Bunte Windmühlen schmücken die Anlage. Später soll noch ein Spalier aufgestellt werden, an dem Eltern und Angehörige Plüschtiere oder andere Erinnerungen befestigen können. Die Randflächen sollen bepflanzt und eine Platte mit dem Schriftzug „Garten der Sternenkinder“ angebracht werden. Aber auch dafür braucht man wieder Sponsoren.
Stätte der Ruhe und Erinnerung
„Doch wir werden nicht aufgeben“, sagt Marczok. „Es ist das Schlimmste, was man erleben kann: Wenn Eltern ihre Kinder verlieren. Egal, wie groß oder wie alt sie waren.“ Selbst die winzigsten Frühchen sind Menschen, auch wenn sie im Sinne des Gesetzes als Föten bezeichnet werden. „Und auch deren Eltern müssen das Recht auf eine Stätte der Ruhe und Erinnerung haben, an der sie ihre Trauer ausleben können - wenn sie es wollen.“
Der Verein steht deshalb in engem Kontakt mit dem Bitterfelder Klinikum. Wird dort ein Sternenkind geboren, bekommt die betroffene Mutter einen Elternbrief mit dem Hinweis auf den Verein - und kann entscheiden, ob sie das Angebot der gemeinsamen Bestattung annehmen möchte. „Die toten Babys werden dann kremiert und ihre Urnen bis zur Bestattung aufbewahrt“, erklärt der Vereinschef. „Wir wollen jährlich eine solche Verabschiedungsfeier gestalten.“
Ob die Eltern und Angehörigen daran teilnehmen, entscheiden sie selbst. Manche wollen den Schmerz, der sie ohnehin nicht loslässt, nicht noch verstärken. Andere warten auf die Trauerfeier, um den Verlust besser verarbeiten zu können. „Wir können dabei helfen, bieten auch Beratung und moralische Unterstützung an.“ Einige Vereinsmitglieder haben die Ausbildung als Notfallbegleiter oder -seelsorger. Gemeinsam haben sie alle eines: Sie schauen nicht weg. „Denn dieses Schicksal kann jeden treffen“, so Marczok, der auch als Trauerredner tätig ist. Die Rede am Sonnabend wird eine besondere sein: „Eine Geschichte von einem Stern, der für die Eltern leuchtet“, erzählt er. Und schämt sich nicht für die Tränen in seinen Augen.
Die Trauerfeier beginnt 13 Uhr,
danach erfolgt die Urnenbestattung. Jeder kann an der Verabschiedung teilnehmen und auch Blumen oder kleine Grabbeigaben mitbringen.