Fluthelfer mit Auszeichnung Fluthelfer mit Auszeichnung: Nach Hektik Abenteuer in Afrika
Pretzsch/MZ. - "Stark überrascht" habe ihn die Einladung nach Magdeburg, sieht sich auch Winkler stellvertretend für viele geehrt: "Es haben doch hier alle geholfen, dass das Wasser nicht nach Pretzsch reinschwappt." Dass so viele Jugendliche dabei waren und Menschen, die von der Flut nicht bedroht waren, wie zum Beispiel die Bad Schmiedeberger und sogar deren Kurgäste, das beeindruckt ihn noch immer.
Als abzusehen war, dass der Pegel das Maß bislang üblicher Hochwasser übersteigen wird, stellte Winkler den Betrieb in seinem Betonwerk ein und organisierte auf dem Gelände das Befüllen der Sandsäcke sowie deren Transport. Winkler sieht das ganz pragmatisch: "Wir haben den Platz, den Sand, die Technik und die Logistik." Und die vielen Kundenkontakte, die manche Lücke in der überörtlichen Koordination schlossen und dafür sorgten, dass Sandsäcke dorthin kamen, wo sie dringend benötigt wurden.
Sieben Tage rund um die Uhr hat er gemeinsam mit seinem Sohn die Stellung im Betonwerk gehalten, telefoniert, organisiert, ganze Hundertschaften von Helfern koordiniert. "Wir waren jeden Abend froh, dass trotz des Gewimmels alles unfallfrei abgelaufen ist." Das Geschehen an den Deichen bekam er nur vom Hörensagen mit. Aber das Leid, das die Flut angerichtet hat, konnte ihn gar nicht unberührt lassen: Seiner Schwester, erzählt er, gehört eines der vom Wasser aus den Vorflutern überschwemmten Häusern in der Schmiedeberger Straße in Pretzsch.
Nicht mehr als den Sand hat sich die Firma am Ende ersetzen lassen, ohne Ausgleich für Produktionsausfall oder sonstige Kosten. Für Winkler ist das eine Selbstverständlichkeit. Schließlich gehöre das Unternehmen zur Stadt, in der auch seine Familie bodenständig ist. Das, da ist sich Winkler sicher, hätte auch sein Großvater, der Firmengründer Erich Winkler, so gesehen. Der habe übrigens das Hochwasser 1947 noch erlebt.
Das 1926 gegründete Betonwerk Winkler geht nun in die vierte Generation über. Schon vertritt der 32-jährige Christian Winkler, Baustofftechnologie und Hochbau hat er studiert, den Vater bei der Geschäftsführung. Was diesen dahingehend entlastet, dass er sich ehrenamtlichen Aufgaben widmen kann. Wolfgang Winkler sitzt für die CDU im Stadtrat und ist stellvertretender Bürgermeister. Kommunalpolitik macht ihm Spaß, sagt er. Aber es mache ihm zu schaffen, dass die Kommunen immer knapper mit Geld gehalten werden. "Gerade die kleinen Unternehmen sind von Aufträgen der Kommune abhängig. Wenn man das sieht, das schmerzt schon irgendwie."
Da spricht nicht nur der Stadtrat und Unternehmer aus ihm, sondern auch der Vertreter des Mittelstandes: Denn Winkler ist auch Vizepräsident der Industrie- und Handelskammer Halle / Dessau. Über den Landesvorstand der CDU-Mittelstandsvereinigung, dessen Mitglied er war, ist er an diese Funktion gekommen, die viel mehr Zeit in Anspruch nimmt, als er sich anfangs vorgestellt hatte.
Wenn auch die Zukunft des Familienbetriebes in sicheren Händen zu sein scheint, die Kinder - Winklers haben noch zwei Töchter - auf eigenen Füßen stehen, kürzer zu treten, daran denkt der 53-Jährige noch nicht. "So lange die Arbeit Spaß macht", will er sich mit dem Ruhestand Zeit lassen.
Doch geht es auch ohne Katastrophen in Winklers Alltag mitunter sehr hektisch zu. Deshalb ist er ein Mensch, "der die Ruhe sucht". Und dies in exotischen Gefilden: Namibia ist das Lieblingsreiseziel von Wolfgang Winkler und seiner Frau, "im Landrover und mit dem Zelt - ganz auf sich allein gestellt".