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Flüchtlingswohnung in Greppin Flüchtlingswohnung in Greppin: In der Warteschleife

Von Sylvia Czajka 22.09.2014, 07:44
Angela Zaman wartet schon seit Monaten auf die Ankunft der Flüchtlinge.
Angela Zaman wartet schon seit Monaten auf die Ankunft der Flüchtlinge. André Kehrer Lizenz

Greppin/MZ - Still ist es in der Greppiner Wohnung. Eigentlich sollte dort schon seit Anfang Juni Leben herrschen - doch bisher ist niemand eingezogen. Und das macht Angela Zaman sauer. Denn sie und ihre Familie haben seit Monaten für Asylsuchende eine 76 Quadratmeter große Wohnung reserviert. Eine Unterstützung, die der Landkreis Anhalt-Bitterfeld eigentlich gut brauchen kann, seit er seine Strategie zur Unterbringung geändert hat. Denn neu ankommende Flüchtlinge sollen generell in Wohnungen untergebracht werden.

Bei den Zamans wäre alles perfekt - aber bisher ist es der Behörde nicht gelungen, eine Flüchtlingsfamilie für die Wohnung zu finden. Das stößt bei Angela Zaman auf absolutes Unverständnis. „Schließlich werden doch überall Wohnungen zur Unterbringung gesucht“, hatte sie gelesen. Deshalb hielt man Familienrat. Und der beschloss, die Zimmer anzubieten. „Wir haben sogar eine Dusche eingebaut und renoviert.“ Viel Eigeninitiative also, denn Letzteres lässt der Landkreis eigentlich Firmen übernehmen. Seit Juni ist die Drei-Raum-Wohnung nun bezugsfertig. Die Landkreisverwaltung hat sogar schon Möbelstücke einräumen lassen. Betten, Schränke, Küche. „Seit Monaten warten wir, dass jemand einzieht. Wir sind enttäuscht.“

Landkreis bietet Erklärung

Der Landkreis hingegen hat eine ganz andere Sicht auf die Dinge. Grundsätzlich sei die Wohnung zur Unterbringung Asylsuchender geeignet und soll auch genutzt werden, heißt es auf Anfrage der Mitteldeutschen Zeitung. „Frau Zaman hat allerdings ausdrücklich um die Zuweisung einer syrischen Familie gebeten, weil sie diese Personengruppe unterstützen möchte.“ Doch bisher sei es nicht möglich gewesen, diesem Wunsch zu entsprechen. Nun kündigt der Landkreis für die kommende Woche eine vierköpfige syrische Flüchtlingsfamilie an, die in der Greppiner Wohnung untergebracht werden soll.

Über die Argumentation aber kann sich Angela Zaman nur wundern. Man drehe ihr die Worte im Munde um. „Ich habe nur gesagt: Wir würden Syrer bevorzugen. Für jede andere Flüchtlingsfamilie hätten wir natürlich ebenfalls die Wohnung bereit gestellt“, betont sie. Eigentlich stand die Hilfe im Mittelpunkt ihrer Bemühungen. „Mein Mann weiß, wie es ist, als Fremder in einem fremden Land anzukommen“, berichtet sie. Er stammt aus Pakistan und lebt seit mehr als 20 Jahren in Deutschland. Spricht arabisch. Könnte bei der Verständigung helfen. Hinzu komme: Die Stadt Bitterfeld-Wolfen trägt den Titel „Stadt mit Courage - Stadt ohne Rassismus“ - dazu wollten die Zamans ihren Beitrag leisten.

„Und jetzt habe ich von Pontius zu Pilatus telefoniert und nie konkrete Aussagen bekommen.“ Drei Monate sind inzwischen verstrichen. Nicht einmal anderweitig hätte sie die Räumlichkeiten vermieten können, da der Landkreis Mobiliar dort abgestellt hat. Den Akt der Nächstenliebe haben sich die Zamans jedenfalls anders vorgestellt.

Im Landkreis Anhalt-Bitterfeld gibt es zwei Gemeinschaftsunterkünfte: in Friedersdorf und Marke. Sie haben eine Gesamtkapazität von 390 Plätzen, davon sind derzeit 366 belegt. In kommunalen Wohnungen stehen insgesamt 262 Plätze in 60 Wohnungen zur Verfügung. Der Landkreis hat sich für eine dezentrale Unterbringung entschieden. Von diesen sind 198 Plätze bereits belegt. Der Hauptanteil der Flüchtlinge, die in Wohnungen untergebracht sind, also 50 Prozent, kommt aus dem ehemaligen Jugoslawien: Bosnien, dem Kosovo und Serbien. Seit 2014 liegt die Zuständigkeit für die Flüchtlinge nicht mehr beim Sozialamt, sondern beim Ordnungsamt, das auch für Ausländerrecht zuständig ist.