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Frauenklinik Bitterfeld Frauenklinik Bitterfeld: Neue Variante des Kaiserschnitts

Von Ulf Rostalsky 16.02.2015, 10:29
Die glücklichen Eltern: Mandy und Rolf Krause mit Stella Maria - Janusz Bartnicki: ein zufriedener Chefarzt der Klinik für Frauenheilkunde
Die glücklichen Eltern: Mandy und Rolf Krause mit Stella Maria - Janusz Bartnicki: ein zufriedener Chefarzt der Klinik für Frauenheilkunde André Kehrer Lizenz

Bitterfeld - Die Geburt eines Kindes ist einzigartig. Es ist ein besonderer Moment, wenn Mutter und Kind einander anschauen, während der Nachwuchs auf der Brust der Mutter liegt. „Das ist ein sehr intimer und wichtiger Augenblick. Der Kontakt setzt so viele Glückshormone frei“, berichtet Professor Janusz Bartnicki, Chefarzt der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe im Gesundheitszentrum Bitterfeld/Wolfen.

Der Gynäkologe hat in mehr als drei Jahrzehnten als Geburtshelfer und Gynäkologe hunderten Kindern auf die Welt geholfen. Nicht wenige von ihnen wurden per Kaiserschnitt geboren. „Die klassische Variante war bisher die“, erklärt er, „OP-Saal, Anästhesie, Schnitt. Das gerade geborene Kind wurde zur Versorgung durch den Kinderarzt in einen anderen Raum gebracht. Die Mutter hat das Kind erst nach Stunden wirklich in den Arm nehmen können.“ Ein bewusstes Geburtserlebnis hatten die Mütter nicht.

Kaisergeburt und Kaiserschnitt

Professor Bartnicki geht jetzt andere Wege und setzt auf die Kaisergeburt, die in Deutschland vor allem von Professor Wolfgang Henrich, dem Direktor des Geburtszentrums der Berliner Charité, befördert worden ist. Im Kern handelt es sich dabei immer noch um einen Kaiserschnitt. „Aber ein kleines Detail hat eine riesengroße Wirkung“, ist der Bitterfelder Chefarzt sicher.

Bei der Kaisergeburt wird das Kind nach Öffnung der Bauchhöhle unter den Blicken der Mutter auf die Welt gehoben. „Das geschieht ganz langsam. Und ich drehe das Gesicht des Kindes Richtung Mutter.“ Professor Bartnicki ist überzeugt, den per Kaiserschnitt Gebärenden dadurch ein bewussteres Geburtserlebnis zu ermöglichen als es beim klassischen Kaiserschnitt der Fall ist. Das Kind bleibt auf der Brust der Mutter liegen, der Vater durchtrennt die Nabelschnur.

Kaiserschnitt nur in medizinisch begründeten Fällen

Der Arzt ist ehrlich und sagt: „Dass wir Mediziner früher nicht auf so seine Sache gekommen sind, erstaunt mich.“ Der Chefarzt lobt in höchsten Tönen diese Methode, die englische Wurzeln hat und die er bei seinem früheren Schüler kennenlernte. „Als ich Anfang der Neunziger Oberarzt am Berliner Virchow-Klinikum war, habe ich Professor Henrich, der damals junger Assistent war, die Kaiserschnitte beigebracht. Jetzt lernte ich von ihm… Die Welt ist klein“, meint er lächelnd.

Und Janusz Bartnicki ist sich sicher, mit der Kaisergeburt in Bitterfeld zwar Neuland zu betreten, nicht jedoch für eine Anhebung der Kaiserschnittquote zu sorgen. „Kaiserschnitte führen wir fast ausnahmslos in medizinisch begründeten Fällen durch. Das sind 24 Prozent aller Geburten und damit deutlich weniger als der Bundesdurchschnitt von über 30 Prozent.“

Im Klinikum Bitterfeld kamen im letzten Jahr 450 Kinder zur Welt. 2014 waren es erstmals wieder mehr Mädchen als Jungen: 229 Mädchen standen 221 Jungen gegenüber. Das Gros der Kinder wurde auf natürlichem Wege geboren. Die Kaiserschnittquote lag bei 24 Prozent und damit gut zehn Prozent unter dem Bundesdurchschnitt.

Die Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe verfügt über drei Kreißsäle, in denen „moderne Geburtshilfe in familiärer Atmosphäre eine Hausgeburt im Krankenhaus“ möglich machen soll. Rund um die Uhr stehen Hebammen, Geburtshelfer, Kinderärzte und ein Anästhesist zur Verfügung.

Die Kaisergeburt ist bei Notentbindungen oder einer Vollnarkose ausgeschlossen. Mandy Krause ist eine der ersten Frauen, die in Bitterfeld eine Kaisergeburt erlebte. „Es war einfach sehr schön, die Kleine die ganze Zeit zu sehen“, sagt die 25-Jährige, die sich am Tag nach dem Eingriff schon gut fühlt. Stella Maria ist das erste Kind der Cheftrainerin des Kinder- und Jugendballetts Sandersdorf-Brehna. „Sie ist ein Geschenk für uns“, freut sich Ehemann Rolf Krause. Er war bei der Geburt dabei. „Einfach Wahnsinn, so etwas zu erleben. Da muss man allen Beteiligten einfach nur danken.“

Die Kaisergeburt in Bitterfeld wird unter Federführung von Professor Janusz Bartnicki durchgeführt. Zum Team gehören ein Kinderarzt, ein Anästhesist sowie eine Hebamme. (mz)